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Die Koenigin der Rebellen

Die Koenigin der Rebellen

Titel: Die Koenigin der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Motorrad kam jetzt schnell näher. Offenbar hatte Net sie gesehen, denn sie beschleunigte nochmals. Der Motor der Harley brüllte auf. Sand wirbelte in einer Fontäne unter dem Hinterrad hervor, als Net dann versuchte zu bremsen. Sie schrie auf, als die Harley zu schlingern begann, und warf sich in den Sand. Die Maschine raste noch ein Stück weiter, dann stürzte auch sie in eine gewaltige Düne. »Net!« Skudder war mit zwei, drei gewaltigen Sätzen bei der Wastelanderin und kniete neben ihr nieder. Net rührte sich nicht, aber Charity sah, wie Skudder erschrocken zusammenfuhr, als er sich über sie beugte. »Was ist passiert?« rief sie. »Ist sie verletzt?« Skudder antwortete nicht. Aber als Charity neben ihm ankam, hob er den Blick, und Charity sah, daß sein Gesicht bleich vor Schrecken war. Und seine Hände, die er unter Nets Hinterkopf und Schultern geschoben hatte, voller Blut. 
    Zum ersten Mal überhaupt in seinem Leben empfand Kyle Ungeduld. Es war drei Minuten her, daß er das Motorrad angehalten hatte, um sich zu identifizieren; anderthalb, seit er der Dienerkreatur seine ID-Karte ausgehändigt hatte und die damit verschwunden war, um sie zu überprüfen — und das allein war schon etwas, was Kyle verwirrte. ID-Karten der ersten Klasse konnten nicht gefälscht werden — es gab keinen Grund, sie zu nehmen, um sich von ihrer Echtheit zu überzeugen. Aber der wußte auch, daß der Vierarmige dies nicht aus eigenem Antrieb tat — ganz einfach, weil eine Dienerkreatur nichts tat, was ihr nicht ausdrücklich befohlen werden konnte, und weil sie über die Gefühle, die für eine solche Handlungsweise Voraussetzung gewesen wären, gar nicht verfügte. Der Vierarmige war wenig mehr als ein Roboter, der eigentlich nur durch Zufall aus Fleisch und Blut bestand statt aus Metall. Ungeduldig sah sich Kyle um, während er auf die Rückkehr des Vierarmigen wartete. Er befand sich in den Außenbezirken der Stadt Denver, wenige Straßenzüge von seinem Ziel entfernt, und somit wenige Augenblicke von dem Moment, in dem er Captain Laird stellen und seinen Auftrag erfüllen würde; fast sechs Tage vor Ablauf der Frist, die ihm Daniel gesetzt hatte. Umso mehr ärgerte er sich über diese weitere Verzögerung. Aber er wußte auch, daß er es nur seinen phantastischen Reaktionen und — (auch, wenn er das nicht gerne zugab) einer gehörigen Portion Glück zu verdanken hatte, daß er überhaupt noch lebte. Kaum einen halben Meter von der Stelle entfernt, an der seine Maschine zu Boden gestürzt war, war der Asphalt geschmolzen, und auch auf der Wand hinter ihm prangten zwei unregelmäßig geformte, glasierte Flecken — Spuren der Schüsse, die der Vierarmige auf ihn abgegeben hatte. Wahrscheinlich, überlegte Kyle zornig, lebte er nur noch, weil der Vierarmige ein so miserabler Schütze war. Dabei hatte er eigentlich gar keinen Grund, zornig auf die Dienerkreatur zu sein — sein Ärger sollte viel mehr ihm selbst und seinem bodenlosen Leichtsinn gelten, in der Verkleidung eines Rebellen in eine Stadt hineinzufahren, in der die Regel der Hundert galt. Hätte er auch nur eine Minute über das nachgedacht, was er auf dem Weg zum und später im Versteck der Rebellen erfahren hatte, hätte er gewußt, daß diese Tarnung geradezu eine Herausforderung an die Vierarmigen darstellen mußte, ihn über den Haufen zu schießen. Der zweite, schwerwiegende Fehler, der ihm innerhalb kurzer Zeit unterlief. Alles, was Kyle sich selbst zugute halten konnte, war die Tatsache, daß er verwundet gewesen war, und zwar so schwer, daß der Regenerationsprozeß sein logisches Denk-vermögen beeinträchtigte. Gleichzeitig spürte er, daß das nicht der einzige Grund war. Vielleicht war es überhaupt nicht der Grund . . .
    Er verscheuchte den Gedanken und ließ seinen Blick über die ausdruckslosen Insektengesichter der drei anderen Dienerkreaturen schweifen, die ihn von den Rücken ihrer Kampfkäfer herab beobachteten. Nicht einmal ihm gelang es, irgend etwas von diesen Gesichtern abzulesen, die im Grunde nicht mehr als Masken aus Horn und starrenden Facettenaugen waren. Aber er spürte die Feindseligkeit der Kreaturen. Hätte er nicht genau gewußt, daß es unmöglich war, dann hätte er geschworen, daß die Geschöpfe es bedauerten, ihn nicht töten zu dürfen. Die Rückkehr der vierten Dienerkreatur hinderte Kyles Gedanken daran, noch weiter auf solch sonderbaren (und verbotenen) Wegen zu wandeln. Der Vierarmige kam mit raschen,

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