Die Koenigin der Rebellen
Stimme klang ein bißchen unsicher. Kyle fragte sich, ob er Verdacht geschöpft hatte. Möglicherweise hatte er den Heilungsprozeß trotz allem zu sehr forciert. Er nahm sich vor, den Arzt bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu töten. Laut sagte er: »Es geht. Ich fühle mich schon wieder ... besser.« Der Arzt lächelte. »Sicher doch«, sagte er spöttisch. »Gleich werden Sie aufstehen und Bäume ausreißen, wie?« Er grinste, erhob sich wieder und machte für die beiden anderen Humanoiden Platz. Kyle musterte sie aufmerksam. Der Mann war alt — im letzten Viertel seiner Lebenserwartung, die Frau etwas jünger, aber verhärmt, mit großen, schlecht verheilten Narben auf Händen und Unterarmen. Ihre Bewegungen waren ein wenig schneller als die des Mannes, ihr Blick härter. Zweifellos war sie die Gefährlichere der beiden. »Ich bin Antony. Das sind Stanley und Liz. Können Sie reden?« begann der Mann. Die Frau schwieg. Kyle konnte ihr Mißtrauen fühlen. Er nickte. »Wo bin ich hier?« »Vielleicht beantworten Sie uns erst einmal ein paar Fragen, ehe sie selbst welche stellen«, sagte die Frau scharf, ehe der Mann antworten konnte. »Wer sind Sie? Was wollen Sie hier bei uns?« »Kyle«, antwortete Kyle. »Mein Name ist Kyle. Ich suche Skudder.« In den Augen des Mannes erschien ein deutlicher Ausdruck von Erkennen, das Gesicht der Frau blieb starr. »Wer soll das sein?« fragte sie. Kyle seufzte. Mühsam stemmte er sich auf die Ellbogen, versuchte sich ganz aufzusetzen und sank wieder zurück. Er hatte keine Kraft. Das Fieber war noch immer zu hoch. Er dämpfte es ein wenig. »Hören Sie, Liz«, sagte er. »Ich verstehe Ihr Mißtrauen. Aber wir haben keine Zeit für Spielchen. Ich muß Skudder und die anderen finden.« »Müssen Sie das?« Liz lächelte dünn. »Und warum?« »Weil sie in Gefahr sind«, antwortete Kyle mühsam. »Bitte, ich ... muß zu ihnen.« »Sie gehen nirgendwo hin«, unterbrach ihn Stanley bestimmt. »Daß Sie überhaupt noch leben, ist ein Wunder, guter Mann. Sie bleiben mindestens eine Woche hier liegen, und . . .« »Bis dahin sind Skudder und Charity Laird tot«, sagte Kyle ruhig. »Was soll das heißen?« schnappte Liz. Kyle wartete einen Moment, ehe er antwortete. »Das versuche ich Ihnen ja die ganze Zeit über zu erklären«, sagte er. »Daniel hat einen Mann auf sie angesetzt. Einen... Spezialisten. Ich muß sie warnen.« »So?« sagte Liz mißtrauisch. »Und wenn Sie dieser Spezialist sind? Nur so, als Gedankenspiel . . .« Kyle seufzte. »Wenn, dann wäre ich ein ziemlicher Idiot, halbtot hier anzukommen und das Risiko einzugehen, daß Ihr Knochenflicker mich umbringt«, sagte er heftig. Stanley grinste. Kyle hatte die richtige Tonart angeschlagen. Er spielte die Rolle eines Shark. Sharks waren nicht für ihre ausgesuchten Umgangsformen bekannt. »Hören Sie zu«, fuhr er nach einer Weile fort. »Ich weiß, daß sie hier waren. Ich gehöre zu ihnen. Wir wurden getrennt, aber wir hatten ausgemacht, uns hier zu treffen.« Er begriff im gleichen Moment, daß er einen Fehler gemacht hatte. Antony sah ihn überrascht an, und das Mißtrauen in Liz' Augen wurde wieder stärker. »Hier?« »Hier oben in der ersten menschlichen Ansiedlung weiter südlich«, sagte er grob. »Wir . . .« Liz schnitt ihm mit einer energischen Handbewegung das Wort ab. »Okay«, sagte sie. »Nehmen wir an, das stimmt. Wer sind Sie? Wenn Sie zu ihm gehören, wieso sind Sie zurückgeblieben? Skudder und die anderen sind vor einer Woche hier durchgekommen.« Die Offenheit dieser Antwort überraschte Kyle für einen Moment. Aber dann begriff er, daß Liz damit kein Risiko einging. Wenn er die falschen Antworten gab, würde sie ihn töten. »Erzählen Sie von Anfang an«, sagte Antony. »Wir glauben Ihnen ja, aber wir müssen sichergehen.« Liz warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. Antony ignorierte ihn, lächelte aufmunternd in Kyles Richtung und machte eine Geste. »Bitte.« »Also gut«, begann Kyle. »Wir wurden getrennt. Ich ... bin in der Stadt zurückgeblieben, um noch ein paar Dinge mitzunehmen. Nicht lange, eine Stunde vielleicht, aber als ich losfahren wollte, kamen die Gleiter.« Er sprach stockend, als bereite ihm allein die Erinnerung körperliche Schmerzen. Liz starrte ihn ausdruckslos an, aber er sah auch Mitgefühl in den Augen Antonys, Stanleys und des Mädchens. Mit zitternder Stimme und ins Leere gerichtetem Blick fuhr er fort: »Es war entsetzlich.
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