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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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muss, um sich selbst auf den Thron zu setzen. Koste es, was es wolle.»
    Sie öffnet die Tür einen Spalt und späht hinaus. Dann nimmt sie den Korb auf, damit es so aussieht, als hätte sie uns etwas zu essen gebracht. Sie schaut durch die Tür noch einmal zu mir herein. «Der König hat immer gesagt, Richard würde vor nichts zurückschrecken, sobald er einmal einen Plan gefasst hätte», sagt sie. «Wenn er jetzt vor nichts zurückschreckt, dann seid Ihr in Gefahr. Ich hoffe, Ihr könnt Euch in Sicherheit bringen, Euer Gnaden, Euch selbst und die Kinder   … Euch selbst und Edwards Jungen.» Sie macht einen kleinen Knicks und flüstert: «Gott segne Euch um seinetwillen.» Die Tür fällt hinter ihr ins Schloss, und sie ist fort.

    Ich zögere nicht. Es ist, als wäre der Axthieb, der Hastings’ Hals auf dem Tower Green durchtrennt hat, ein Trompetensignal zum Start eines Rennens. Doch dies ist ein Wettlauf um die Unversehrtheit meines Sohnes, den ich vor seinem mordenden Onkel schützen muss. Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass Herzog Richard meine beiden Söhne töten wird, um den Weg zum Thron frei zu räumen. Ich glaube auch nicht an die Sicherheit von Georges Sohn, wo auch immer er sein mag. Ich habe Richard in dasZimmer des schlafenden Königs Henry gehen sehen, um den wehrlosen Mann zu töten. Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass Richard derselben Logik folgen wird wie die Brüder in jener Nacht. Ein gesalbter und geweihter König von Gottes Gnaden stand zwischen ihnen und dem Thron – und sie haben ihn getötet. Jetzt steht mein Sohn zwischen Richard und dem Thron. Richard wird ihn töten, wenn er kann, und vielleicht kann ich es nicht verhindern. Aber ich schwöre, dass er meinen jüngeren Sohn Richard nicht bekommen wird.
    Ich habe ihn auf diesen Augenblick vorbereitet, doch als ich ihm sage, dass wir sofort aufbrechen müssen, in dieser Nacht noch, erschrickt er, dass es so bald sein muss. Die Farbe weicht aus seinen Wangen, doch mit seiner munteren, jungenhaften Tapferkeit hält er den Kopf hoch und beißt sich auf die Lippe, um nicht zu weinen. Er ist erst neun, aber er wurde zu einem Prinzen von York erzogen. Er wurde zur Tapferkeit erzogen. Ich drücke ihm einen Kuss auf seinen blonden Schopf und sage ihm, er soll ein braver Junge sein und an alles denken, was man ihm beigebracht hat, und als es dunkel wird, führe ich ihn durch die Krypta, die Treppe hinunter, noch tiefer, in die Katakomben unter dem Gebäude, wo wir an den Steinsarkophagen und den Nischen mit den gewölbten Decken der Grabkammern vorbeigehen müssen, eine Laterne vor uns und eine in seiner kleinen Hand. Das Licht flackert nicht. Er zittert nicht einmal, als wir an den dunklen Gräbern vorbeigehen. Er schreitet rasch neben mir aus, den Kopf hoch erhoben.
    Der Weg nach draußen führt zu einem verborgenen schmiedeeisernen Tor, hinter dem eine gemauerte Mole in den Fluss ragt. Ein schaukelndes Ruderboot ist daran festgebunden, eine kleine Jolle, die man für Fahrten aufdem Fluss mieten kann, eine von vielen hundert. Ich hatte gehofft, meinen Sohn auf einem Kriegsschiff hinauszuschicken, befehligt von meinem Bruder Edward, mit bewaffneten Männern, darauf eingeschworen, ihn zu beschützen. Doch Gott allein weiß, wo Edward in dieser Nacht ist, und die Flotte wird gegen uns und für Richard, den Herzog, eingesetzt. Mir steht kein Kriegsschiff zur Verfügung, wir werden hiermit zurechtkommen müssen. Mein Junge muss schutzlos hinausziehen, nur in Begleitung zweier treuer Diener und mit dem Segen seiner Mutter. In Greenwich erwartet Sir Edward Brampton ihn, der Edward sehr verbunden war. Das hoffe ich wenigstens. Wissen kann ich es nicht. Ich kann mir keiner Sache mehr sicher sein.
    Die beiden Männer warten schweigend im Boot, halten es mit einem Tau, das durch einen Ring an den Steinstufen gezogen ist, gegen die Strömung fest. Ich bringe meinen Jungen zu ihnen, und sie heben ihn an Bord und setzen ihn ins Heck. Es bleibt keine Zeit zum Abschiednehmen, und es gibt ohnehin nichts, was ich sagen könnte, außer einem Gebet für seine Sicherheit – und das bleibt mir im Hals stecken, als hätte ich einen Dolch verschluckt. Das Boot wird abgestoßen, und ich hebe die Hand zum Winken. Unter der großen Kapuze sieht er mich aus seinem kleinen weißen Gesicht an.
    Ich verschließe das schmiedeeiserne Tor hinter mir und steige die Steinstufen hinauf, schreite schweigend durch die stillen Katakomben. Aus dem Fenster sehe ich,

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