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Die Koenigin der Rebellen

Die Koenigin der Rebellen

Titel: Die Koenigin der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tonfall fort. »Ob wir Ihnen glauben oder nicht — mit dem Bein gehen Sie nirgendwohin, in den nächsten zwei oder drei Wochen.« Er wandte sich an das Mädchen. »Du bleibst hier und paßt auf ihn auf, ja? Ich komme später noch einmal vorbei.« Kyle schwieg weiter, bis auch er die Hütte verlassen hatte. Dann drehte er sich langsam zu dem Mädchen um und schüttelte den Kopf. »Was ist mit den beiden los?« fragte er. »Sind sie völlig bescheuert, oder arbeiten sie für die Ameisen?« Das Menschenjunge lächelte, aber es sah irgendwie schmerzlich aus. »Du mußt das verstehen«, sagte es, während es näher kam. »Noch etwas Wasser?« Kyle nickte, und das Mädchen setzte die Wasserschale wieder an seine Lippen. »Wir hatten vor vier Tagen Besuch von Daniels Freunden«, fuhr es fort, während er trank. »Sie suchen Skudder. Sie ... haben drei von uns umgebracht und eine Hütte niedergebrannt. Liz traut niemandem mehr. Aber sie weiß, daß du die Wahrheit sagst«, fügte sie hinzu. Kyle sah überrascht auf. »Du hast im Schlaf gesprochen«, erklärte das Mädchen. »Völlig wirres Zeug, aber jetzt ergibt es einen Sinn, weißt du? Ich denke, sie glaubt dir. Sie ist nur vorsichtig. Und Stanley hat recht«, fügte sie mit einer Geste auf sein Bein hinzu. »Du kannst sowieso nichts tun.« »Ich kann fahren«, antwortete Kyle stur. »Ist meine Maschine in Ordnung?« Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Ich verstehe nichts davon«, antwortete es. »Ich denke schon. Aber das ändert nichts. Du kannst mit dem Bein auch nicht fahren, glaub mir.« »Aber jemand muß Skudder warnen«, beharrte Kyle. Er sprach jetzt leiser, und etwas in seiner Tonart änderte sich, Nuancen, die das Mädchen nicht einmal bewußt registrierte, die aber ihre Wirkung taten. Es war eine Art äußerst subtiler Hypnose. Ohne daß das Mädchen es auch nur begriff, begann sein ohnehin schwach ausgeprägtes Mißtrauen zu zerbröckeln. »Ich weiß«, sagte es. Kyle lächelte. »Dann versprich mir etwas«, sagte er sanft. »Ich hänge hier fest, aber du kannst dafür sorgen, daß man jemanden zu Skudder schickt. Warnt ihn. Und verschwindet von hier, ehe dieser Killer auftaucht.« Das Mädchen schwieg. Es sah verwirrt aus. Dann nickte es, schüttelte aber gleich darauf den Kopf. »Ich würde es ja tun, aber...« »Du traust mir nicht«, stellte Kyle fest. Seine Stimme klang verletzt, aber nicht vorwurfsvoll. Trotzdem wußte er, daß sie heftige Schuldgefühle in dem Mädchen weckte. Diese Humanoiden waren so leicht zu beeinflussen. »Das ist es nicht«, sagte sie. Sie lächelte nervös, drehte sich plötzlich um und sah rasch und fast erschrocken zur Tür, als fürchte sie, belauscht zu werden. »Sondern?« »Sie waren hier, das stimmt«, fuhr das Mädchen stockend fort. »Aber Liz weiß selbst nicht genau, wo sie hingegangen sind. Skudder meint, es ... es wäre sicherer, wenn sie es nicht wüßte. Sie wollten nach Osten.« »An die Küste?« Das Mädchen zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich weiß nicht«, sagte es unsicher. »Der Zwerg, der bei ihnen war, erzählte von irgendwelchen Rebellen. Aber niemand hier weiß genau, wo sie zu finden sind.« Kyle schwieg einen Moment. Er empfand keine Enttäuschung. Er hatte eine Spur — keine sehr gute, aber immerhin eine Spur. Es gab jetzt keinen Grund mehr für ihn, noch länger zu bleiben. Er wußte, daß das Mädchen die Wahrheit sprach. Er selbst hätte nicht anders gehandelt, an Skudders und Lairds Stelle. Mit einem Ruck setzte er sich auf. Das Mädchen erschrak — und erstarrte mitten in der Bewegung, als es sah, welche unheimliche Veränderung mit Kyle vor sich ging. Kyles zerfurchtes Gesicht glättete sich. Die Spuren von Fieber und Durst verschwanden binnen Sekunden. Plötzlich waren auf seinen Händen keine Narben mehr, und für eine Sekunde begann sich der graue Verband über seiner Schulter wie ein lebendes Wesen zu bewegen, als sich das Fleisch darunter glättete und die Wunde verschwand, die Kyle mit seiner puren Willenskraft geschaffen hatte. Kyle gab dem Mädchen keine Chance, auch nur einen warnenden Schrei auszustoßen. Er tötete es, stand auf und konzentrierte sich für die nächsten drei Minuten darauf, sein gebrochenes Bein zu heilen. Dann verließ er die Hütte.
    Als er das Dorf eine halbe Stunde später verließ, lebte in dem kleinen Felsental niemand mehr.

Kapitel 5
    Was einmal Denver, Colorado, gewesen war, war jetzt eine Ruinenstadt. Die stolze

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