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Die Koenigin der Rebellen

Die Koenigin der Rebellen

Titel: Die Koenigin der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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was geschah. Aber sie konnten auch nicht weg. Selbst, wenn sie es gegen jede Logik schaffen sollten, den Drohnen zu entkommen — es gab nichts, wohin sie fliehen konnten. Das hieß — fast nichts, dachte Charity. Ihr Blick suchte den verschwommenen Schatten des Shaitaan. Das titanische Bauwerk war viel zu weit entfernt, um in der Nacht noch sichtbar zu sein, aber dann und wann brach sich ein Lichtreflex auf den metallenen Türmen, so daß sie wie Schemen aus dem Nichts auftauchten und wieder verschwanden. Charity versuchte die Entfernung bis zum Bauwerk zu schätzen. Es gelang ihr nicht. Es konnten fünf Meilen sein, ebenso gut aber auch fünfzig. Sie wußte ja nicht einmal, wie groß dieses Monstrum von Gebäude war. »Ich weiß, was du denkst«, sagte Gurk plötzlich. Charity sah auf und wurde sich erst jetzt der Tatsache bewußt, daß nicht nur Gurk, sondern auch die drei anderen sie anstarrten. »Es ist unmöglich.« »Das ist es nicht«, sagte Lydia. »Es sind nur vier oder fünf Meilen bis zum Rand der Todeszone. Wenn wir es bis dahin schaffen, können wir einen Gleiter herbeirufen.« »Ah ja«, sagte Gurk spöttisch. »Und dann?« »Es gibt kaum Wachen im Shaitaan«, antwortete Lydia. »Es ist ein heiliger Ort. Niemand würde es wagen, ihn zu freveln.« »Und dann?« sagte Gurk spöttisch. »Wollen wir zu fünft das Shaitaan stürmen und eine eigene Republik ausrufen?« »Unsinn«, antwortete Charity scharf. »Ich habe nicht vor, in dieses Ding zu gehen.« Ihre Hand tastete nach dem Anhänger an ihrem Hals. »Aber vielleicht können wir einen der Gleiter kapern. Die Dinger sind schnell. Ehe sie merken, was wir tun, sind wir schon hundert Meilen entfernt.« »Oder in Atome zerschossen«, fügte Gurk hinzu. »Wir . . .« »Kannst du so ein Ding fliegen oder nicht?« unterbrach in Charity. Gurk zögerte. Vor ein paar Stunden, überlegte Charity, hätte er wahrscheinlich noch nein gesagt. Aber seit dem Zwischenfall in Angellicas Wohnung wußten sie alle, daß er weitaus mehr von der Technik der Invasoren verstand, als er zugegeben hatte. Nach ein paar Sekunden nickte er widerwillig. »Wir brauchen ein Kind«, sagte Lydia plötzlich. »Ein Kind?« wiederholte Charity überrascht. »Es ist die Aufgabe der Priesterinnen, Kinder in den Tempel zu bringen«, erinnerte Lydia. »Und der einzige Grund, aus dem selbst sie das Shaitaan betreten dürfen.« »Wo zum Teufel sollen wir jetzt ein Kind herbekommen?« fragte Charity. »Sollen wir vielleicht eins stehlen?« »Ein Säugling wäre ideal«, erwiderte Lydia. »Aber manchmal nehmen sie auch ältere Kinder. Nicht oft, aber es kommt vor.« Charity blinzelte verständnislos — und dann lächelte sie plötzlich, als ihr Blick dem Lydias folgte. »O nein«, sagte Gurk. »Bestimmt nicht!« Charity Lächeln wurde noch ein wenig breiter, und plötzlich begann auch Skudder zu grinsen, und Gurk sagte noch einmal und noch energischer: »Ganz bestimmt nicht!«
    Irgendwann, tief in der Nacht, öffnete der Megamann die Augen und richtete sich auf. Schmerz war in ihm, ein abgrundtiefer Schmerz. Fast wäre er vernichtet worden. Doch er lebte. Seine Augen funktionierten noch, seine Arme, seine Beine. Dumpf spürte er, wie die Kraft in seinen geschundenen Körper zurückfloß. Er hatte eine Aufgabe, daran erinnerte er sich wieder mit Deutlichkeit. Er mußte Charity Laird finden und stellen. Nichts sonst zählte. Er machte einen Schritt und dann wieder einen. Die Schmerzen in ihm wallten zurück. Er würde sie finden — und wenn es ihn sein Leben kostete, aber noch durfte er nicht sterben. Kyle sah, wo er sich befand. In der Wüste, Dunkelheit und Schwärze um ihn, und doch mußte es Spuren geben, und er würde sie finden. Charity Laird mußte glauben, daß er tot sei. Vielleicht würde sie unvorsichtig und leichtsinnig werden. Dann würde er um so eher zuschlagen können.
    »Das ist völliger Irrsinn!« kreischte Gurk. »Sie werden keine zehn Sekunden darauf hereinfallen!« »Das brauchen sie auch nicht«, antwortete Charity. »Es reicht völlig, wenn sie das Ding landen. Alles andere erledigen wir damit.« Sie ließ die Hand auf die Waffe an ihrer Seite fallen und lächelte so zuversichtlich, wie sie nur konnte. Ihr Plan wies ungefähr so viele Löcher auf wie ein Fischernetz. Gurk hatte völlig recht — was war Wahnsinn. Aber sie hatten keine andere Wahl mehr. Gurks Antwort drang nur unverständlich unter dem gewaltigen Strohhut hervor, den sie ihm

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