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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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meinen Bruder Anthony und meinen Sohn Richard Grey das Leben gekostet und mich dazu gebracht hat, einen Aufstand anzuzetteln und seinen Schwertarm mit einem Fluch zu belegen. Aber Richard ist ein York – sie sind der Meinung, der Sieg stehe ihnen zu   –, und seine Vorschläge sind gut für mich und die Meinen. Falls mein Sohn Richard sicher nach Hause kommen und am Hof seiner Schwester wieder Prinz sein kann, dann habe ich alles erreicht, was zu erreichen ich mir geschworen habe, und mein Bruder und mein Sohn haben ihr Leben nicht vergebens gelassen.
    Ich schaue über den Tisch zu Elizabeth. Ihre Wangen sind rosig angelaufen, und in ihren Augen funkeln Tränen. «Hält er um deine Hand an?», frage ich sie.
    «Er schwört, dass er mich liebt. Er sagt, er vermisse mich. Er will, dass ich zurück an den Hof komme. Er bittet dich, mich zu begleiten. Er will, dass alle wissen, dass ich seine Frau werde. Er sagt, Königin Anne sei bereit, sich zurückzuziehen.»
    Ich nicke. «Ich gehe nicht, solange sie dort ist», teile ich ihr mit. «Du kannst an den Hof zurückkehren, aber du musst dich besonnener verhalten. Selbst wenn die Königin dir sagt, du sollst ihn begleiten, musst du eine Gesellschafterin mitnehmen. Du solltest nicht mehr an ihrem Platz sitzen.»
    Sie will mich unterbrechen, doch ich hebe die Hand. «Ehrlich, Elizabeth, ich will nicht, dass man dich als seine Geliebte handelt, weil du hoffst, seine Frau zu werden.»
    «Aber ich liebe ihn», sagt sie schlicht, als sei das das Einzige, was zählt.
    Ich sehe sie an, und ich weiß, dass meine Miene hart ist. «Du kannst ihn lieben», sage ich. «Aber wenn du willst, dass er dich heiratet und dich zu seiner Königin macht, musst du mehr tun, als ihn nur zu lieben.»
    Sie drückt seinen Brief an ihre Brust. «Er liebt mich.»
    «Das mag ja sein, aber er wird dich nicht heiraten, wenn auch nur der Anflug eines Gerüchts über dich in Umlauf ist. Keine Frau wird Königin von England, weil sie liebenswert ist. Du musst deine Karten richtig ausspielen.»
    Sie holt tief Luft. Sie ist keine Närrin, meine Tochter, sie ist eine York durch und durch. «Sag mir, was ich zu tun habe.»

FEBRUAR 1485
    An einem düsteren Februartag sage ich meinen Töchtern Lebewohl und blicke ihrem Zug hinterher, der durch die umherwabernden Nebelschwaden davontrabt. In wenigen Augenblicken sind sie außer Sichtweite, als wären sie in einer Wolke oder im Wasserdunst verschwunden. Die Hufschläge werden dumpfer, bis sie schließlich ganz verklingen.
    Das Haus kommt mir sehr leer vor ohne die älteren Mädchen. Und während ich sie vermisse, wende ich mich in meinen Gedanken und Gebeten meinen Söhnen zu, meinem toten Baby George, meinem verschwundenen Jungen Edward und meinem abwesenden Sohn Richard. Ich habe nichts mehr von Edward gehört, seit er in den Tower gegangen ist, und von Richard nichts mehr nach dem ersten Brief, in dem er mir schrieb, es gehe ihm gut und er werde jetzt Peter gerufen.
    Trotz meiner Vorsicht und meiner Ängste fange ich an zu hoffen. Ich glaube, wenn König Richard Elizabeth heiratet und sie zu seiner Königin macht, werde ich am Hofe wieder willkommen sein, ich werde meinen Platz als Mylady, als Königinmutter, einnehmen. Ich werde mich davon überzeugen, dass ich Richard trauen kann, und dann schicke ich nach meinem Sohn.
    Wenn Richard Wort hält und ihn als Erben benennt,ist unsere Position wiederhergestellt: Dann hat mein Sohn die Stellung, in die er geboren wurde, und meine Tochter ist Königin von England. Es ist dann nicht so ausgegangen, wie Edward und ich gehofft hatten, als wir einen Prince of Wales und einen Duke of York hatten und wie junge Narren dachten, wir würden ewig leben. Aber es ist dann gut genug ausgegangen. Falls Elizabeth aus Liebe heiraten und Königin von England werden kann und wenn mein Sohn nach Richard König wird, ist es gut genug ausgegangen.
    Wenn ich wieder am Hof lebe und Macht habe, werde ich Männer darauf ansetzen, den Leichnam meines Sohnes zu finden, ob er nun unter einer Treppe liegt oder im Fluss, ob er in irgendeinem dunklen Holzverschlag liegt oder im geheiligten Boden der Kapelle versteckt wurde. Ich werde seine Leiche finden und seine Mörder aufspüren. Ich werde wissen, was geschehen ist: ob er entführt wurde und im Kampf starb, ob er weggebracht wurde und an einer Krankheit starb, ob er im Tower ermordet und dort begraben wurde. Ich werde erfahren, wie es mit ihm zu Ende ging, und ihn mit allen Ehren bestatten,

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