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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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sitzen würdest?»
    Ich lächle. «Wahrscheinlich hat sie es gewusst.»
    «Und jetzt treffe ich dich am helllichten Nachmittag müßig an, die Füße auf einem Schemel.» Er lehnt sich zurück und hebt den Saum meines Kleids an, um meine Füße zu betrachten. «Und keine Schuhe an den Füßen! Ich bin schockiert. Du lässt dich gehen! Mein königlicher Hof wird von einer Dorfhure angeführt, genau wie meine Mutter mich gewarnt hat.»
    «Na und?», frage ich ungerührt.
    «Ich weiß, dass du in froher Erwartung bist. Denn die Füße legst du nur hoch, wenn du ein Kind erwartest. Und deswegen frage ich dich, ob du glaubst, ich wäre blind oder dumm?»
    «Ich denke, du bist ein geiler Bock, wenn du wissen willst, was ich denke!», rufe ich aus. «Jedes zweite Jahr bekomme ich ein Kind von dir.»
    «Und in all den anderen auch», sagt er reuelos. «Vergiss die nicht. Wann soll dieses kostbare Kind kommen?»
    «Im Sommer», sage ich. «Und mehr noch   …»
    «Ja?»
    Ich ziehe seinen blonden Kopf zu mir heran und flüstere ihm ins Ohr: «Ich glaube, es wird ein Junge.»
    Er reißt den Kopf hoch, das Gesicht voller Freude. «Ehrlich? Gibt es dafür Anzeichen?»
    «Weibliche Einbildung», sage ich und denke an meine Mutter, die den Kopf zur Seite gelegt hat, als lauschte sie auf kleine Füße, die in Reitstiefeln über das Himmelsgewölbe trippeln. «Aber ich glaube schon. Ich hoffe es.»
    «Ein Junge, dem Hause York geboren in einer Zeit des Friedens», sagt er wehmütig. «Ach, meine Liebe, du bist eine gute Gemahlin. Du bist meine Schönheit. Du bist meine einzige Liebe.»
    «Und all die anderen?»
    Mit einer einzigen Handbewegung weist er die Geliebten und ihre Brut weit von sich. «Vergiss sie. Ich habe sie schon vergessen. Für mich bist du die einzige Frau auf der Welt. Jetzt und immer.»
    Er küsst mich zärtlich, hält seine wie immer leicht zu weckende Erregung zurück. Wir werden einander erst wieder lieben, wenn das Baby geboren wurde und ich den Segen der Kirche erhalten habe. «Mein Schatz», flüstert er.
    Eine Weile sitzen wir nur schweigend da und blicken ins Feuer. «Aber wozu bist du eigentlich hergekommen?», frage ich ihn.
    «Ach ja. Es ist nicht besonders wichtig, denke ich. Ichwürde Baby gern nach Wales schicken, um sein kleines Königreich zu übernehmen. Nach Ludlow Castle.»
    Ich nicke. So muss es sein. So ist es, wenn man einen Prinzen bekommt und kein Mädchen. Meine älteste Tochter, die liebe Elizabeth, kann bei mir bleiben, bis sie heiratet, doch mein Sohn muss von mir gehen und seine Lehrjahre zum König absolvieren. Er muss nach Wales gehen, denn er ist Prince of Wales, und er muss das Land mit seinem eigenen Rat regieren.
    «Aber er ist noch keine drei Jahre alt», sage ich kläglich.
    «Alt genug», findet mein Gatte. «Du kannst mit ihm nach Ludlow reisen, wenn du meinst, dass du stark genug bist. Du kannst dort schalten und walten, wie du es für richtig hältst, und dafür sorgen, dass er die Gesellschafter und Lehrer erhält, die dir genehm sind. Ich werde dich in seinen Prinzenrat berufen, und du kannst die anderen Mitglieder auswählen. Du wirst ihn anleiten, seine Ausbildung und alles andere überwachen, bis er vierzehn ist.»
    Noch einmal ziehe ich Edward an mich heran und küsse ihn auf den Mund. «Danke», sage ich. Er belässt meinen Sohn in meiner Obhut, wohingegen die meisten Könige den Jungen nur unter Männern leben lassen und aus dem Einflussbereich der Frauen entfernen würden. Doch Edward macht mich zum Vormund meines Sohnes, ehrt damit meine Liebe zu ihm, respektiert mein Urteil. Ich kann die Trennung von Baby ertragen, wenn ich seinen Prinzenrat einberufen darf, denn das bedeutet, dass ich ihn oft besuchen und noch immer für ihn sorgen kann.
    «Zu Festen und an Feiertagen kann er nach Hause kommen», sagt Edward. «Ich werde ihn auch vermissen. Aber er muss sich in Wales aufhalten. Er muss anfangenzu regieren. Er muss sein Land und sein Volk von Kindesbeinen an kennen, damit sichern wir uns ihre Loyalität.»
    «Ich weiß», sage ich. «Ich weiß.»
    «Und Wales war immer den Tudors treu», fügt Edward fast beiläufig hinzu. «Ich will, dass sie sie vergessen.»

    Ich überlege sorgfältig, wer meinen Jungen in Wales großziehen soll, wer seinem Rat vorstehen und für ihn regieren soll, bis er selbst alt genug dafür ist. Am Ende gelange ich zu einer Entscheidung, die ich auch getroffen hätte, wenn ich den ersten Namen gewählt hätte, der mir in den Sinn gekommen

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