Die Königin der Weißen Rose
die Frauen womöglichmehr leiden, auch wenn es die Männer sind, die in den Krieg ziehen.
«Ich heirate keinen Franzosen. Ich hasse Franzosen», sagt sie hitzig. «Mein Vater hat gegen sie gekämpft; er hätte nicht gewollt, dass ich einen heirate. Mein Bruder soll bloß nicht auf so eine Idee kommen. Ich verstehe nicht, warum meine Mutter es überhaupt in Erwägung zieht. Sie war mit der englischen Armee in Frankreich; sie weiß, wie die Franzosen sind. Ich entstamme dem Hause York. Ich will keine Französin werden!»
«Das wirst du auch nicht!», entgegne ich ruhig. «Das war die Idee des Earl of Warwick, doch er hat keinen Einfluss mehr beim König. Ja, er lässt sich von den Franzosen bestechen und begünstigt Frankreich, aber ich habe dem König geraten, mit dem Herzog von Burgund ein Bündnis einzugehen – das wäre für dich eine weit bessere Allianz. Überleg doch mal, dann wärst du mit mir verwandt! Wenn du den Herzog von Burgund heiratest, wohnst du in dem schönen Palast bei Lille. Dein zukünftiger Ehemann ist ein geschätzter Freund des Hauses York und mütterlicherseits mit mir verwandt. Er ist ein guter Freund, und von seinem Palast aus kannst du häufig hierher zu Besuch kommen. Wenn meine Töchter alt genug sind, schicke ich sie zu dir, damit sie bei dir das elegante Burgunder Leben bei Hofe kennenlernen. Es gibt keinen eleganteren Ort als den Hof von Burgund. Außerdem wirst du als Herzogin von Burgund Patin meiner Söhne. Was sagst du dazu?»
Das tröstet sie ein wenig. «Aber ich entstamme dem Hause York», sagt sie wieder. «Ich möchte in England bleiben. Jedenfalls so lange, bis wir die Lancastrianer endlich geschlagen haben, und ich möchte die Taufe deines Sohnes, des ersten Prinzen von York, miterleben. Dann möchte ich sehen, wie er zum Prince of Wales …»
«Du wirst zu seiner Taufe eingeladen, wann auch immer er zur Welt kommt», verspreche ich ihr. «Und er wird wissen, dass seine Tante ihn beschützt. Du kannst die Sache des Hauses York in Burgund weiter voranbringen. Du sorgst dafür, dass Burgund weiterhin mit York und England befreundet bleibt, und wenn Edward in Schwierigkeiten gerät, dann weiß er, dass er auf das Vermögen und die Waffen der Burgunder zurückgreifen kann. Sollte er je wieder durch einen falschen Freund in Gefahr geraten, kann er dich um Hilfe bitten. Es wird dir gefallen, unsere Verbündete jenseits des Meeres zu sein. Du wirst unser Hafen sein.»
Sie lässt ihren Kopf an meine Schulter sinken. «Euer Gnaden, meine Schwester», seufzt sie. «Es fällt mir schwer zu gehen. Ich habe meinen Vater verloren, und ich weiß nicht, ob mein Bruder außer Gefahr ist. Ich bin mir nicht sicher, ob George und er wahre Freunde sind oder ob George nicht vielmehr neidisch auf Edward ist, und ich fürchte mich vor dem, was Lord Warwick im Schilde führt. Ich möchte hierbleiben. Ich möchte meine Mutter nicht verlassen. Und mein Zuhause.»
«Ich weiß», sage ich sanft. «Aber als Herzogin von Burgund kannst du Edward und George eine mächtige und gute Schwester sein. Wir wissen dann, dass es immer ein freundschaftlich gesinntes Land gibt, auf das wir uns verlassen können. Dann gibt es eine schöne Herzogin, die durch und durch Yorkistin ist. Du kannst nach Burgund gehen und Söhne bekommen, Söhne des Hauses York.»
«Glaubst du, ich kann auf dem Kontinent ein Haus York gründen?»
«Du wirst eine neue Linie begründen», versichere ich ihr. «Und wir sind froh, dass du dort bist, und kommen dich besuchen.»
Schließlich willigt sie ein und fügt sich tapfer in ihr Los. Warwick setzt ein falsches Gesicht auf und geleitet sie zum Hafen von Margate. Wir winken unserer kleinen Herzogin zum Abschied, und ich weiß genau, dass wir von allen Geschwistern Edwards – dem treulosen George und dem jungen Richard – diejenige weggeschickt haben, die die liebevollste, loyalste und verlässlichste aller Yorks ist.
Für Warwick bedeutet dies eine weitere Niederlage durch mich und meine Familie. Er wollte Margaret einen Franzosen zum Mann geben, doch jetzt muss er sie zum Herzog von Burgund bringen. Er hatte eine Allianz mit Frankreich geplant und behauptet, er sei derjenige, der in England das Zepter in der Hand halte. Stattdessen heiraten wir ins königliche Haus von Burgund ein, in die Familie meiner Mutter. Es ist für alle offensichtlich, dass England von der Familie Rivers gelenkt wird und dass der König nur auf uns hört. Im Geleit von Margaret macht Warwick ein
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