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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Meile zurück. Zünde mit Richard und Thomas Grey zwei oder drei kleinere Feuer an, lass etwas Abstand dazwischen; es soll aussehen, als hätten wir unser Lager dort errichtet, wo die Kugeln einschlagen. Dann sieh zu, dass ihr da wegkommt. Gib ihnen ein Ziel. Die Feuer könnengleich wieder herunterbrennen. Hauptsache, ihr geht nicht zurück und lasst euch treffen. Lass sie glauben, wir seien dort hinten.»
    Anthony nickt und reitet los.
    Edward gleitet von seinem Hengst Fury, und der Knappe tritt vor, um die Zügel zu übernehmen. «Sieh zu, dass er zu fressen bekommt, und nimm ihm den Sattel ab. Nimm ihm auch das Gebiss aus dem Maul, aber lass die Trense dran», befiehlt Edward. «Behalte den Sattel bei dir. Ich weiß nicht, wie lang die Nacht wird. Du kannst dich auch ausruhen, Junge, aber nicht lange. Ich brauche ihn eine gute Stunde vor der Dämmerung, vielleicht auch früher.»
    «Ja, Sire», sagt der Junge. «Sie verteilen jetzt Wasser und Futter für die Pferde.»
    «Sag ihnen, sie sollen leise sein», wiederholt der König. «Sag ihnen, ich hätte das gesagt.»
    Der Junge nickt und führt das Pferd weg.
    «Stell eine Wache auf», sagt Edward zu Hastings. Wieder donnern die Kanonen, die Männer zucken bei dem Krachen zusammen. Sie hören das Pfeifen der Kugeln über ihren Köpfen und die Einschläge, viel zu weit südlich, weit hinter den Reihen der versteckten Armee. Edward lacht in sich hinein. «Wir werden nicht viel Schlaf kriegen, aber die schlafen gar nicht», sagt er. «Weckt mich rechtzeitig vor der Dämmerung.»
    Er zieht den Umhang von den Schultern und breitet ihn auf dem Boden aus, die Kappe legt er sich aufs Gesicht. Trotz der andauernden Kanonenschüsse schläft er sofort ein. Hastings nimmt seinen eigenen Umhang und legt ihn mit der Fürsorge einer Mutter über den schlafenden König.
    Er wendet sich an George, Richard und Anthony, der gerade von seiner Mission zurückgekehrt ist: «Jeder übernimmteine Zwei-Stunden-Wache. Ich trete die erste Wache an, dann wecke ich dich, Richard. George und du, ihr überwacht die Männer, schickt Kundschafter aus, dann übernimmt Anthony.» Die drei Männer nicken.
    Anthony wickelt sich in seinen Umhang und legt sich in der Nähe des Königs hin. «George und Richard zusammen?», fragt er Hastings leise.
    «Ich traue George nicht über den Weg», sagt Hastings gedämpft. «Aber für den jungen Richard lege ich meine Hand ins Feuer. Er wird dafür sorgen, dass sein Bruder auf unserer Seite bleibt, bis die Schlacht begonnen hat. Und siegreich beendet wurde, so Gott will.»
    «Es steht schlecht für uns», sagt Anthony nachdenklich.
    «Ich hab nie eine schlechtere Ausgangslage gesehen», gibt Hastings unbekümmert zu. «Aber das Recht ist auf unserer Seite, Edward ist ein Feldherr mit einer glücklichen Hand, und die drei Söhne Yorks sind wieder vereint. Wir könnten es überleben, so Gott will.»
    «Amen», sagt Anthony und bekreuzigt sich, dann schläft er ein.
    «Außerdem», sagt Hastings zu sich, «haben wir keine Wahl.»

    In meinem Asyl in Westminster halte ich Wache, und meine Mutter steht mir zur Seite. Einige Stunden vor der Morgendämmerung, als es am dunkelsten ist und der Mond schon sinkt, öffnet meine Mutter die Fensterflügel. Wir stehen nebeneinander, der große Fluss fließt an uns vorbei. Sacht atme ich aus, in die Nacht hinein. In der kalten Luft wird mein Atem zur feuchten Dunstwolke.Meine Mutter seufzt, ihr Atem vereint sich mit dem meinen und wirbelt davon. Wieder und wieder atme ich aus, und langsam sammelt sich der Dunst über dem Fluss, grau über dem dunkleren Wasser, ein Schatten in der Schwärze. Meine Mutter seufzt, die Nebelschwaden wabern den Fluss hinunter, verschleiern das andere Ufer, bewahren in sich die Dunkelheit der Nacht. Sie verdecken das Licht der Sterne. Dann verdichtet sich der Dunst zu Nebel und legt sich kalt auf den Fluss, auf die Straßen von London, zieht hinaus durch die Flusstäler nach Nordwesten und hält die Dunkelheit am Boden. Als sich der Himmel langsam erhellt, bleibt das Land unsichtbar. Warwicks Männer, die in der kalten Stunde des frühen Morgens erwachen und von ihrer Hügelkuppe vor Barnet den Hang hinunter nach dem Feind Ausschau halten, sehen dort unten nur ein eigenartiges Wolkenmeer, das in dichten Schwaden in das Tal eingedrungen ist, nichts von der Armee, die, schweigend in den undurchdringlichen Nebel gehüllt, direkt unter ihnen steht.

    «Nimm Fury», sagt Edward leise zu dem Knappen. «Ich

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