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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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kämpfe zu Fuß. Bring mir die Streitaxt und mein Schwert.» Die anderen Lords, Anthony, George, Richard und William Hastings, haben sich schon für das schreckliche Gemetzel des bald anbrechenden Tages bewaffnet. Ihre Pferde stehen abseits, gezäumt und gesattelt, bereit für die Flucht – auch wenn das niemand laut ausspricht   –, wenn es schiefgeht, oder für den Angriff, wenn es gut läuft.
    «Sind wir so weit?», fragt Edward Hastings.
    «Ja, wir sind bereit», antwortet William.
    Edward wirft einen Blick auf den Kamm und sagtplötzlich: «Gott schütze uns. Wir haben einen Fehler gemacht.»
    «Was?»
    Für einen kurzen Augenblick haben sich die Nebelschleier gelichtet, und Edward konnte einen Blick auf Warwicks Männer werfen. Sie haben nicht ihnen gegenüber Aufstellung genommen, sodass Mann gegen Mann steht, sondern zu weit links. Der gesamte rechte Flügel von Warwicks Armee steht frei. Es ist, als sei Edwards Armee um ein Drittel zu kurz. Dafür steht seine Armee an der linken Seite etwas über. Dort haben seine Männer kein Gegenüber: Sie werden vorwärtsstürmen, ohne auf Widerstand zu stoßen, sie durchbrechen die Ordnung der Schlachtreihe. Und zur Rechten ist seine Armee viel zu kurz.
    «Es ist zu spät, sie neu zu formieren», entscheidet er. «Gott steh uns bei, wir ziehen falsch in die Schlacht! Gebt das Trompetensignal, die Zeit zum Angriff ist gekommen.»
    Die Standarten werden hochgereckt, schlaff hängen die Fahnen in der feuchten Luft. Sie ragen aus dem Dunst wie blattlose Bäume. Die Trompeten schallen dumpf durch die Dunkelheit. Noch ist die Dämmerung nicht angebrochen, und der Dunst lässt alles fremd und verwirrend erscheinen.
    «Zum Angriff!», brüllt Edward, obwohl seine Armee den Feind kaum sehen kann, und einen Augenblick lang ist alles still. Er spürt, dass es seinen Männern wie ihm geht. Die feuchte Luft drückt sie nieder, die Kälte ist ihnen in die Knochen gezogen, ihnen ist schlecht vor Angst. «Zum Angriff!», wiederholt Edward und pflügt den Hügel hoch. Seine Männer folgen ihm mit lautem Geheul. Warwicks Männer werden aus dem Schlaf gerissen und bemühen sich vergeblich, den Feind zu sehen, den sie kommen hören,aber nur hier und da flüchtig ausmachen. Bis die Armee von York, angeführt von ihrem überragenden König, der die Streitaxt schwingt, plötzlich durch die Nebelwand bricht und aus der Dunkelheit auf sie zugewalzt kommt wie grauenerregende Riesen.
    In der Mitte des Schlachtfeldes drängt der König voran, und die Lancastrianer weichen vor ihm zurück, aber an einem Flügel, an der verhängnisvollen leeren rechten Seite, können die Lancastrianer die Männer von York überwältigen, sie sind ihnen weit überlegen. Hunderte gegen die paar Dutzend am rechten Flügel. In Dunkelheit und Dunst fallen die unterlegenen Yorkisten; zugleich drängt Warwicks linker Flügel den Hügel hinunter und ersticht, knüppelt zu Tode, tritt zusammen und köpft alles, was sich ihm in den Weg stellt. So kommen sie dem Herz der Yorkisten immer näher. Ein Soldat dreht sich um und rennt los. Er hat kaum ein paar Schritte getan, da kracht ein Keulenschlag auf seinen Kopf und zerschmettert ihn. Trotzdem fliehen weitere Männer. Ein Yorkist, der immer mehr Männer den Hügel herunter auf sich zukommen sieht und keinen Kameraden mehr an seiner Seite hat, dreht sich um und wagt die paar Schritte in die Sicherheit und den Schutz des dunstigen Tals. Einer tut es ihm nach, dann noch einer. Der Nächste wird von einem Schwertstoß rücklings niedergestreckt. Sein Kamerad dreht sich um, plötzlich blass in der Dunkelheit, wirft die Waffe weg und rennt um sein Leben. An der ganzen Schlachtreihe beginnen die Männer zu zögern, werfen Blicke über die Schulter in die dunkle, verlockende Sicherheit, sehen wieder nach vorn und hören das Schlachtgetöse des Feindes, der den Sieg schon spürt, der zwar kaum die Hand vor Augen sieht, aber ihr Blut und ihre Angst wittert. Der linke Flügel der Lancastrianer wälzt sich ungebremst den Hügelherunter, und der Yorkistenflügel verliert den Mut. Die Männer lassen die Waffen fallen und fliehen wie gejagte Hasen, erst zusammen, dann stieben sie in Todesangst kreuz und quer.
    Die Männer des Earl of Oxford, die für Lancaster kämpfen, heften sich sofort an ihre Fersen, wie Jagdhunde, der Fährte auf der Spur, noch immer blind im Nebel. Der Earl feuert sie an, bis das Schlachtfeld hinter ihnen liegt, dessen Getöse vom Nebel gedämpft wird, bis die

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