Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
übergeben, bis Edward einundzwanzig ist», sagt er. «Er kann das Königreich die nächsten acht Jahre regieren. Wir müssen da sein, im Kronrat vertreten sein, um unsere Interessen zu wahren.»
    «Wenn ich nur gewiss sein könnte, dass mein Sohn in Sicherheit ist.»
    «Wenn Richard ihn hätte töten wollen, hätte er es in Stony Stratford getan, als sie Anthony verhaftet haben und niemand da war, um ihn zu beschützen, und es außer Buckingham keine Zeugen gab», sagt Lionel rundweg. «Doch das hat er nicht getan. Stattdessen hat er ihm auf Knien den Treueid geschworen und ihn in Ehren nach London gebracht.
Wir
haben Misstrauen geschürt. Es tut mir leid, Schwester, dafür bist du verantwortlich. Du weißt, dass ich noch nie im Leben mit dir gestritten habe. Aber jetzt irrst du dich.»
    «Oh, du hast leicht reden», sage ich verärgert. «Ich habe sieben Kinder zu beschützen und ein Königreich zu regieren.»
    «Dann regiere es», sagt er. «Bezieh deine königlichen Gemächer im Tower und nimm an der Krönung deines Sohnes teil. Setz dich auf deinen Thron und befehlige den Herzog, der nicht mehr ist als dein Schwager und der Wächter deines Sohnes.»

    Darüber gerate ich ins Grübeln. Vielleicht hat Lionel recht, und ich sollte eigentlich mitten in den Vorbereitungen für die Krönung stecken, Männer für den neuen König gewinnen, ihnen Privilegien und Ehren an seinem neuen Hof versprechen. Wenn ich jetzt mit meinen hübschenKindern hinausgehe und mich wieder am Hof einrichte, kann ich England durch meinen Sohn regieren. Ich sollte unsere Stellung behaupten und mich nicht voller Angst verstecken. Ich glaube, ich könnte das. Ich muss keinen Krieg führen, um meinen Thron zu gewinnen. Ich kann dies als regierende Königin tun und die Menschen auf meine Seite ziehen. Sie warten darauf, dass ich mich ihrer bediene: Ich kann sie von unserer Sache überzeugen. Vielleicht sollte ich aus dem Asyl hinaus in die Sommersonne treten und meinen Platz einnehmen.
    Es klopft leise an der Tür, und eine Männerstimme sagt: «Beichtvater für die Königinwitwe.»
    Ich öffne das Türgitter. Draußen steht ein Dominikanermönch, das Gesicht unter der Kapuze verborgen. «Ich habe Befehl erhalten, zu Euch zu kommen und Euch die Beichte abzunehmen», sagt er.
    «Tretet ein, Vater.» Ich öffne ihm weit die Tür. Er tritt leise ein, seine Sandalen machen kein Geräusch auf den Steinplatten. Dann verbeugt er sich und wartet darauf, dass die Tür hinter ihm geschlossen wird.
    «Ich komme auf Befehl von Bischof Morton», sagt er leise. «Falls Euch jemand fragt, bin ich gekommen, um Euch die Möglichkeit zur Beichte zu geben. Ihr habt mir die Sünde der Schwermut und übermäßigen Trauer gestanden, und ich habe Euch gegen Eure Verzweiflung einen Rat gegeben. Einverstanden?»
    «Ja, Vater», sage ich.
    Er reicht mir einen Zettel. «Ich soll zehn Minuten warten und dann gehen», sagt er. «Es ist mir nicht erlaubt, eine Antwort mitzunehmen.»
    Er setzt sich auf den Hocker hinter der Tür und wartet, dass die Zeit verstreicht. Ich stelle mich mit dem Zettel ans Fenster, wo mehr Licht ist, und lese die Nachricht am vorbeiströmendenFluss. Die Nachricht ist mit dem Wappen der Beauforts versiegelt. Sie ist von Margaret Stanley, meiner ehemaligen Hofdame. Obwohl sie eine geborene Lancaster ist und Mutter eines lancastrianischen Erben, waren sie und ihr Gatte Thomas Stanley uns in den letzten elf Jahren treu ergeben. Vielleicht bleibt sie loyal. Vielleicht ist sie sogar gegen Herzog Richard. Sie hat darauf gezählt, dass Edward ihrem Sohn sein lancastrianisches Blut nachsieht und ihn aus seinem Exil in der Bretagne nach Hause kommen lässt. Sie hat zu mir von Mutterliebe gesprochen und dass sie alles dafür tun würde, ihren Sohn wieder bei sich zu haben. Ich habe ihr versichert, mich darum zu kümmern. Sie hat keinen Grund, Herzog Richard zu lieben. Gut möglich, dass sie meint, die Chancen, ihren Jungen wiederzubekommen, stünden besser, wenn sie mit mir befreundet bleibt und meine Rückkehr an die Macht unterstützt.
    Doch sie schreibt nichts von einer Verschwörung, auch kein Wort der Unterstützung. Es sind nur wenige Zeilen:
     
    Anne Neville reist nicht zur Krönung nach London. Sie hat weder Pferde noch Wachen für die Reise befohlen. Sie hat sich keine hübschen Kleider für die Krönung schneidern lassen. Ich dachte, das würde Euch interessieren. M.   S.
     
    Ich halte den Brief in der Hand. Anne ist kränklich, ihr Sohn schwach.

Weitere Kostenlose Bücher