Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
wieder Recht und Gesetz durchzusetzen haben. Männer, die die Gelegenheit genutzt haben, gegen ihre Nachbarn Krieg zu führen, werden in ihre Schranken verwiesen. Die entlassenen Soldaten beider Parteien müssen nach Hause zurückkehren. Die berittenen kriegerischen Banden, die das Land unsicher gemacht und die Menschen terrorisiert haben, werden gejagt, damit die Straßen wieder sicher werden. Edward macht sich an die harte Arbeit, aus England wieder ein friedliches Land zu machen.
    Das andauernde Kriegführen findet schließlich ein Ende, als wir den früheren König Henry gefangen nehmen, der völlig verwirrt durch die Hügel von Northumberland irrt. Edward befiehlt, ihn in den Tower von London zu bringen, zu seiner Sicherheit wie der unsrigen. Er ist nicht immer bei Verstand, Gott behüte ihn. Er bezieht die Räume und scheint auch zu wissen, wo er sich befindet; er erweckt den Eindruck, als freute er sich, nach dem Umherirren wieder zu Hause zu sein. Er lebt still und gottergeben, ein Priester ist Tag und Nacht an seiner Seite. Wir wissen nicht einmal, ob er sich an seine Frau und den Sohn erinnert, von dem sie ihm erzählt hat, es sei der seine. Sicher ist nur, dass er nie nach ihnen fragt und auch nicht in dasferne Anjou nach ihnen schickt. Wir wissen nicht, ob er sich immer daran erinnert, dass er einst König war. Die Welt ist ihm verlustig gegangen, dem armen Henry, und er hat vergessen, was wir ihm alles genommen haben.

SOMMER 1468
    Edward schickt Warwick mit einer Mission nach Frankreich, und Warwick ergreift die Gelegenheit, England und dem Hof zu entkommen. Unser Aufstieg und das Schwinden seiner eigenen Hoffnungen sind ihm schier unerträglich. Er will mit dem König von Frankreich einen Vertrag aushandeln und versichert ihm, dass in der englischen Regierung noch immer er das Sagen hat und dass er beabsichtigt, einen Ehemann für die Erbin Margaret of York zu suchen. Doch er lügt, alle wissen, dass die Tage seiner Macht vorüber sind. Edward hört auf meine Mutter, auf mich und auf seine anderen Ratgeber. Wir sagen ihm, dass ihm das Herzogtum Burgund in treuer Freundschaft und Verwandtschaft zugetan ist, während Frankreich ein ständiger Feind ist, und dass eine Allianz mit Burgund den Handel beflügeln würde, dass ein solches Bündnis darüber hinaus mit der Eheschließung von Edwards Schwester Margaret mit dem neuen Herzog zementiert werden könne: mit Charles, der vor kurzem die fruchtbaren Ländereien Burgunds geerbt hat.
    Charles ist für England ein überaus wichtiger Freund. Dem Herzog gehört außer Burgund noch ganz Flandern, sodass er über das gesamte Tiefland des Nordens herrscht, das Land zwischen dem Reich der Habsburger und Frankreich, und außerdem über die reichen Länder des Südens.Die Burgunder sind große Abnehmer englischer Stoffe, Kaufleute und unsere Verbündeten. Ihre Häfen liegen den unsrigen gegenüber jenseits der Englischen See. Ihr natürlicher Feind ist Frankreich, und sie erhoffen sich ein Bündnis mit uns. Sie sind traditionell Freunde Englands, und jetzt sind sie – durch mich – mit dem englischen König verwandt.
    Aber die Vermählung und das Bündnis werden selbstverständlich ohne das Mädchen selbst geplant, und als ich eines Tages im Garten des Westminster Palace spazieren gehe, kommt Margaret völlig aufgelöst zu mir, weil ihr jemand erzählt hat, dass ihr Verlöbnis mit Dom Pedro von Portugal aufgelöst sei und sie nun an den Meistbietenden verkauft werden solle: entweder an Louis von Frankreich für einen seiner französischen Prinzen oder an Charles von Burgund.
    «Es wird schon werden», tröste ich sie, nehme ihre Hand und führe sie durch den Garten. Sie ist erst zweiundzwanzig und nicht zur Schwester eines Königs erzogen worden. Sie ist nicht daran gewöhnt, dass ihr zukünftiger Ehemann mit den Erfordernissen des Tages wechseln kann. Ihre Mutter hat sich an der Rivalität zwischen ihren Söhnen aufgerieben und die Erziehung der Töchter vernachlässigt.
    Als Margaret ein kleines Mädchen war, dachte sie, sie würde mit einem englischen Lord verheiratet werden und ihre Kinder auf einem englischen Schloss großziehen. Sie hatte sogar davon geträumt, Nonne zu werden – sie teilt die religiöse Inbrunst ihrer Mutter. Als ihr Vater den Thron für sich beanspruchte und ihr Bruder ihn gewann, wusste sie noch nicht, dass für Macht immer ein Preis bezahlt werden muss und sie diesen genauso bezahlen muss, wie wir anderen. Sie weiß noch nicht, dass

Weitere Kostenlose Bücher