Die Königin der Weißen Rose
kurz. «Doch, er ist tot. Deswegen bin ich gekommen. Er wurde des Verrats gegen Herzog Richard beschuldigt.»
Meine Tochter Elizabeth sinkt neben mir auf die Knie und nimmt meine eiskalte Hand in die ihren.
«Herzog Richard hat Sir William beschuldigt, ein Komplott zu seiner Ermordung zu schmieden. Er hat behauptet, William habe eine Hexe auf ihn angesetzt. Der Herzog sagt, er bekomme schlecht Luft, ihm sei übel und seine Kräfte würden schwinden. Sein Schwertarm sei erlahmt. Im Ratssaal hat er seinen Arm entblößt, ihn Sir William vom Handgelenk bis zur Schulter gezeigt und gesagt, er könne doch deutlich sehen, dass der Arm verkümmere. Er hat gesagt, er stehe unter einem Zauberbann seiner Feinde.»
Mein Blick ist unverwandt auf ihr bleiches Gesicht gerichtet. Ich schaue nicht einmal zum Kamin hinüber, wo der verdrehte Leinenstoff verbrannte, nachdem ich ihn um meinen Unterarm geknotet und verflucht hatte, um Richard seines Atems und seiner Kraft zu berauben, um seinen Schwertarm so schwach werden zu lassen wie den eines Buckligen.
«Wen benennt er als die Hexe?»
«Euch», sagt sie. Ich spüre, wie Elizabeth zusammenfährt.
Und dann fügt sie hinzu: «Und mich.»
«Wir beide sollen an einem Strang ziehen?»
«Ja», sagt sie schlicht. «Deswegen bin ich hergekommen, um Euch zu warnen. Wenn er beweisen kann, dass Ihr eine Hexe seid, kann er dann das Asyl brechen und Euch und Eure Kinder hier herausholen?»
Ich nicke. Ja, das kann er.
Außerdem erinnere ich mich an die Schlacht von Tewkesbury, als mein eigener Gatte – ohne Grund, ohne Erklärung – das Asyl brach, verletzte Männer aus der Abtei schleifte, sie auf dem Kirchhof abschlachtete und dann in die Abtei ging, um weitere Männer auf den Altarstufen zu töten. Sie mussten danach den Fußboden im Altarraum schrubben, um das Blut zu entfernen. Sie mussten die Kirche neu weihen, so besudelt war sie.
«Das kann er», sage ich. «Es ist schon Schlimmeres getan worden.»
«Ich muss gehen», sagt sie voller Angst. «Es kann sein, dass er mich überwacht. William hätte gewollt, dass ich alles tue, was in meiner Macht steht, um für die Sicherheit Eurer Kinder zu sorgen, aber mehr kann ich nicht tun. Ich sollte Euch sagen, dass Lord Stanley getan hat, was er tun konnte, um William zu retten. Er hat ihn gewarnt, dass derHerzog gegen ihn vorgehen würde. Er hatte einen Traum, in dem Hastings und er von einem Eber mit blutigen Hauern durchbohrt wurden. Er hat William gewarnt. Doch William dachte nicht, dass es so bald geschehen würde …» Jetzt laufen ihr Tränen über die Wangen, ihre Stimme bricht. «Wie ungerecht», flüstert sie. «Und gegen so einen guten Mann. Dass Soldaten ihn aus dem Rat schleifen! Ihm den Kopf abschlagen, ohne dass wenigstens ein Priester an seiner Seite ist! Keine Zeit zu beten!»
«Er war ein guter Mann», räume ich ein.
«Ihr habt einen Beschützer verloren. Ihr seid alle in großer Gefahr», stellt sie fest. «Genau wie ich.»
Sie zieht sich die Kapuze über den Kopf und geht zur Tür. «Ich wünsche Euch alles Gute», sagt sie. «Und Edwards Söhnen. Wenn ich Euch dienen kann, werde ich es tun. Doch bis dahin darf man mich nicht zu Euch kommen sehen. Ich wage nicht, noch einmal zu kommen.»
«Warte», sage ich. «Hast du gesagt, Lord Stanley sei dem jungen König Edward immer noch treu?»
«Stanley, Bischof Morton und Erzbischof Rotherham wurden unter dem Verdacht, für Euch und die Euren zu arbeiten, auf Befehl des Herzogs verhaftet. Richard denkt, sie haben sich gegen ihn verschworen. Die einzigen Männer im Rat, die noch frei sind, sind diejenigen, die tun, was der Herzog will.»
«Ist er verrückt geworden?», frage ich ungläubig. «Ist Richard verrückt geworden?»
Sie schüttelt den Kopf. «Ich glaube, er hat beschlossen, Anspruch auf den Thron zu erheben», erwidert sie schlicht. «Erinnert Ihr Euch noch, dass der König immer gesagt hat, Richard würde stets tun, was er versprochen hat? Wenn Richard schwören würde, er werde etwas tun, dann würde er es auch tun – koste es, was es wolle?»
Es gefällt mir nicht, dass diese Frau meinen Gatten zitiert, doch ich pflichte ihr bei.
«Ich glaube, Richard hat einen Entschluss gefasst, ich glaube, er hat es sich selbst versprochen. Er muss zu dem Schluss gekommen sein, dass das Beste für ihn – und für England – ein starker neuer König ist und kein zwölfjähriger Junge. Und jetzt, da er sich dafür entschieden hat, wird er tun, was getan werden
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