Die Königin der Weißen Rose
ich habe ihm keinen Grund gegeben, und er wusste, ich würde sterben, bevor ich ihm einen lieferte.
Eines schönen Morgens – vor vier Tagen – haben seine Stallburschen dann den Fehler begangen, mir mein eigenes Pferd zu geben, mein Schlachtross Fury, das schneller ist als alles, was Warwick in seinem Stall stehen hat. Also dachte ich mir, ich reite einfach ein bisschen weiter als sonst und ein bisschen schneller, das war alles. Ich dachte mir, ich könnte zu dir reiten – und hier bin ich.»
«Es ist vorbei?», frage ich ungläubig. «Du bist davongekommen?»
Er grinst, stolz wie ein kleiner Bengel. «Das Pferd möchte ich sehen, das mich auf Fury einholt», sagt er. «Sie haben ihn zwei Wochen bei Hafer im Stall gehalten. Ich war in Ripon, bevor ich Luft holen konnte. Ich hätte ihn nicht halten können, selbst wenn ich es gewollt hätte!»
Ich lache und teile seine Freude. «Lieber Gott, Edward, ich hatte solche Angst! Geliebter, ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen.»
Er küsst mich auf den Kopf und streichelt mir den Rücken. «Habe ich dir nicht zu Beginn unserer Ehe gesagt, ich würde immer zu dir zurückkommen? Habe ich dir nicht gesagt, ich würde im Bett sterben mit dir als meiner Gattin? Hast du nicht versprochen, mir einen Sohn zu schenken? Glaubst du, ein Gefängnis könne mich je von dir fernhalten?»
Ich drücke mein Gesicht an seine Brust. «Mein Lieber. Lässt du ihn jetzt von deiner Garde verhaften?»
«Nein, er ist zu mächtig. Er hat noch immer den Großteil des Nordens unter seinem Kommando. Ich hoffe, dass wir wieder Frieden schließen können. Er weiß, dass die Rebellion gescheitert ist, dass es vorbei ist. Er ist gerissen genug, um zu wissen, dass er verloren hat. George, er und ich müssen uns irgendwie versöhnen. Sie werden mich um Vergebung bitten, und ich werde sie ihnen gewähren.
Aber Warwick weiß jetzt, dass er mich nicht gefangen halten kann. Ich bin König, das kann er nicht rückgängig machen. Er hat geschworen, mir zu gehorchen, wie ich geschworen habe zu regieren. Ich bin sein König. Es ist vorbei. Und das Land ist nicht erpicht auf einen neuen Krieg zwischen rivalisierenden Königen. Ich will keinenKrieg. Ich habe den Eid geleistet, dem Land Gerechtigkeit und Frieden zu bringen.»
Er zieht die letzten Nadeln aus meinem Haar und reibt das Gesicht an meinem Nacken. «Ich habe dich vermisst», sagt er. «Und die Mädchen. Als sie mich ins Schloss gebracht haben, in eine Zelle ohne Fenster, ging es mir nicht so gut. Es tut mir sehr leid wegen deines Vaters und deines Bruders.»
Er hebt den Kopf und sieht meine Mutter an. «Es tut mir so leid um deinen Verlust, Jacquetta, mehr als ich sagen kann», sagt er freiheraus. «Das sind die Schicksalsschläge des Krieges, wir alle kennen die Gefahren. Aber mit deinem Ehegatten und deinem Sohn hat es zwei gute Männer getroffen.»
Meine Mutter nickt. «Und was sind die Bedingungen deiner Versöhnung mit dem Mann, der meinen Gatten und meinen Sohn getötet hat? Gehe ich recht in der Annahme, dass du ihm das auch verzeihst?»
Edward verzieht ob der Härte ihres Tonfalls das Gesicht. «Es wird euch nicht gefallen», warnt er uns beide. «Aber ich ernenne Warwicks Neffen zum Duke of Bedford. Er ist Warwicks Erbe; ich muss Warwick in unsere Familie einbeziehen, in unsere königliche Familie. Ich muss ihn an uns binden.»
«Du verleihst ihm meinen alten Titel?», fragt meine Mutter ungläubig. «Den Titel der Bedfords? Den Namen meines ersten Gatten? Einem Verräter?»
«Mir ist es egal, ob sein Neffe ein Herzogtum bekommt», werfe ich hastig ein. «Warwick hat meinen Vater getötet, nicht der Junge. Sein Neffe ist mir egal.»
Edward nickt. «Noch etwas», sagt er unbehaglich. «Ich werde dem jungen Bedford die Hand unserer Tochter Elizabeth versprechen. Das besiegelt die Allianz.»
Ich sehe ihn direkt an. «Elizabeth? Meine Elizabeth?»
«Unsere Elizabeth», verbessert er mich. «Ja.»
«Du versprichst ein Kind von nicht einmal vier Jahren der Familie des Mannes, der ihren Großvater ermordet hat?»
«Ja. Dies war ein Krieg zwischen Cousins. Wir müssen uns versöhnen. Und du, Geliebte, wirst mich nicht daran hindern. Ich muss Warwick dazu bringen, Frieden mit mir zu schließen. Ich muss ihm mehr Macht und Wohlstand zugestehen. Auf diese Art räume ich ihm sogar die Möglichkeit ein, dass seine Linie den Thron erbt.»
«Er ist ein Verräter und Mörder, und du glaubst, du könntest meine kleine Tochter mit seinem
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