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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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unserer Sache», sage ich mit einer Gewissheit, die ich nicht mehr empfinde. «Wenn Ihr mir treu bleibt, Sir John, so werde ich mich an Euch und an jeden einzelnen von Euch erinnern, der für mich und meine Söhne gekämpft hat, wenn ich wieder dort bin, wo ich hingehöre.»
    Er verbeugt sich und steigt in dieser Haltung rückwärts die Stufen hinunter, klettert vorsichtig in das schaukelnde Ruderboot, und schon hat ihn der dunkle Nebel über dem Fluss verschluckt. Ich warte sein Verschwinden ab, warte, bis das leise Plätschern der Ruder verklingt, dann blicke ich in das dunkle Wasser. «Der Herzog», sage ich ins Wasser, «der Herzog von Buckingham bringt in Umlauf, meine Söhne seien tot. Warum? Wo er doch geschworenhat, sie zu retten? Er bringt den Rebellen Gold und Waffen. Warum erzählt er ihnen, die Prinzen seien tot?»

    Ich esse mit meinen Mädchen und den wenigen Dienern, die bei uns im Asyl geblieben sind, zu Abend, aber das gewissenhafte Vorlesen der siebenjährigen Anne aus der Bibel ist mir heute unerträglich, und ich mag mich auch nicht Elizabeths Fragen zur Lektüre anschließen. Ich bin so abgelenkt wie Catherine, die erst vier ist. Ich kann an nichts anderes denken als an das Gerücht, meine beiden Söhne seien tot.
    Ich schicke die Mädchen früh ins Bett, denn es quält mich, sie Karten spielen oder Lieder singen zu hören. Die ganze Nacht gehe ich in meinem Zimmer auf der einzigen Diele auf und ab, die nicht knarrt. Warum sollte Richard meine Jungen jetzt umbringen, wo er doch längst alles erreicht hat? Er hat den Rat überredet, sie zu Bastarden zu erklären, er hat vom Parlament ein Gesetz beschließen lassen, das meine Ehe für ungültig erklärt. Er hat sich selbst als den nächsten legitimen Erben benannt, und der Erzbischof persönlich hat ihm die Krone auf das dunkle Haupt gesetzt. Seine kränkliche Frau Anne wurde zur Königin von England gekrönt und ihr Sohn zum Prince of Wales ernannt. All dies hat er erreicht, als ich im Asyl war und mein Sohn im Gefängnis. Richard triumphiert. Warum sollte er uns jetzt noch den Tod wünschen? Was nützt unser Tod ihm jetzt? Und wie kann er hoffen, der Schuld für das Verbrechen zu entgehen, wo doch jeder weiß, dass die Jungen in seinem Gewahrsam waren? Jeder weiß, dass er mir meinen Sohn Richard gegen meinen Willen fortgenommen hat, es hätte nicht öffentlicher geschehenkönnen. Der Erzbischof persönlich hat geschworen, ihm werde kein Leid geschehen.
    Es sieht Richard auch nicht ähnlich, sich vor der Arbeit zu drücken. Als er und seine Brüder entschieden hatten, der arme König Henry müsse sterben, haben sich die drei vor dessen Tür getroffen und sind zusammen hineingegangen, mit grimmigen Gesichtern, zu allem entschlossen. Es sind Prinzen von York: Sie scheuen nicht vor Freveltaten zurück; aber sie überlassen sie nicht anderen, sie erledigen sie selbst. Niemals würde Richard das Risiko eingehen, einen anderen zu bitten, zwei unschuldige Prinzen von königlichem Geblüt zu töten, die Wärter zu bestechen und die Leichname zu verstecken. Ich habe gesehen, wie er tötet: direkt und ohne Warnung, aber offen, ohne Scham. Der Mann, der Sir William Hastings auf einem Holzklotz geköpft hat, würde einem kleinen Jungen ein Kissen aufs Gesicht drücken, ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn die Sache erledigt werden musste, so möchte ich schwören, dass er sie selbst erledigt hat. Zumindest würde er den Befehl erteilen und die Ausführung selbst überwachen.
    Daher gelange ich zu der Überzeugung, dass Sir John aus Reigate sich irrt und mein Sohn Edward noch lebt. Aber sooft ich mich dem Fenster zuwende und einen Blick auf den neblig dunklen Fluss werfe, frage ich mich, ob ich mich nicht irre, mich in allem irre, selbst in meinem Vertrauen auf Melusine. Vielleicht hat Richard tatsächlich jemanden gefunden, der bereit war, die Jungen zu töten. Vielleicht ist Edward tot, vielleicht habe ich die Gabe verloren und weiß es noch nicht. Vielleicht weiß ich gar nichts mehr.

    In den frühen Morgenstunden halte ich es nicht mehr aus, noch eine einzige Minute allein zu sein, und schicke einen Boten zu Dr.   Lewis. Ich trage dem Boten auf, ihn zu wecken und ihn aus dem Bett zu holen, weil ich todkrank bin. Bis er von den Wärtern eingelassen wird, ist meine Lüge wahr geworden. Ich fiebere aus purer Seelenqual.
    «Euer Gnaden?», fragt er vorsichtig.
    Im Kerzenschein wirke ich ausgezehrt, mein Haar ist ungelenk geflochten, mein Gewand falsch

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