Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
ich dich liebe», sagt er. «Du weißt doch, dass ich dich heute genauso liebe wie damals, als du unter der Eiche standest?»
    Ich nicke. Ich bringe kein Wort heraus. Er klingt wie ein Mann, der sich verabschiedet.
    «Gut», sagt er rasch. «Und denk dran: Wenn es schiefgeht, bringst du die Kinder nach Flandern. Erinnerst du dich noch an den Namen des Schleusenwärters in Tournai, bei dem du dich verstecken sollst?»
    «Ja», flüstere ich. «Aber es wird nicht schiefgehen.»
    «So Gott will», sagt er, dreht sich auf dem Absatz um und geht hinaus, um sich einer weiteren Schlacht zu stellen.

    Beide Armeen stürmen voran. Das Ziel der Armee von Margarete von Anjou ist Wales, wo sie Verstärkung zusammenziehen kann. Edward verfolgt sie, um ihr den Weg abzuschneiden. Margaretes Streitmacht steht unter dem Kommando des Earl of Somerset; ihr Sohn, der bösartige junge Prinz, befehligt seine eigene Truppe. Sie jagen über das Land Richtung Westen nach Wales, wo Jasper Tudor die Waliser aufstellt und sie sich mit den Männern aus Cornwall treffen wollen. Wenn sie die walisischen Berge erreichen, sind sie unschlagbar. Jasper Tudor und sein Neffe, Henry Tudor, können ihnen einen sicheren Zufluchtsort und kampfbereite Streitkräfte bieten. Niemand wird sie aus den Waliser Festungen herausbekommen; dort können sie in Ruhe ihre Truppen zusammenziehen, um erstarkt gegen England zu marschieren.
    Anne Neville, Warwicks jüngere Tochter, die Braut des Prinzen, reist mit Margarete von Anjou. Sie wankt unterder Nachricht vom Tode ihres Vaters und vom Verrat ihres Schwagers George of Clarence. Ihre Mutter hat sie im Stich gelassen, sie hat in ihrem Kummer über den Verlust ihres Gemahls überstürzt um Asyl gebeten. Sie müssen ein verzweifeltes Trio abgeben: alles auf Sieg gesetzt und doch so viel verloren.
    Edward, der aus London hinausjagt, rekrutiert Männer im Vorüberziehen. Er will Margaretes Truppen unbedingt erreichen, bevor sie den mächtigen Severn überqueren und in die Berge von Wales verschwinden. Ein Vorhaben, das sehr wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt ist. Es ist zu weit, sie müssten zu schnell marschieren; seine Truppen, noch müde von der Schlacht bei Barnet, werden nicht rechtzeitig dort sein.
    Doch die erste Furt, auf die Margarete von Anjou bei Gloucester trifft, ist unpassierbar. Edward hat Befehl gegeben, die Überquerung des Flusses nach Wales unter allen Umständen zu verhindern, und die Festung von Gloucester steht auf Edwards Seite und riegelt die Furt ab. Der Severn, einer der tiefsten und größten Flüsse des Landes, führt Hochwasser und fließt reißend schnell. Ich lächle bei dem Gedanken, dass sich die Gewässer Englands gegen die französische Königin wenden.
    Nun muss die französische Armee auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Fluss zu passieren, nach Norden ausweichen, und plötzlich liegt Edwards Armee nur noch zwanzig Meilen zurück. Unter Edwards und Richards Peitschen traben die Männer wie Jagdhunde dahin. In der Nacht schlagen die Lancastrianer ihr Lager in einer alten Schlossruine direkt vor Tewkesbury auf. Das verfallene Gemäuer schützt sie vor schlechtem Wetter, und sie sind zuversichtlich, den Fluss am nächsten Morgen durchqueren zu können. Mit einiger Zuversicht warten sie auf dieerschöpfte yorkistische Armee, die von einer Schlacht zur nächsten marschiert und von einem Gewaltmarsch über sechsunddreißig Meilen quer durchs Land an einem einzigen Tag gewiss völlig ausgelaugt ist. Edward mag seinen Feind noch rechtzeitig erreichen, aber mit Soldaten, deren Kampfgeist sich bei der Verfolgungsjagd in Luft aufgelöst hat. Er mag dort ankommen, aber mit atemlosen Soldaten, die zu nichts mehr taugen.

3.   MAI 1471
    Königin Margarete von Anjou und ihre glücklose Schwiegertochter, Anne Neville, beschlagnahmen in der Nähe ein Haus namens Payne’s Place. Dort wollen sie den Ausgang der Schlacht abwarten, von der sie annehmen, dass sie sie zur Königin und zur Prinzessin von Wales machen wird. Anne Neville verbringt die Nacht auf den Knien und betet für die Seele ihres Vaters, dessen Leichnam vor den Altarstufen der St.   Paul’s Cathedral in London ausgestellt wird, damit die Bürger der Stadt ihn begaffen können. Sie betet für ihre trauernde Mutter, die bei ihrer Ankunft in England – noch bevor ihre Füße trocken waren – erfahren musste, dass ihr Gatte geschlagen wurde, dass er aus der Schlacht geflohen ist, dass sie nun Witwe ist. Die verwitwete Herzogin,

Weitere Kostenlose Bücher