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Die Koenigin der Rebellen

Die Koenigin der Rebellen

Titel: Die Koenigin der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aufgesetzt hatten, um seinen Riesenschädel wenigstens notdürftig zu verbergen. Der Gnom wäre wahrscheinlich noch viel wütender gewesen, hätte er auch nur geahnt, wie lächerlich er in der Verkleidung aussah, die Charity und Net aus Resten von Angellicas Kleidungsstücken zusam-mengebastelt hatten. Selbst Charity mußte mit Gewalt ein Grinsen unterdrücken. Sie konnte nur hoffen, daß Lydia recht hatte und sich an Bord des Gleiters, der sie abholen würde, wirklich keine Menschen befanden. Ein Insektenkrieger von Moron würde vielleicht auf die Verkleidung hereinfallen. Ein Mensch nicht. »Okay«, sagte sie. »Geht in Deckung.« Net, Kent und Skudder verschwanden wortlos zwischen den Felsen, während Lydia neben Gurk Aufstellung nahm und nach seiner Hand griff. Sie trug jetzt die gleiche Art von Kleidung wie Charity — ein buntbesticktes, rot und schwarz und golden glitzerndes Gewand, das ihre Gestalt bis zu den Knöcheln verbarg. Ihr Gesicht lag im Schatten einer spitzen Kapuze, und ihre Hände steckten in ellbogenlangen Handschuhen aus einem feinen Goldgewebe. Es war eines der beiden Zeremoniengewänder, die sie aus Angellicas Kleiderschrank mitgenommen hatten, so wie auch die beiden armlangen Stäbe aus goldglänzendem Metall zur Ausrüstung der Shait-Priesterin gehört hatten. Charity fühlte sich nicht wohl in dieser Kleidung. Sie kam sich auf ihre Weise ebenso lächerlich vor wie Gurk. Aber sie glaubte mittlerweile zu begreifen, warum die Kleider und Uniformen, die die Invasoren ihren menschlichen Hilfstruppen zur Verfügung stellten, allesamt aussahen, als stammten sie aus einem billigen Science-Fiction-Film der sechziger Jahre: weil sie genau daher kamen. Schwarzes Lackleder und Roben aus Gold — primitiv, aber eindrucksvoll. Lieutenant Stone war wirklich ein guter Ratgeber gewesen. Fast widerwillig griff sie nach Gurks anderer Hand und hielt sie fest, wodurch er nun vollends wie ein Kind aussah, das die beiden Frauen zwischen sich führten. Mit der anderen Hand tastete sie nach dem schweren goldglänzenden Anhänger an ihrem Hals, zögerte noch eine Sekunde — und drückte entschlossen auf den Edelstein, der darin eingelassen war. Sie spürte, wie der künstliche Rubin ein wenig nachgab und fühlbar einrastete. Irgendwo dort drüben in dem bizarren Gebäude würde jetzt eine Lampe aufleuchten. Die Zeit schien stehenzubleiben. Lydia hatte ihr gesagt, daß es nicht lange dauern würde — eine kleine Flotte von Gleitern stand immer bereit, um auf den Ruf einer Shait-Priesterin zu reagieren —, und für die fliegenden Scheiben waren die fünf Meilen über die Todeszone nur ein Katzensprung. Aber Zeit war relativ, und Charity schössen allein in den nächsten zwei Minuten mindestens zweihundert Gründe durch den Kopf, aus denen ihr Plan gar nicht funktionieren konnte. Aber es gab jetzt kein Zurück mehr. »Sie kommen«, sagte Gurk plötzlich. Charity sah auf, aber es dauerte noch Sekunden, bis auch sie den winzigen blitzenden Punkt gewahrte, der sich von einem der Spiraltürme gelöst hatte und sich in ihre Richtung bewegte. Ihr Herz schlug schneller. »Das ist jetzt die letzte Chance«, maulte Gurk. »Noch können wir abhauen. Wenn ihr vernünftig seid, dann . . .« »Halt die Klappe«, unterbrach ihn Charity. »Hmpf!« machte Gurk, schwieg aber gehorsam. Der Gleiter kam rasend schnell näher. Wie fast alle Fahrzeuge der Invasoren glich er einer Scheibe, aber er war größer als die meisten Gleiter, und über seine Basis zog sich ein goldglänzender, gezackter Kamm, rechts und links davon befanden sich zwei Sichtluken aus geschwärztem Glas. Auf den ersten Blick sah das Ding aus wie der Schädel eines stählernen Drachen. Der Gleiter wurde langsamer und schien zur Landung anzusetzen, schwenkte aber dann plötzlich ab und flog einen weit ausholenden, niedrigen Kreis über den Felsen. Charity fuhr erschrocken zusammen. »Was tut er da?« flüsterte sie. »Ich weiß es nicht«, antwortete Lydia ebenso leise. »Normalerweise landen sie sofort.« »Er sucht eine gute Schußposition«, giftete Gurk. »Ich habe doch gleich gesagt, das ist Irrsinn!« Wahrscheinlich hatte er sogar recht, dachte Charity. Aber wenn, dann kam diese Einsicht ein wenig zu spät. Die Flugscheibe hatte ihren Kreis vollendet und begann jetzt langsam zu sinken. Charity sah eine flüchtige Bewegung hinter den abgedunkelten Scheiben, und fast im gleichen Moment fielen ihr auch die beiden kurzen, in mattschimmernden

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