Die Koenigin der Rebellen
bekämpfen diese Monster, wo immer wir es können.« »Ich habe es gesehen«, antwortete Charity lächelnd. »Man muß nur nach Osten sehen, und man sieht ganz deutlich, wie ihr sie bekämpft, Kent.« Kents Blick wurde hart. »Was glaubst du, sollen wir tun?« fragte er, nur noch mühsam beherrscht. »Wir sind nicht einmal vierzig Mann hier. Sollen wir unsere Waffen nehmen und das Shaitaan stürmen?« »Nein«, antwortete Charity ruhig. Sie hatte mit dieser Frage gerechnet. »Das wäre Selbstmord. Wißt ihr, wie man solche Probleme dort löst, wo ich herkomme? Man versucht, den Grund einer Bedrohung herauszufinden, und eliminiert ihn.« Kent sah sie verwirrt an. »Wer bist du, Charity?« fragte er unvermittelt. »Du gehörst doch nicht zu den Sharks, oder?« »Ich ... habe eine Weile bei ihnen gelebt«, antwortete Charity ausweichend. »Seit Daniel die Sharks ausgelöscht hat, sind wir zusammen. Seit acht Tagen.« Kent lächelte, und das auf eine Art, die ihr sehr klarmachte, wie wenig ihn diese Antwort zufrieden stellte. »Und was habt ihr jetzt vor?« fragte er, noch immer lächelnd. »Wollt ihr Daniel den Krieg erklären — zu fünft?« »Wir suchen Hilfe«, sagte Charity. Sie spürte, wie Skudder sie mahnend ansah, obwohl sie nicht einmal in seine Richtung blickte. Wenn sie jetzt einen Fehler machte, würden sie vielleicht etwas mehr verlieren als nur ein paar potentielle Verbündete. Zum Beispiel ihr Leben. »Hilfe? Wobei?« »Bei etwas, was wir allein nicht schaffen«, antwortete sie vorsichtig. »Wir haben die nötige Ausrüstung«, fuhr sie mit einer Kopfbewegung auf die Waffe auf Kents Knien hinzu, »aber wir brauchen Informationen. Jemanden mit der entsprechenden Ortskenntnis, mit Wissen . . .« »Wozu?« fragte Kent noch einmal. Charity atmete hörbar ein, ehe sie antwortete. Und es fiel ihr auch dann noch sehr schwer, die drei Worte auszusprechen.
»Wir wollen Daniel«, sagte sie.
Kapitel 3
Das Dorf lag versteckt in einer Senke. Es bestand nur aus einem knappen Dutzend kleiner, kuppelförmiger Bauten, aber er sah zahlreiche Spuren; sehr viel mehr, als die geringe Anzahl der Hütten glauben machen wollte. Und nicht nur die Spuren von Menschen. Er hatte die Stadt am nördlichen Rand der Ebene inspiziert und war zu demselben Schluß wie Daniel gekommen — nämlich, daß Captain Laird und eine größere Anzahl Begleiter das Camp der Sharks verlassen haben mußten, bevor die Gleiter dort eintrafen, und die Ebene in südlicher Richtung durchquert hatten; allerdings hatte er sehr viel weniger Zeit als Daniel gebraucht, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Er hatte auch schon im Laufe der Nacht begriffen, daß neunzig Prozent der Spuren, die Daniels Gleiter und die Reiterkommandos verfolgt hatten, falsch waren — entweder Spuren einzelner Flüchtlinge, die sich vom Haupttrupp getrennt hatten, oder absichtlich gelegt, um die Verfolger in die Irre zu führen.
Nicht aber Kyle.
Er blickte schweigend auf das Dorf hinab, verfolgte mit einem Teil seiner Aufmerksamkeit das Treiben der braun- und graugekleideten Gestalten zwischen den ärmlichen Hütten und konzentrierte einen anderen Teil seines Denkens darauf, das fehlende Stück der Spur zu extrapolieren. Es war keine sehr schwierige Aufgabe. Die Reichweite der Fahrzeuge, die Laird und ihre Begleiter zur Flucht benutzt hatten, war beschränkt, ebenso ihr Vorrat an Wasser und Lebensmitteln. Es war sehr wahrscheinlich, daß sie in dieser Ansiedlung halt gemacht und ihre Vorräte erneuert hatten. Aber Kyle wußte auch, daß er nicht einfach hinuntergehen und nach ihnen fragen konnte; ebenso wenig, wie es Sinn gehabt hätte, Gewalt anzuwenden. Das hatten Daniels Männer bereits versucht — die niedergebrannte Ruine einer Hütte bewies es. Die Lebewesen dort unten gehörten der gleichen Spezies an wie Laird und ihre Begleiter. Und ganz offensichtlich handelte es sich um eine Rasse mit einem stark ausgeprägten Solidaritätsbewußtsein. Als Kyle an diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen war, war sein weiteres Vorgehen klar. Lautlos und ohne daß einer der Menschen dort unten im Tal auch nur etwas von der Anwesenheit des stummen Beobachters ahnte, erhob er sich aus seinem Versteck und ging ohne sichtbare Hast zu der Felsgruppe zurück, hinter der er sein Fahrzeug abgestellt hatte. Es handelte sich um eine der zweirädrigen Maschinen, wie sie auch Laird und die anderen zur Flucht verwendet hatten. Er hatte Daniels Angebot, ihm einen schnellen
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