Die Königin der Weißen Rose
kann mit ihm machen, was ich will. Mir gegenüber verhält er sich arrogant und rüpelhaft; er bildet sich ein, er stamme aus einer ungemein hohen Familie, und ist dermaßen dünkelhaft, dass es mir ein Vergnügen ist, den jungen Thronanwärter in die Ehe mit Katherine zu zwingen. Er findet, sie stehe unendlichweit unter ihm – wie wir alle. Er denkt, diese Ehe erniedrige ihn, und mir kommt zu Ohren, dass er sich vor seinen Freunden wie ein kleiner Junge damit brüstet, er werde sich eines Tages rächen und uns noch das Fürchten lehren. Mir werde es eines Tages noch leidtun, dass ich ihn beleidigt habe. Darüber muss ich lachen, und Katherine ist froh, Herzogin zu sein, obwohl sie ein mürrisches Kind zum Gatten hat.
Mein zwanzigjähriger Bruder John, der zum Glück noch ledig ist, wird Lord Warwicks alte Tante heiraten, Lady Catherine Neville. Sie ist die Herzoginwitwe von Norfolk, die den Herzog geheiratet, ihm beigelegen und ihn begraben hat. Eine Ohrfeige für Warwick, und allein das bereitet mir boshafte Freude. Da seine Tante bald hundert wird, ist eine Verehelichung mit ihr ein grausamer Scherz. Warwick weiß jetzt, wer in England die Allianzen schmiedet. Außerdem stirbt die Herzogin sicher bald, dann ist mein Bruder wieder frei und dazu noch unermesslich reich.
Für meinen Sohn, meinen geliebten Thomas, kaufe ich die kleine Anne Holland. Ihre Mutter, die Duchess of Exeter, die Schwester meines Mannes, verlangt von mir viertausend Mark für dieses Privileg. Ich merke mir den Preis für ihren Stolz und zahle ihn, sodass Thomas das Vermögen der Hollands erben kann. Mein Sohn wird so wohlhabend sein wie der reichste Prinz der ganzen Christenheit. Ich raube dem Earl of Warwick auch diesen Preis – er wollte Anne Holland für seinen Neffen, es war nur noch nicht unterschrieben und besiegelt, aber ich überbiete ihn um tausend Mark –, ein Vermögen, das Vermögen eines Königs, über das ich verfügen kann und Warwick nicht. Damit sein Titel nicht hinter seinen Aussichten zurücksteht, erhebt Edward Thomas zum Marquis of Dorset. Sowie ich auf ein Mädchen stoße, das meinemSohn Richard ebenfalls ein Vermögen einbringt, werde ich die Partie für ihn sichern; bis dahin wird er erst einmal zum Ritter geschlagen.
Mein Vater wird Earl. Anthony bekommt zwar nicht das Herzogtum, über das er gescherzt hat, aber er wird Lord der Isle of Wight, und meine anderen Brüder bekommen Stellungen in königlichen Diensten oder in der Kirche. Lionel wird Bischof, wie er es sich gewünscht hat. Ich nutze meinen Status als Königin, um meiner Familie Macht zu verleihen, wie es jede Frau tun würde und wie es für jede Frau, die aus nichts aufgestiegen ist, ratsam ist. Wir werden Feinde haben – wir müssen Beziehungen pflegen und uns Verbündete suchen. Wir müssen überall sein.
Als alle Eheschließungen und Erhebungen in den Adelsstand hinter uns liegen, kann man in England keinen Schritt mehr tun, ohne jemandem aus meiner Sippschaft über den Weg zu laufen: Man kann keinen Handel abschließen, kein Feld pflügen, keinen Rechtsstreit ausfechten, ohne auf jemanden aus der großen Rivers-Sippe zu stoßen oder auf jemanden, der von uns abhängig ist. Wir sind überall; wir sind überall dort, wo es dem König gefallen hat, uns einzusetzen. Und sollte der Tag kommen, an dem sich alle gegen ihn wenden, wird er herausfinden, dass die Wurzeln der Rivers tief und stark sind und dass wir ihn und sein Schloss umgeben wie ein dichter Wall. Sollte er seine anderen Verbündeten verlieren, werden wir weiterhin an seiner Seite stehen. Und jetzt sind wir an der Macht.
Wir sind loyal, und er bleibt uns treu. Ich schwöre ihm, dass ich ihn liebe und an ihn glaube, und er weiß, dass es auf der Welt keine Frau gibt, die ihn mehr liebt als ich. Meine Brüder und mein Vater, meine Cousinen und Schwestern und die neuen Ehemänner und Ehefrauenversprechen ihm ihre absolute Loyalität, was und durch wessen Hand auch immer geschehe. Wir sind eine neue Familie, weder Lancaster noch York; wir sind die Woodville-Familie, geadelt zu Rivers, und wir stehen in dichtgeschlossenen Reihen hinter dem König. Mag uns auch das halbe Königreich hassen, ich habe uns jetzt so viel Macht verliehen, dass es mir egal ist.
Edward richtet sich darauf ein, ein Land zu regieren, das daran gewöhnt ist, keinen König zu haben. Er ernennt Richter und Vögte als Ersatz für die Männer, die im Kampf gefallen sind, und ordnet an, dass sie in ihren Grafschaften
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