Die Königin der Weißen Rose
verknotet. «Ihr müsst Eure Diener, vertrauenswürdige Männer, in den Tower schicken, um meinen Sohn Edward zu bewachen, denn wir bekommen ihn nicht heraus», sage ich unverblümt. «Lady Margaret muss ihren Einfluss nutzen, sie muss den Namen ihres Gemahls nutzen, um sicherzustellen, dass meine Söhne gut bewacht werden. Sie sind in Gefahr. Sie sind in schrecklicher Gefahr.»
«Ihr habt Neuigkeiten?»
«Ein Gerücht geht um, dass meine Jungen tot sind», antworte ich.
Er zeigt keine Überraschung. «Gott gib, dass es nicht wahr ist, Euer Gnaden, aber ich fürchte, es ist mehr als ein Gerücht. Es ist eingetroffen, wovor der Duke of Buckingham uns gewarnt hat. Er hat gesagt, der falsche König werde seine Neffen töten, um nach dem Thron zu greifen.»
Ich schrecke ganz leicht zurück, als hätte ich mich ins Gras niederlassen wollen, wo sich eine Schlange sonnt.
«Ja», sage ich, plötzlich misstrauisch. «Genau das habe ich auch gehört, und es war ein Mann des Duke of Buckingham, der es mir zugetragen hat.»
Er bekreuzigt sich. «Gott verschone uns!»
«Aber ich hoffe, die Tat ist noch nicht ausgeführt, und ich hoffe, sie vereiteln zu können.»
«Ich befürchte, dass wir zu spät kommen, dass sie schonvon uns gegangen sind. Euer Gnaden, ich trauere von ganzem Herzen mit Euch.»
«Ich danke Euch für Euer Mitgefühl», sage ich ruhig. Meine Schläfen pochen, ich kann nicht mehr klar denken. Als würde ich die Schlange ansehen, und die Schlange erwiderte mein Starren.
«Dieser Aufstand vernichtet den Onkel, der so etwas tun konnte. Gott wird auf unserer Seite sein gegen einen solchen Herodes.»
«Falls es Richard war.»
Da sieht er mich plötzlich an, als würde ihn das schockieren, dabei schien ihm der Gedanke, meine Kinder könnten gemeuchelt worden sein, nichts auszumachen. «Wer denn sonst? Wem würde es nützen? Wer hat Sir William Hastings, Euren Bruder und Euren anderen Sohn getötet? Wer ist der Mörder Eurer Familie und Euer schlimmster Feind, Euer Gnaden? Ihr könnt niemanden außer ihm verdächtigen!»
Ich zittere, und brennende Tränen steigen mir in die Augen. «Ich weiß es nicht», sage ich. «Ich fühle nur, dass mein Sohn nicht tot ist. Ich wüsste es, wenn er getötet worden wäre. Fragt Lady Margaret: Sie wüsste, wenn ihr Henry tot wäre. Eine Mutter weiß so etwas. Außerdem ist wenigstens mein Richard in Sicherheit.»
Er schnappt nach dem Köder, und ich sehe seine Reaktion – sehe den Spion aus seinen herzerweichenden Augen blitzen. «Ach, wirklich?», fragt er.
Ich habe genug gesagt. «Sie sind beide sicher, dank Gott», verbessere ich mich. «Aber sagt mir – warum seid Ihr so sicher, dass sie tot sind?»
Freundlich legt er seine Hand auf meine. «Ich möchte Euch keinen Kummer bereiten. Aber seit der falsche König London verlassen hat, wurden sie nicht mehr gesehen.Und der Herzog und Lady Margaret glauben, dass er sie töten ließ, bevor er fortging. Wir konnten nichts tun, um sie zu retten. Als wir die Belagerung des Towers aufgenommen haben, waren sie bereits tot.»
Ich ziehe meine Hand aus seinem tröstenden Griff und lege sie an meine schmerzende Stirn. Ich wünschte, ich könnte klar denken. Ich erinnere mich, wie Lionel mir erzählt hat, dass er die Diener rufen hörte, sie sollten die Jungen tiefer in den Tower bringen. Er hat mir auch berichtet, dass ihn nur noch eine Tür von Edward getrennt hat. Aber warum sollte Dr. Lewis mich anlügen?
«Wäre es unserer Sache nicht dienlicher gewesen, wenn der Herzog von Buckingham geschwiegen hätte?», frage ich. «Freunde, Familie und Verbündete rekrutieren Männer, um die Prinzen zu retten, doch nun erzählt der Herzog ihnen, sie seien bereits tot. Warum sollten meine Männer losziehen, wenn ihr Prinz gestorben ist?»
«Sie können es ebenso gut jetzt erfahren wie später», sagt er glatt, allzu glatt.
«Warum?», frage ich. «Warum sollten sie es jetzt erfahren, vor der Schlacht?»
«Damit alle wissen, dass es der falsche König war, der den Befehl dazu gegeben hat», erklärt er. «Damit sie Herzog Richard die Schuld dafür geben. Eure Leute werden sich aus Rache erheben.»
Ich weiß nicht, ich komme einfach nicht darauf, warum das von Bedeutung sein sollte. Hier versteckt sich irgendwo eine Lüge, ich spüre es, aber ich kann den Finger nicht drauflegen. Doch ich weiß genau, dass etwas nicht stimmt.
«Aber wer zweifelt denn daran, dass es König Richard war, der sie töten ließ? Wie Ihr gesagt habt, ist
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