Die Königin der Weißen Rose
und ich werde Messen für ihn lesen lassen bis in alle Ewigkeit.
MÄRZ 1485
Elizabeth schreibt mir kurz über den sich verschlechternden Gesundheitszustand der Königin. Sie schreibt nichts weiter – das muss sie auch nicht. Wenn die Königin stirbt, wird weder eine Annullierung noch ein Rückzug in ein Kloster notwendig, dann wäre sie auf die einfachste Art und Weise aus dem Weg. Die Königin wird von Kümmernissen heimgesucht, sie weint stundenlang ohne Grund, und der König meidet sie. Meine Tochter berichtet als treue Hofdame. Sie erzählt mir nicht, ob sie sich aus der Krankenstube schleicht, um sich mit dem König im Garten zu ergehen, und ob die Butterblumen an den Hecken und die Gänseblümchen auf den Wiesen den beiden vor Augen führen, dass das Leben flüchtig und voller Freuden ist, wie sie der Königin vor Augen führen, dass es flüchtig und voller Traurigkeit ist.
Eines Morgens Mitte März erwache ich unter einem unnatürlich finsteren Himmel, unter einer Sonne, die fast zur Gänze hinter einem dunklen Kreis verborgen ist. Die Hennen kommen nicht aus dem Hühnerstall; die Enten stecken die Köpfe unter die Flügel und ducken sich am Flussufer. Ich gehe mit meinen beiden kleinen Töchtern spazieren. Wir sind unruhig und sehen zu, wie die Pferde sich auf der Koppel hinlegen und wieder aufstehen, als wüssten sie nicht, ob es Tag oder Nacht sei.
«Ist das ein Omen?», fragt Bridget ungläubig, die in allem den Willen Gottes vermutet.
«Es ist eine Bewegung der Himmel», erkläre ich. «Ich habe schon einmal gesehen, wie es mit dem Mond geschehen ist, aber noch nie mit der Sonne. Es geht vorüber.»
«Ist das ein Omen für das Haus York?», plappert Catherine nach. «Wie die drei Sonnen in Towton?»
«Ich weiß es nicht», sage ich. «Aber ich glaube nicht, dass einer von uns in Gefahr ist. Würdet ihr es in eurem Herzen spüren, wenn eure Schwester in Schwierigkeiten steckte?»
Bridget sieht einen Moment nachdenklich vor sich hin, dann schüttelt sie, ganz das nüchterne Mädchen, den Kopf. «Nur wenn Gott sehr laut mit mir sprechen würde», sagt sie. «Nur wenn er schreien würde und der Priester mir bestätigte, er sei es tatsächlich gewesen.»
«Ich glaube, wir haben nichts zu befürchten», sage ich. Ich habe keine Vorahnungen, auch wenn die verdunkelte Sonne die Welt um uns unheimlich und fremdartig erscheinen lässt.
Tatsächlich kommt John Nesfield nach Heytesbury geritten. Er trägt eine schwarze Standarte vor sich und überbringt die Nachricht, die Königin sei nach langer Krankheit verstorben. Er kommt, um es mir zu sagen, aber er sorgt auch dafür, dass sich die Nachricht im Land verbreitet, und die anderen Boten Richards werden es ihm gleichtun. Sie werden alle betonen, dass es eine lange Krankheit war und dass die Königin schließlich ihre Belohnung im Himmel erhält und von ihrem ergebenen und liebenden Gemahl betrauert wird.
«Manche sagen, sie sei vergiftet worden», plappert die Köchin fröhlich. «Jedenfalls erzählt man sich das auf dem Markt in Salisbury. Der Träger hat es mir gesagt.»
«Wie lächerlich! Wer sollte die Königin vergiften?», frage ich.
«Es heißt, der König selbst», meint die Köchin, hält den Kopf schief und versucht, ein weises Gesicht aufzusetzen, als sei sie in die großen Geheimnisse des Hofes eingeweiht.
«Der König soll seine Frau ermordet haben?», frage ich. «Man glaubt, er hätte die Frau ermordet, mit der er ein Dutzend Jahre verheiratet war? Auf einmal?»
Die Köchin schüttelt den Kopf. «In Salisbury haben sie kein gutes Wort für ihn übrig», bemerkt sie. «Am Anfang mochten ihn alle, weil sie dachten, er würde Gerechtigkeit und gute Löhne für die einfachen Leute bringen, aber seit er die Lords aus dem Norden über alles setzt … also, es gibt nichts, was sie nicht gegen ihn vorbringen würden.»
«Du kannst ihnen sagen, dass die Königin schon immer sehr kränklich war und sich nie vom Tod ihres Sohnes erholt hat», fahre ich auf.
Die Köchin strahlt mich an. «Und ich darf nichts darüber sagen, wen er jetzt zur Königin nehmen will?»
Ich bin still. Mir war nicht klar, dass die Gerüchte so weit gehen. «Nein, darüber will ich nichts hören», sage ich kategorisch.
Ich habe auf diesen Brief gewartet, seit man mir die Nachricht vom Tod der Königin überbracht hat und alle Welt sagte, Richard wolle meine Tochter heiraten. Er kommt, tränenverschmiert, wie immer, von der Hand Lady Margarets.
An Lady
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