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Die Koenigin der Schattenstadt

Die Koenigin der Schattenstadt

Titel: Die Koenigin der Schattenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Art Zauber.«
    »Wie das Kartenmachen?«, hakte Miércoles nach.
    »Es würde Sinn machen, nicht?« Catalina hoffte so sehr, dass es das tat!
    »Aber wie soll dir das dabei helfen, den Weg in deine Welt zurückzufinden?« Miércoles’ Schnurrhaare zuckten und seine Flügel schlugen unruhig auf und ab.
    Catalina starrte ihn nur an. »Dieses Buch, das Ihr vorhin geholt habt – die Chroniken der Schattenstadt«, wandte sie sich an Firnis. »Woher stammt es?«
    Der alte Bibliothekar warf einen Blick auf den runden Lesetisch. Dort lag der dicke Band noch immer, alt und vergilbt, aber die vielen Buchstaben in ihm waren weder krank noch geschwächt. Sie atmeten, als stünden sie in voller Blüte.
    »Es ist keines der Bücher, die im Haus der Nadeln geboren wurden«, sagte er. Seine Neugierde war erwacht. Der milchglasige Schein aus den Augen lichtete sich.
    »Es stammt von hier, aus der Schattenstadt, nicht wahr?«
    Er nickte.
    Catalina ging hinüber zu dem Buch und sah hinein.
    »Gibt es noch andere Bände in der Bibliothek, die vorher nicht da waren?«, fragte sie Firnis.
    »Jede Menge.«
    »Und diese Bücher . . .?«
    »Sie sind nicht krank geworden.«
    »Weil die Buchstaben aus der Schattenstadt sind.« War das der einzige Grund?
    »Vielleicht werden sie nicht krank«, mutmaßte Miércoles, »weil sie hier atmen können.«
    Catalina dachte den Gedanken zu Ende. »Weil es ihre Buchstaben sind.« Sie klatschte in die Hände. »Kassandras.«
    Firnis schaute auf. Die Buchstaben, die in seinen Augen schwammen wie Treibholz, sahen zerstückelt aus. Manche von ihnen trieben leblos dahin, und wenn er blinzelte, dann zuckten sie unruhig, als erinnerten sie sich daran, was einmal ihre Geschichte gewesen war.
    Catalina sagte schnell: »Diese Buchstaben«, sie tippte auf das Buch, »sie könnten der Schlüssel sein.«
    Miércoles ringelte seinen Schwanz. »Der Schlüssel wozu?«
    Catalina stützte ihre Hände auf dem Lesetisch ab. »Zur Pforte!« Sie betrachtete den Einband des Wälzers. »Was wäre, wenn nicht irgendjemand die Chroniken der Schattenstadt geschrieben hat, sondern La Sombría selbst? Dann sind diese Buchstaben das, was es in jeder Welt gibt – in der Schattenstadt und in der Welt des Lichts. Denn La Sombría und Kassandra – sie gehören zusammen.« Sie umrundete den Tisch mit den Chroniken darauf. »Und wenn das so ist . . .«
    »Dann?« Miércoles gesellte sich zu ihr.
    »Dann müsste es doch auch möglich sein, mithilfe dieser Buchstaben zwischen diesen Orten zu reisen. Wie es der Gedichtband gesagt hat.« Catalina betrachtete das Buch, das vor ihr lag, auf einmal mit anderen Augen.
    »Bist du dir sicher?«, fragte der Sphinx. »Das, was du da sagst, erscheint mir ausgesprochen rätsel. . .«
    »Halt bloß den Mund«, fuhr Catalina den Sphinx unwirsch an. »Glaub mir, ich habe keine Zeit mehr für dieses elende Rätselraten. Ich muss zurück! Ich muss wissen, wie Kassandra Karfax wirklich aussieht! Und ich muss die Königin der Schattenstadt sehen. Nur dann kann ich sie zeichnen und all das, was . . .« Ihre Stimme brach.
    »Ist schon gut, Mädchen, ja, das ist es.« Firnis eilte zu ihr, so schnell es seine alten Beine erlaubten, und legte ihr tröstend den Arm um die Schultern. Sie konnte es sehen, doch spüren konnte sie die Berührung des Schattens nicht und das erschütterte sie mit einem Mal mehr als alles andere.
    »Das hier muss endlich ein Ende haben«, flüsterte sie.
    Entschlossen trat sie an den Lesetisch. »Es gibt nur einen einzigen Weg, um herauszufinden, ob der kleine Gedichtband recht hatte oder nicht.«
    Miércoles erhob sich. »Ich weiß nicht«, sagte er etwas beschämt, »ob ich dich auf diesem Weg begleiten kann. Rätselhafte Buchstaben mögen keine Sphinxe.«
    »Dann warte in der Windmühle auf mich«, bat sie ihn.
    Er schnurrte leise und ein wenig aufgeregt. »Tut mir leid«, murmelte er und spreizte verlegen seine Flügel.
    Catalina kniete sich kurz nieder und streichelte ihm über die Federn. »Es ist nicht schlimm«, flüsterte sie. »Du hast mir viel geholfen.«
    Sie wechselten einen letzten Blick. Der Kater lächelte und zwinkerte ihr aus seinen klugen Bernsteinaugen zu.
    Einen Moment später hatte Catalina das gewaltige Buch aufgeklappt. Leise, leise berührte sie die Schrift mit dem Finger, erst zaghaft, dann immer mutiger.
    Sie betrachtete die erste Seite, strich über die Worte und Buchstaben, sie blätterte um, wieder und wieder, doch verstehen konnte sie das Buch deswegen

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