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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ist. Natürlich. Wem sonst sollte ich das Kostbarste auf der Welt anvertrauen?
    Ich begebe mich zu den Gemächern meines Bruders Anthony, die seitlich der Haupttreppe liegen und die Privatgärten überblicken. Die Tür wird von einem Diener bewacht, der sie für mich öffnet und mich in respektvollem Flüsterton ankündigt. Ich durchquere sein Audienzzimmer, klopfe an die Tür seines Privatgemachs und trete ein.
    Er sitzt an einem Tisch vor dem Feuer, ein Glas Wein in der Hand, ein Dutzend gut zugespitzter Federkiele vor sich sowie Blätter teuren Papiers, bedeckt mit durchgestrichenen Zeilen. Er schreibt, wie er es meistens am Nachmittag tut, wenn die frühe Dunkelheit des Winters alle ins Haus treibt. Er schreibt jetzt jeden Tag, und er schlägt seine Gedichte nicht mehr beim Turnier öffentlich an: Sie sind ihm zu wichtig.
    Er lächelt und rückt mir einen Stuhl ans Feuer. Ohne ein Wort schiebt er mir einen Schemel unter die Füße. Er wird vermuten, dass ich ein Kind erwarte. Anthony hat dasAuge eines Dichters, nicht nur dessen Worte. Ihm entgeht kaum etwas.
    «Ich fühle mich geehrt», sagt er mit einem Lächeln. «Hast du einen Befehl für mich, Euer Gnaden, oder ist dies ein privater Besuch?»
    «Eine Bitte», antworte ich. «Edward will Baby nach Wales schicken, um dort seinen Hof einzurichten, und ich möchte, dass du als sein oberster Rat mit ihm gehst.»
    «Schickt Edward nicht Hastings?», fragt er.
    «Nein, ich soll Babys Ratgeber benennen. Anthony, in Wales ist vieles zu gewinnen. Dafür brauchen wir aber eine starke Hand, und ich möchte, dass Wales unter der Befehlsgewalt unserer Familie steht. Hastings und Richard kommen nicht in Frage. Ich mag Hastings nicht und werde ihn nie mögen, und Richard hat das Neville-Land im Norden, wir können ihm nicht auch noch den Westen abtreten.»
    Anthony zuckt die Achseln. «Wir haben genug Wohlstand und Einfluss, oder?»
    «Man kann nie zu viel haben.» Ich stelle nur fest, was auf der Hand liegt. «Vor allem liegt mir daran, dass du die Vormundschaft für Baby übernimmst.»
    «Wenn er Prince of Wales werden soll mit seinem eigenen Hof, hörst du besser auf, ihn Baby zu nennen», erinnert mich mein Bruder. «Er wird auf sein eigenes Anwesen ziehen, seine eigene Befehlsgewalt haben, seinen eigenen Hof, sein eigenes Land. Bald wirst du eine geeignete Prinzessin für ihn zum Heiraten suchen.»
    Lächelnd blicke ich in die warmen Flammen. «Ich weiß, ich weiß. Wir überlegen schon. Ich kann es nicht glauben. Ich nenne ihn Baby, weil ich mich gern daran erinnere, wie er war, als er noch Kleidchen trug, doch jetzt trägt er Jungenkleider, hat sein eigenes Pony und wächst mit jedem Tag. Er braucht alle paar Monate neue Reitstiefel.»
    «Er ist ein feiner kleiner Bursche», sagt Anthony. «Obwohl er nach seinem Vater kommt, glaube ich manchmal, seinen Großvater in ihm zu sehen. Man sieht, dass er ein Woodville ist, einer von uns.»
    «Ich möchte keinen anderen als dich zu seinem Vormund», sage ich. «Er muss als Rivers an einem Rivers-Hof erzogen werden. Hastings ist ein Rohling, und Edwards Brüdern würde ich nicht einmal die Sorge um meine Katze anvertrauen: George denkt nur an sich selbst, und Richard ist zu jung. Ich will, dass mein Prinz Edward von dir lernt, Anthony. Du willst doch nicht, dass jemand anders ihn beeinflusst, oder?»
    Er schüttelt den Kopf. «Ich würde auch nicht wollen, dass er von einem von denen aufgezogen wird. Mir war nur nicht klar, dass der König ihn so bald schon in Wales einsetzen würde.»
    «Dieses Frühjahr», sage ich. «Ich weiß nicht, wie ich es ertragen soll, ihn gehen zu lassen.»
    Anthony macht eine Pause. «Meine Frau kann ich nicht mitnehmen», sagt er. «Falls du dachtest, sie könnte die Rolle der Lady of Ludlow übernehmen. Sie ist nicht kräftig genug, und dieses Jahr ist sie noch schlechter dran denn je, noch schwächer.»
    «Ich weiß. Wenn sie hier am Hof leben möchte, kümmere ich mich darum, dass man sich gut um sie sorgt. Aber du würdest nicht ihretwegen hierbleiben?»
    Er schüttelt den Kopf. «Mit Verlaub, nein.»
    «Dann machst du es?»
    «Ja, und du kannst uns besuchen», sagt Anthony großspurig. «An unserem neuen Hof. Wo wird er sein? In Ludlow?»
    Ich nicke. «Du kannst Walisisch lernen und ein Barde werden», schlage ich vor.
    «Nun, ich kann dir versprechen, dass ich den Jungen so erziehen werde, wie du und unsere Familie es wünschen würden», sagt er. «Ich sorge dafür, dass er lernt und Sport

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