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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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verlieren», warnt mich meine Mutter. «Noch mehr Tote, noch mehr Fehden, noch mehr vaterlose Kinder, noch mehr verwitwete Bräute. Willst du eines fernen Tages deinen Sohn betrauern, so wie ich jetzt?»
    «Nach George können wir uns versöhnen», erwidere ich stur. «Sie müssen bestraft werden. Von heute an sind George und Warwick tote Männer. Ich schwöre es, Mutter. Sie sind von heute an tot.» Ich erhebe mich und gehe zum Tisch. «Ich reiße eine Ecke aus diesem Brief», verkünde ich. «Ich schreibe ihren Tod in meinem Blut auf den Brief meines Vaters.»
    «Das ist nicht recht», entgegnet sie leise, aber sie hindert mich nicht daran, eine Ecke des Briefes abzureißen, bevor ich ihn ihr zurückgebe.
    Es klopft, und ich will mir die Tränen vom Gesicht wischen, bevor ich meine Mutter «Herein» rufen lasse, aber die Tür wird ohne weitere Formalitäten aufgerissen, und Edward, mein geliebter Edward, schlendert ins Zimmer, als sei er einen Tag zur Jagd gewesen und wolle mich mit seiner verfrühten Rückkehr überraschen.
    «Mein Gott! Du! Edward! Bist du es? Bist du es wirklich?»
    «Ich bin’s», bestätigt er. «Ich grüße dich auch, meine Frau Mutter Jacquetta.»
    Ich stürze mich auf ihn, und als er mich umfängt, atme ich seinen vertrauten Geruch ein und spüre die Kraft seiner Arme. Bei seiner Berührung entfährt mir ein Schluchzen.«Ich dachte, du seist im Gefängnis», sage ich. «Ich dachte, er würde dich töten.»
    «Hat die Nerven verloren», meint er kurz angebunden. Er streichelt meinen Rücken und lässt gleichzeitig mit der anderen Hand mein Haar herunter. «Sir Humphrey Neville hat Yorkshire für Henry aufgebracht, und als Warwick sich gegen ihn wandte, hat niemand ihn unterstützt. Er brauchte mich. Er merkte, dass niemand George zum König haben wollte und dass ich meinen Thron nicht freiwillig aufgeben würde. Das hatte er nicht bedacht. Er hat sich nicht getraut, mich zu enthaupten. Um die Wahrheit zu sagen, ich glaube, er konnte einfach keinen Henker dafür gewinnen. Ich bin der gekrönte König; er kann mir nicht einfach den Kopf abhacken lassen, als wäre es Feuerholz. Ich bin gesalbt von Gottes Gnaden; mein Körper ist geheiligt. Nicht einmal Warwick wagt es, kaltblütig einen König zu töten.
    Er kam mit einem Abdankungsschreiben zu mir, und ich habe ihm gesagt, ich sähe keinen Grund, es zu unterzeichnen. Ich sei glücklich, in seinem Haus zu wohnen. Die Köchin sei ausgezeichnet und der Keller noch besser. Ich sagte ihm, ich würde den Hof gerne nach Middleham Castle verlegen, wenn er mich als Dauergast bei sich aufnehmen wollte. Ich sähe keinen Grund, warum ich nicht von seinem Schloss aus regieren sollte, auf seine Kosten. Und dass ich niemals leugnen würde, wer ich sei.»
    Er lacht sein lautes, zuversichtliches Lachen. «Du hättest ihn sehen sollen, Geliebte. Er dachte, wenn er mich in seine Gewalt bringt, stünde ihm die Krone zur freien Verfügung. Aber ich war nicht hilfreich. Es war ein Heidenspaß zuzusehen, wie er sich den Kopf zerbrochen hat. Als ich gehört habe, dass du im Tower in Sicherheit bist, hatte ich vor nichts mehr Angst. Er dachte, ich wäre eingebrochener Mann, wenn er mich fasst, aber da hat er sich geirrt. Er dachte, ich sei noch immer der kleine Junge, der bewundernd zu ihm aufschaut. Er hatte sich nicht klargemacht, dass ich jetzt erwachsen bin. Ich war ein äußerst umgänglicher Gast. Ich habe gut gegessen, und wenn Freunde mich besuchen kamen, habe ich nach königlicher Unterhaltung verlangt. Erst habe ich darum gebeten, mich im Garten ergehen zu dürfen, dann im Wald. Dann habe ich gesagt, ich würde gerne ausreiten und es schade auch nicht, wenn ich zur Jagd ginge. Er erlaubte mir auszureiten. Mein Kronrat sprach vor, sie verlangten mich zu sehen, und er wusste nicht, wie er es ihnen abschlagen sollte. Ich habe mich mit ihnen getroffen und ein oder zwei Gesetze verabschiedet, nur damit alle erfuhren, dass sich nichts geändert hatte und ich noch immer der regierende König war. Es fiel mir schwer, ihm nicht ins Gesicht zu lachen. Er hatte gedacht, er würde mich gefangen halten, doch stattdessen musste er einsehen, dass er nur die Kosten eines vollen Hofstaates trug. Liebling, ich habe einen Chor zum Essen verlangt, und er wusste nicht, wie er mir diesen Wunsch abschlagen sollte. Ich habe Tänzerinnen und Musiker angeheuert. Ihm wurde klar, dass es nicht ausreichte, einen König festzusetzen: Man muss ihn zerstören. Man muss ihn töten. Aber

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