Die Königin der Weißen Rose
sehe, was wir tun, jetzt, da wir an der Macht sind, bereue ich manchmal, unter der weißen Rose zu kämpfen. Manchmal denke ich, Lancaster hätte es genauso gut gemacht oder doch nicht schlechter.»
«Dann hast du aber Margarete von Anjou und ihren verrückten Gemahl vergessen», sage ich kalt. «Meine Mutter hat an dem Tag, als wir nach Reading ritten, zu mir gesagt, ich könnte es nicht schlechter machen als Margarete von Anjou, und das habe ich auch nicht.»
Da muss er mir recht geben. «In Ordnung. Du und dein Gatte, ihr seid nicht schlimmer als ein Verrückter und eine Harpyie. Sehr gut.»
Sein Ernst überrascht mich. «So ist die Welt, Bruder», erinnere ich ihn. «Auch du hast Gunstbezeigungen vom König und von mir erhalten. Und jetzt bist du Earl Rivers, Schwager des Königs und Onkel des künftigen Königs.»
«Ich dachte, wir würden mehr tun, als in die eigene Tasche zu wirtschaften», sagt er. «Ich dachte, wir würden mehr tun, als einen König und eine Königin auf den Thron zu bringen, die gerade etwas besser sind als das Schlimmste, das man sich vorstellen kann. Weißt du, manchmal würde ich lieber einen weißen Wappenrock mit einem roten Kreuz tragen und in der Wüste für Gott kämpfen.»
Ich denke an die Weissagung meiner Mutter, dass Anthonys Spiritualität eines Tages über seine Weltlichkeit siegen und er mich verlassen wird. «Ach, sag so was nicht», wende ich ein. «Ich brauche dich. Und wenn Baby aufwächst und seinen eigenen Prinzenrat hat, wird er dich brauchen. Ich wüsste keinen Mann, der besser geeignet wäre, ihn anzuleiten und ihm alles beizubringen, als dich. Es gibt in ganz England keinen beleseneren Ritter. Es gibt keinen Dichter in England, der auch kämpfen kann. Sag, dass du nicht fortgehst, Anthony. Du musst hierbleiben. Ich kann ohne dich nicht Königin sein. Ich kann ohne dich nicht ich sein.»
Er verbeugt sich mit einem schiefen Lächeln vor mir, nimmt meine Hand und küsst sie. «Ich verlasse dich nicht,solange du mich brauchst», verspricht er. «Ich werde dich nie freiwillig verlassen, solange du mich brauchst. Und ganz sicher kommen bald gute Zeiten.»
Ich lächle, doch die optimistischen Worte klingen aus seinem Mund wie eine Wehklage.
SEPTEMBER 1472
Eines Abends nach dem Essen auf Windsor Castle gibt Edward mir ein Zeichen, zur Seite zu kommen, und ich gehe lächelnd zu ihm. «Was möchtest du, Gatte? Willst du mit mir tanzen?»
«Ja», sagt er. «Und dann werde ich mich königlich betrinken.»
«Aus einem bestimmten Grund?»
«Nein. Nur zum Vergnügen. Aber vorher muss ich dich etwas fragen. Könntest du noch eine Lady als Hofdame in deinen Gemächern aufnehmen?»
«Hast du jemand Besonderen im Sinn?» Ich bin augenblicklich auf der Hut, denn es besteht die Gefahr, dass Edward eine neue Buhlschaft hat, die er mir andrehen will, weil er denkt, wenn ich sie zu meiner Hofdame mache, kann er sie leichter verführen. Meine Miene verrät mich wohl, denn er lacht lauthals und sagt: «Sieh mich nicht so wütend an. Ich würde dir niemals meine Huren aufhalsen, die kann ich selbst beherbergen. Nein, dies ist eine Dame aus untadeliger Familie. Keine andere als Margaret Beaufort, die Letzte aus dem Hause Lancaster.»
«Du willst, dass sie mir dient?», frage ich ungläubig. «Du willst, dass sie eine meiner Hofdamen wird?»
Er nickt. «Ich habe meine Gründe. Du erinnerst dich, dass sie kürzlich Lord Thomas Stanley geheiratet hat?»
Ich nicke.
«Er hat sich zu unserem Freund erklärt, er hat geschworen, uns zu unterstützen, und seine Armee hat uns zunächst von der Seite aus beobachtet, um später in den Kampf einzugreifen. Damit hat er uns in der Schlacht von Blore Heath gerettet, obwohl er Margarete von Anjou versprochen war. Er hat so ein großes Vermögen und so viel Einfluss im Land, dass ich dafür sorgen muss, dass er auf unserer Seite bleibt. Er hatte unsere Erlaubnis, sie zu heiraten, und jetzt hat er es getan und möchte sie an den Hof bringen. Ich dachte, wir könnten ihr eine Stellung geben. Ich brauche ihn in meinem Rat.»
«Ist sie nicht entsetzlich religiös?», frage ich.
«Sie ist eine Dame. Sie wird ihr Verhalten deinem anpassen», sagt er sachlich. «Und ich brauche ihren Gatten ganz in meiner Nähe, Elizabeth. Er ist ein wichtiger Verbündeter, jetzt und in Zukunft.»
«Wenn du mich so nett fragst, was soll ich anderes sagen als ja?» Ich lächle ihn an. «Aber gib nicht mir die Schuld, wenn sie langweilig ist.»
«Ich werde weder sie
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