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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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erwarte.
    Nur auf den Gesichtern einiger Verkäufer von Getreidesäcken und Gemüse zeigte sich ein befriedigtes Lächeln. Waren hatten sie mehr als genug, und früher oder später würden die Kunden sie kaufen müssen, wenn sie auch die teuersten am Platze waren.
    Sie wogen sie mit einer Reihe von Gewichten aus Kalkstein in Form von stumpfen Kegeln, die von fünfzig Gramm bis zu mehreren Kilo reichten.
    Als er sich von Ahotep beobachtet fühlte, rief einer von ihnen, ein schwerer, rotgesichtiger Mann, sie an.
    »Komm her, Mädchen! Was willst du?«
    »Sehen, ob eure Gewichte stimmen.«
    Der Rotgesichtige erstickte fast vor Empörung. »Nein, aber, das geht doch … Für wen hältst du dich?«
    »Ihr arbeitet doch für den Minister für Landwirtschaft?«
    »Hast du was dagegen?«
    »Ich habe hier mehrere Eichmaße zu hundert Gramm, und ich werde eure Gewichte kontrollieren.«
    »Hau bloß ab, Kleine!«
    Der Hund Lächler teilte die Menge der Schaulustigen, die sich versammelt hatten, und blieb neben seiner Herrin stehen. Er zog die Lefzen zurück und bleckte die Zähne, und dabei stieß er ein so Furcht erregendes Knurren aus, dass den Rotgesichtigen ein kalter Schauer überlief.
    »Keine Dummheiten, ich warne dich … Ruf sofort dieses Monstrum zurück!«
    Ahotep warf flink drei Kupferbarren auf die eine Waagschale und auf die andere ein Gewicht, auf dem ›270 Gramm‹ vermerkt war.
    Zur allgemeinen Verblüffung blieb die Waage nicht im Gleichgewicht.
    »Dein Gewicht ist gefälscht«, stellte Ahotep fest. »Du verkaufst weniger, als du angibst, und bestiehlst so deine Kunden. Lass uns die anderen Gewichte prüfen.«
    Die Kaufleute wollten sich weigern, doch die wütende Menge zwang sie, es geschehen zu lassen.
    Alle Gewichte waren gefälscht.
    »Ich erkenne sie, es ist Prinzessin Ahotep, die Tochter von Königin Teti!«, rief ein Palastdiener. »Ihr haben wir es zu danken, dass wir nicht mehr bestohlen werden!«
    Man jubelte ihr zu.
    »Du«, sagte sie zu einer alten Bäuerin, die Lauch verkaufte, »du wirst von jetzt an die Gewichte kontrollieren, die auf diesem Markt benutzt werden. Wer zu betrügen versucht, muss einen Monat lang seine Waren gratis anbieten. Im Wiederholungsfall wird er aus dem Kreis der Marktverkäufer ausgeschlossen.«
    Selbst Heray dachte ans Aufhören. Er galt als bester Bäcker Thebens und liebte seinen Beruf so sehr, dass er es fertig gebracht hatte, bis heute Brot und Kuchen von akzeptabler Qualität herzustellen, trotz des Mangels an Gehilfen und der zunehmend unregelmäßigen Bezahlung.
    Doch an diesem Morgen kam der Todesstoß.
    Der Minister für Landwirtschaft hatte ihm so schlechtes Mehl geliefert, dass Heray es nicht benutzen konnte.
    Als letzten Ausweg hatte er den Haushofmeister alarmiert. Wie üblich würde man ihm antworten, dass die Situation sei, wie sie eben sei, und dass der Minister auf seinem Gebiet die unumschränkte Macht habe.
    Heray ließ sich resigniert und müde auf einen Hocker fallen.
    Heute würde er kein Feuer im Ofen anzünden.
    Von der Gasse drangen ungewöhnliche Geräusche zu ihm. Er stand auf, öffnete seine Tür und stieß mit einem großen Esel zusammen.
    »Du bist doch Heray?«, fragte ihn eine gut aussehende junge Frau mit bräunlicher Haut.
    »Prinzessin Ahotep! Ja, das bin ich.«
    »Hier ist die Antwort aus dem Palast: Nordwind liefert dir Mehl der ersten Qualität.«
    »Woher … woher kommt das?«
    »Aus den Speichern des Ministers für Landwirtschaft. Bald kommen weitere Esel mit Mehl, und du wirst genug haben, um den Palast und die Kaserne mit Brot zu versorgen. Nimm andere Bäcker in Dienst und sorge dafür, dass sie deine Arbeit bald übernehmen können.«
    »Meine Arbeit übernehmen – aber warum?«
    »Weil du Aufseher der Getreidespeicher werden wirst.«
    In einem großen Zuber mischten die Brauer Gerstenbrote, Dattellikör und Wasser zu einem Brei, den sie bis zur Gärung ruhen ließen. Dann seihten sie alles ab und füllten damit Tonkrüge, in denen das Bier konserviert wurde.
    Doch heute brachten die Brauer lautstark ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck. Wie sollte man gutes Bier herstellen, wenn man so schlechte Gerste hatte? Außerdem gehörten fast alle Krüge ersetzt. Wie sollte man Vergnügen an dieser Arbeit finden, wenn das Bier keinem mehr schmeckte?
    Ein Fußtritt in die Seite weckte den Braumeister.
    »He, so geht das nicht! Was ist das denn? Eine Frau …«
    »Ich bin Prinzessin Ahotep.«
    Mit ungläubigem Staunen erhob sich der

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