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Die Koenigin der Schattenstadt

Die Koenigin der Schattenstadt

Titel: Die Koenigin der Schattenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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zögerte.
    Makris de los Santos stand noch immer regungslos am Fenster, gleich neben der Tür.
    »Eure Brille!« Kopernikus trat einen Schritt auf den Fremden zu. Er sah mehr als nur wachsam aus, mit einem Mal. Cortez tastete nach einem seiner Messer.
    Dann, in einer Bewegung, die so schnell und fließend war, dass Jordi sie ihm nie zugetraut hätte, riss Kopernikus dem Moskitoflieger die Brille vom Gesicht.
    Kamino schrie auf und wich zurück, suchte nach einem Gegenstand, der ihr als Waffe dienen konnte. Jordi stellte sich instinktiv vor sie. Und Cortez stieß einen Fluch aus, zückte sein Messer und ging auf den Moskitoflieger zu.
    »Wer seid Ihr?«, herrschte der Kapitän den Fremden an.
    Er erhielt keine Antwort.
    Die Sonne spiegelte sich gleißend in den beiden Silbermünzenaugen des Moskitofliegers.
    Jeder an Bord hatte diese Augen schon einmal erblickt. Die Matrosen, die auf den Galeonen dienten, besaßen Augen wie diese. Kalt und silbrig glänzend wie das Mondlicht.
    Doch bevor noch jemand etwas sagen konnte, überschlugen sich die Ereignisse.
    Der Moskitoflieger zog ein Krummschwert und fauchte plötzlich etwas in einer Sprache, die nichts Menschliches mehr hatte. Rückwärts ging er auf die Tür zu und hielt das Schwert schützend vor sich.
    Kopernikus trat auf ihn zu und erwiderte, zum Erstaunen aller, etwas in dieser seltsam zischenden Sprache, die wie der schrille Schrei einer sterbenden Schlange klang.
    Der Moskitoflieger sprang auf Makris de los Santos zu, packte sie und hielt ihr einen Dolch an die Kehle. Er zischte, jetzt für alle verständlich: »Lasst mich gehen. Ich diene dem Hause Karfax.« Und, an Makris de los Santos gewandt, sagte er: »Wenn du dich bewegst, dann hast du dein Leben verwirkt.«
    Das war der Moment, in dem Kopernikus vorschnellte, dicht gefolgt von Cortez. Plötzlich ging alles so rasch, dass Jordi sich später noch fragte, ob es sich wirklich so zugetragen hatte, wie er es in Erinnerung behielt.
    Schon war Kopernikus bei dem Moskitoflieger und warf sich zwischen ihn und die Zigeunerhexe. Seine Hand, die alt und tot aussah, hob sich und fing im letzten Moment den tödlichen Stoß mit dem Krummschwert ab, der auf die Zigeunerhexe abgezielt hatte.
    Kopernikus fluchte vor Schmerz.
    Der Moskitoflieger nutzte den Moment, um die blinde Hexe zur Seite zu stoßen und gleichzeitig mit dem Säbel nach Santiago Cortez zu schlagen, der von der anderen Seite kam. Doch da hatte sich Kopernikus schon wieder gefasst.
    Mit seiner Linken, die jung und gesund aussah, packte er die Klinge des Moskitofliegers. Die andere schnellte hervor, umfasste das Handgelenk des Silberaugenmatrosen und mit einer einzigen blitzschnellen Drehung entwaffnete Kopernikus den Fremden.
    Einen Moment später kniete er auf dem Silberaugenmatrosen. Der Mann fauchte ein letztes Mal, schlangengleich, dann stieß Kopernikus zu.
    »Ich«, fauchte Kopernikus wütend, »war das Haus Karfax.« Er zog die Klinge aus dem Moskitoflieger heraus. Die Silbermünzenaugen ließen keine Regung mehr erkennen.
    »Und sie hättest du aus dem Spiel lassen sollen«, flüsterte er so leise, dass es kaum jemand in der Messe hörte. Verstohlen sah er nach Makris de los Santos, die sich unsicher an den Fensterrahmen klammerte und schwer atmete.
    Kamino war bereits bei ihr.
    Der Moskitoflieger lag regungslos vor der Tür.
    Kopernikus schnappte nach Luft. »Es tut mir leid«, sagte er, dem Kapitän zugewandt.
    »Ihr seid verdammt schnell«, wunderte sich Santiago Cortez. Er beugte sich über den Moskitoflieger und musterte ihn mit zusammengekniffenen Augenbrauen.
    »Er diente den Schatten«, erklärte Kopernikus.
    »Dachte ich mir.« Cortez schritt einmal um den Leichnam herum. »Woher habt Ihr gewusst, dass er einer von ihnen ist? Er sieht aus wie ein Mensch, zumindest dann, wenn er die Brille trägt.«
    »Ich war ein Karfax«, sagte Kopernikus. »Ich spüre so etwas.«
    Cortez nickte wortlos.
    »Warum habt Ihr ihm die Fliegerbrille nicht schon früher vom Gesicht gerissen?«, fragte Jordi. In Momenten wie diesem wusste er noch immer nicht, ob man Kopernikus trauen konnte.
    »Ich wollte erfahren, weshalb er zu uns gekommen ist«, gab der zur Antwort.
    Cortez bückte sich und untersuchte den Moskitoflieger. Dann erhob er sich wieder, schaute Kopernikus an und sagte: »Ihr habt ihn getötet, also seid Ihr es, der ihn über Bord werfen darf.« Er grinste.
    Dem Angesprochenen schien das nichts auszumachen. »Er wollte uns ausspionieren«, erklärte

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