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Die Koenigin der Rebellen

Die Koenigin der Rebellen

Titel: Die Koenigin der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Seltsamerweise verschaffte es Charity keine Befriedigung, ihren Gegner getötet zu haben. Nicht einmal Erleichterung. Ganz egal, was er getan hatte und auf welcher Seite er stand — der Mann dort drüben war ein Mensch gewesen, kein Insektenmonster von den Sternen. Wortlos stand sie auf, sicherte den Laser und drehte sich um.
    »Megamann!« sagte Gurk spöttisch. »Ha!«

Kapitel 10
    Schmerz. Agonie. Angst. Noch nie zuvor im Leben hatte Kyle solche Qualen ausgestanden. Seine Erinnerungen waren ausgelöscht, fort, zu schwarzer Schlacke verbrannt wie sein Körper. Er wußte nicht mehr, wer er war. Was er war. Wo er war. Kyles Denken war auf einen winzigen, weißglühenden Punkt im Nichts zusammengeschrumpft, eine grell lodernde Sonne, die nur aus Schmerz und unvorstellbarer Qual bestand und in der nur Platz für Angst und Agonie war — und den Wunsch zu sterben. Aber er starb nicht. Sein Körper war schlimmer verletzt worden als jemals zuvor. Er war verbrannt worden, mit unvorstellbarer Wucht gegen die Felsen geschleudert und von rotglühenden Trümmerstücken durchbohrt, von brennendem Benzin und kochender Lava übersät, aber er lebte noch. Er lernte im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle kennen, schritt durch die Flammen des Hades und torkelte durch das Fegefeuer, aber irgendwo in seinem Körper, der kaum noch mehr war als ein zuckender Plasmaklumpen, war noch Leben. Zellen veränderten sich. Verbranntes Gewebe begann sich zu regenerieren, Nerven und Muskeln, die nicht mehr da waren, wuchsen mit phantastischer Schnelligkeit nach, Knochen begannen sich neu zu bilden. Selbst Kyles Schöpfer wären wahrscheinlich erstaunt gewesen, hätten sie mit angesehen, wie perfekt der künstlich stimulierte Regenerationsmechanismus seines Körpers arbeitete. Stunden vergingen, die für Kyle zu Ewigkeiten wurden. Die Nacht brach herein, und mit ihr eine grausame Kälte, die seinem verstümmelten Körper neue, unerträgliche Schmerzen zufügte. Kyle hätte geschrien, hätte er es gekonnt, und er hätte sich selbst getötet, wäre er dazu in der Lage gewesen. 
    Charity duckte sich instinktiv, als die nächste Explosion die Nacht zerriß. Ein grellweißer Feuerball verwandelte die Wüste in Bruchteile von Sekunden in ein bizarres Schwarzweißbild voller harter Schatten und Linien, und kaum eine Sekunde später rollte der krachende Donner der Detonation über die Hügel. Statt des grellen Glutballes erhellte jetzt der zuckende Schein von Flammen die Nacht. In dem flackernden, gelben und roten Licht waren die rasenden Flugscheiben am Himmel nur schemenhaft zu erkennen, wie Ungeheuer aus einem Alptraum, die aus dem Nichts kamen, ihre grellen Flammenblitze auf die Erde schleuderten und wieder ins Nichts verschwanden, lautlos wie Gespenster und hundertmal tödlicher. Charity ließ sich vorsichtig zu Boden sinken, wandte sich um und kroch auf Knien und Ellbogen zu den anderen zurück, die in einem Spalt zwischen zwei Felsen Schutz gesucht hatten. Der Platz war viel zu eng für fünf Personen, aber es war das einzige Versteck in weitem Umkreis gewesen, das ihnen auch Schutz vor einer Entdeckung aus der Luft gewährte. Charity zweifelte keine Sekunde daran, daß die fliegenden Killer dort oben nicht nur mit Waffen, sondern auch mit allen nur denkbaren Beobachtungs- und Ortungsgeräten ausgerüstet waren. Erst als sie den sicheren Schutz der Felsen erreicht hatte, wagte sie es, sich aufzurichten und wieder Atem zu holen. Die Luft in ihrer Kehle war heiß. Sie waren fast zwei Meilen vom Eingang des unterirdischen Rebellenverstecks entfernt, und trotzdem spürten sie die Hitze der Explosionen so stark, als stünden sie unmittelbar daneben. Kent starrte sie an. Er sagte nichts, aber Charity sah die verzweifelte Hoffnung in seinen Augen. Auch sie schwieg, und ihr Kopfschütteln war nur angedeutet. Trotzdem wandte sich Kent mit einem Ruck um. Dort drüben lebte niemand mehr. Selbst, wenn ein paar von Kents Freunden den Angriff des Megamannes überlebt haben sollten — den Hagel aus Laserschüssen und Bomben, den Daniels Drohnen seit gut zwanzig Minuten auf die Anlage abfeuerten, konnte niemand überstehen. Sie hatten wieder einmal Glück gehabt, überlegte Charity. Sie waren knapp zwei Meilen vom getarnten Eingang der unterirdischen Anlage entfernt gewesen, als die ersten Flugscheiben am Himmel auftauchten; und wahrscheinlich verdankten sie es nur der Programmierung der robotgesteuerten Drohnen, daß sie überhaupt noch lebten. In

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