Die Koenigin der Rebellen
Sie ... haben auf alles gefeuert, was sich bewegte. Wir ... wir haben uns zurückgezogen. Ein paar von uns haben versucht, durchzubrechen, aber sie haben sie alle erwischt. Wir anderen haben uns in die Keller verkrochen.« »Und?« fragte Liz, als er nicht weitersprach, sondern absichtlich eine Pause einlegte, als fiele es ihm schwer, die Bilder aus seiner Erinnerung in Worte zu fassen. »Dann kamen die Ameisen«, flüsterte er. »Es waren Hunderte. Sie ... sie haben die Stadt abgeriegelt und ... Haus für Haus durchsucht. Wir haben gekämpft, aber es ... es waren einfach zu viele. Sie haben alle umgebracht.« »Alle?« Kyle nickte. Dann deutete er auf seine bandagierte Schulter. »Ich hatte Glück, das ist alles. Ich wurde angeschossen, aber ich hab' diese verdammte Ameise auch erwischt, ehe sie mir den Rest geben konnte. Danach . . .« Er stockte, hob hilflos die Hände. »Ich weiß nicht, wie lange ich bewußtlos war. Vielleicht ein paar Stunden, vielleicht Tage. Sie haben mich irgendwie übersehen. Dachten wohl, ich wäre tot.« »Und weiter?« Kyle blickte einen Moment lang an Liz vorbei ins Leere. »Es war gestern ... nein, vorgestern«, flüsterte er. »Ich habe ... Wasser gefunden, und ein bißchen Morphium, um die Schmerzen zu dämpfen. Ich wollte weg. Die Ameisen waren abgezogen, nachdem sie alle umgebracht hatten. Und dann ist der Gleiter gelandet.« »Was für ein Gleiter?« fragte Liz mißtrauisch. Kyle mußte davon ausgehen, daß das Transportschiff geradewegs über die Siedlung hinweggeflogen war. Er wußte nicht, welchen Kurs es genommen hatte. »Ein riesiges Ding«, antwortete er. »Eine Art ... Scheibe, fast eine halbe Meile groß. Ich hab' so etwas noch nie zuvor gesehen. Ein paar Ameisen sind herausgekommen, und dann . . .« Er sah Liz an, als glaube er selbst nicht, was er da sagte. »Ich vermute, es war Daniel persönlich«, fuhr er fort. »Ein Mann in schwarzer Kleidung, mit dem Zeichen Morons. Jedenfalls jemand mit Macht. Er war nicht allein. Eine Ameise war bei ihm, und ein ... ein anderer Mann. Ich konnte hören, was sie sprachen.« »Und dieser andere Mann war der Jäger, von dem Sie sprachen?« Liz' Mißtrauen war keineswegs besänftigt. Kyle nickte. »Ja. Ich ... weiß nicht, wer er ist, oder was, aber ich muß Skudder warnen.« Liz lächelte dünn. »Wie kommen Sie auf die Idee, daß ein einzelner Mann Skudder finden könnte?« fragte sie. »Daniel und all seine Ameisen haben es nicht geschafft.« »Das ist kein normaler Mensch«, antwortete Kyle aufgebracht. »Ich weiß nicht, was er ist, aber er ... er muß eine Art menschlicher Spürhund sein.« Er hob erregt die Hände. »Hören Sie, Liz. Ich bin ihm gefolgt. Ein ... ein paar von unseren Jungs hatten sich in die Berge geschlagen, aber er hat sie gefunden. Es gab keine Spuren. Nichts, was sie hätten verraten können, und das Versteck war perfekt. Er hat nicht einmal eine Stunde gebraucht, um sie aufzuspüren. Er hat alle getötet.« Antony starrte ihn an, und auch Liz schwieg einen Moment. Dann sagte sie: »Und jetzt glauben Sie, er wäre hinter Skudder her.« »Ich weiß es!« widersprach Kyle. »Verdammt, begreifen Sie denn nicht, daß Sie auch in Gefahr sind? Er wird hierher kommen. Ich bin gefahren wie der Teufel, aber ich glaube nicht, daß ich einen allzu großen Vorsprung habe. Er wird euch alle umbringen!« »Das glaube ich nicht«, antwortete Liz gelassen. »Wir sind nicht ganz wehrlos.« Sie wandte sich an Antony. »Stell ein paar Wachen auf.« Der Mann nickte und entfernte sich. Liz drehte sich wieder zu Kyle um. »Eine ziemlich phantastische Geschichte, die Sie da erzählen, nicht?« »Aber sie ist wahr!« widersprach Kyle heftig. »Verdammt, wenn Sie mir nicht glauben, dann schicken Sie wenigstens jemanden zu Skudder, der ihn warnt. Ihr müßt mir ja gar nicht sagen, wo er ist.« Liz blickte ihn einen Moment lang sehr nachdenklich an. Dann zuckte sie mit den Schultern, drehte sich um und ging zur Tür, blieb aber noch einmal stehen. »Wir denken darüber nach«, sagte sie. »Wenn Ihre Geschichte stimmt, sehen wir weiter.« Kyle starrte ihr mit perfekt geschauspielertem Zorn nach, sagte aber nichts mehr. »Sie dürfen es ihr nicht übelnehmen«, sagte Stanley. »Liz ist das Mißtrauen in Person. Aber ohne sie wären wir alle schon lange nicht mehr am Leben.« Er schwieg einen Moment, schien darauf zu warten, daß Kyle antwortete. »Spielt sowieso keine Rolle«, fuhr er in verändertem
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