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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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noch eine andere Frau ansehen, wenn du in meiner Nähe bist», flüstert er. «Also mach dir keine Sorgen darum, wie sie sich benimmt. Und wenn sie nach einiger Zeit bittet, ob ihr Sohn Henry Tudor nicht wieder nach Hause kommen kann, erlauben wir es ihm – solange sie uns treu ist und er sich davon überzeugen lässt, seine Träume, Erbe des Hauses Lancaster zu sein, zu vergessen. Sie werden beide an den Hof kommen und uns dienen, und bald wird sich niemand mehr daran erinnern, dass es so etwas wie das Haus Lancaster je gegeben hat. Wir verheiraten ihn mit einem netten Mädchen aus dem Hause York, das du für ihn aussuchen darfst, und das Haus Lancaster ist Geschichte.»
    «Ich lade sie ein», verspreche ich ihm.
    «Dann sag den Musikern, sie sollen etwas Fröhliches spielen, und ich tanze mit dir.»
    Ich wende mich um und nicke den Musikern zu. Sie besprechen sich einen Augenblick, und dann spielen sie die neueste Musik, direkt vom burgundischen Hof, wo Edwards Schwester Margaret die yorkistische Tradition des Feierns und die burgundische Tradition der Mode fortsetzt. Man nennt den Tanz sogar «Herzogin Margarets Gigue», und Edward fegt mich über den Boden und wirbelt mich zu den raschen Schritten herum, bis alle lachend einen Kreis um uns bilden und klatschen und dann selbst mit einfallen.
    Die Musik endet, und ich ziehe mich in eine ruhigere Ecke zurück. Mein Bruder Anthony bringt mir einen Becher Dünnbier, das ich durstig trinke. «Also, sehe ich immer noch aus wie ein dickes Fischweib?», will ich wissen.
    «Oh, das hat wehgetan, was?» Er legt grinsend einen Arm um mich und drückt mich zärtlich an sich. «Nein, du bist eine Schönheit, und das weißt du auch. Du hast die Gabe, die auch unsere Mutter besaß, im Älterwerden noch schöner zu werden. Deine Züge haben sich verändert. Früher waren sie die eines hübschen Mädchens, jetzt sind sie die einer schönen Frau mit einem Gesicht wie eine Skulptur. Wenn du lachst und mit Edward tanzt, könnte man dich für zwanzig halten, aber wenn du ruhig und nachdenklich bist, bist du liebreich wie eine italienische Marmorstatue. Kein Wunder, dass die Frauen dich hassen.»
    «Solange die Männer mich nicht hassen.» Ich lächle.

JANUAR 1473
    In den kalten Januartagen kommt Edward in meine Gemächer, wo ich vor dem Feuer sitze, die Füße auf einen Schemel gelegt. Als er mich so ungewöhnlich müßig dasitzen sieht, bleibt er in der Tür stehen, nickt den Männern hinter ihm und meinen Hofdamen zu und sagt: «Lasst uns allein.» Mit nervöser Geschäftigkeit verlassen die Ladys den Raum, unter ihnen Lady Margaret Stanley, die noch nicht lange bei uns ist. Auch sie ist ein wenig aufgeregt, wie alle Frauen in Edwards Nähe – selbst die heilige Margaret Stanley.
    Er blickt ihnen hinterher, als sie die Tür hinter sich schließen. «Lady Margaret? Ist sie fröhlich und eine angenehme Gesellschafterin?»
    «Sie macht sich recht gut», sage ich und lächle zu ihm auf. «Sie weiß, genau wie ich, dass sie in der Tudor-Barkasse an meinem Fenster vorbeigefahren ist, als ich im Asyl war, und damals hat sie ihren Augenblick des Triumphs genossen. Und sie weiß, genau wie ich, dass ich jetzt die Oberhand habe. Das vergessen wir nicht. Wir sind keine Männer, die einander nach einer Schlacht auf den Rücken schlagen und ‹Nichts für ungut› sagen. Aber wir wissen auch, dass die Welt sich verändert hat und wir uns mit ihr verändern müssen, und sie sagt nie ein Wort, um anzudeuten, sie wünschte, ihr Sohn wäre der anerkannte Erbe deslancastrianischen Throns. Und nicht Baby der Erbe des York-Throns.»
    «Ich bin hergekommen, um mit dir über Baby zu sprechen», sagt Edward. «Aber ich sehe, dass du mir etwas zu sagen hast.»
    Ich mache große Augen und sehe lächelnd zu ihm auf. «Oh? Was denn?»
    Er stößt ein kleines Lachen aus, zieht ein Kissen von einer Sitzbank und wirft es auf den Boden, um sich neben mich zu setzen. Die frisch ausgestreuten Kräuter auf dem Boden unter seinem Kissen setzen den Duft von Wasserminze frei. «Glaubst du, ich wäre blind? Oder dumm?»
    «Weder – noch, Mylord», necke ich ihn. «Sollte ich?»
    «In all der Zeit, da ich dich kenne, hast du dich immer so hingesetzt, wie deine Mutter es dir beigebracht hat. Hoch aufgerichtet auf einem Stuhl, Füße zusammen, Hände im Schoß oder auf den Armlehnen des Stuhls. So hat sie dir doch beigebracht zu sitzen? Wie eine Königin? Als hätte sie immer gewusst, dass du einst auf einem Thron

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