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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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westlichen Kapelle, die einen Schrein aus rosafarbenem Granit beherbergte. Als die Türen geöffnet wurden, begann das goldene Standbild der Hathorkuh in einem sanften Licht zu schimmern.
    »Lasst Euch von heka übergießen«, riet ihnen die Hohepriesterin. »Es ist die Macht des Lichts, geschaffen vom Urgrund alles Seins, als der Kosmos seine Ordnung erhielt. Dank dieser Kraft werdet Ihr segensreiche Handlungen vollbringen und die Angriffe des Schicksals abwehren.«
    Hand in Hand standen Ahotep und Seqen vor dem Kultbild. Sie vergaßen die Zeit und tauchten ganz in die Liebe der Göttin ein.
    Der Afghane, der Schnauzbart und noch etwa zehn andere Aufständische nahmen ihr einfaches Mahl aus getrocknetem Fisch und altbackenem Brot in einer Höhle auf dem Land südlich von Memphis ein. Nach dem verheerenden Vorstoß des Admirals Jannas hatten sie von neuen Truppenbewegungen der Hyksos nichts mehr gehört.
    »Ein Posten meldet die Ankunft eines Freundes«, sagte der Schnauzbart.
    Alle griffen zu ihren Waffen.
    »Es ist der Sohn des Schankwirts.«
    Als der junge Mann in ihren Kreis trat, war er in aufgeräumter Stimmung.
    »Da ist ein komischer Typ bei uns«, verkündete er. »Er trinkt Bier und behauptet, Kundschafter zu sein und einen besonderen Brief bei sich zu tragen.«
    »Wir kümmern uns darum, mein Junge.«
    Die Aufständischen warteten, dass der Kundschafter aus der Taverne kam und sich ein Stück entfernte. Erst dann würden sie die Gewissheit haben, dass ihm keine bewaffneten Beschützer folgten.
    Doch er war offensichtlich allein.
    Auf dem Weg zum nächsten Dorf stürzte sich der Schnauzbart auf ihn und tötete ihn mit einem einzigen Fausthieb.
    Die Durchsuchung war schnell beendet.
    »Ein versiegelter Brief aus Auaris!«
    Das Siegel wurde erbrochen, der Papyrus entrollt.
    »Das ist umwerfend«, sagte der Schnauzbart, »eine Botschaft Khamudis zu Händen des Kommandanten der Festung Gebelein! Er teilt ihm mit, dass Theben frei bleibt und dass sich dort die Aufständischen zusammenschließen. Wunderbar! Jetzt wissen wir, was wir machen – alle Aufständischen müssen sich zur Stadt Amuns aufmachen … Zusammen werden wir noch stärker sein!«
    »Keiner bewegt sich von hier fort!«, befahl der Afghane.
    »Aber … Hast du nicht zugehört?«
    »Doch, mit der größten Aufmerksamkeit.«
    »Also, warum sollen wir noch zögern?«
    »Weil es eine Falle ist. Ein Hyksoskundschafter, der allein reist, sich in einer Schenke zu erkennen gibt und keinerlei militärischen Schutz genießt … Überrascht dich das nicht?«
    »So gesehen …«
    »Wir haben keine Nachrichten aus Theben. Vielleicht ist dort dasselbe passiert wie in Memphis. Die Hyksos wollen uns dorthin locken, um die letzten Aufständischen zu vernichten. Auf dem Weg zur Stadt Amuns werden sie über uns herfallen.«
    Wütend zerriss der Schnauzbart den Papyrus in hundert kleine Fetzen.

28
    D er Arzt untersuchte die Farbe von Ahoteps Augen, dann ihre Haut, und schließlich vergewisserte er sich, dass ihre Brüste straff waren und nicht herabhingen.
    »Die Schwangerschaft verläuft ausgezeichnet«, schloss er, »und das Kind wird nicht zu früh und nicht zu spät geboren werden. Lasst Euch vor allem weiterhin täglich massieren.«
    »Und … was hat die Untersuchung ergeben?«, fragte die Königin.
    »Euer Urin hat die Gerste vor dem Hafer zum Keimen gebracht, und den Weizen vor dem Dinkel. Somit steht außer Zweifel: Ihr werdet einen Jungen haben.«
    Ahotep lief aus dem Zimmer, um sich in Seqens Arme zu werfen.
    »Ein Sohn … Ein Sohn, der an deiner Seite kämpfen wird!«
    »Mir wäre eine Tochter lieber gewesen, so schön wie ihre Mutter.«
    »Ich habe entschieden, dass wir zwei Söhne haben werden, erinnere dich; Theben braucht zum jetzigen Zeitpunkt Krieger und Anführer. Kehre in die Kaserne zurück, ich werde auf den Markt gehen.«
    »Solltest du dir nicht mehr Ruhe gönnen, Ahotep? Die Schwangerschaft …«
    »Ich bin es, die dieses Kind bekommt, und glaub mir, es wird kräftig sein! Schnell, geh unsere Soldaten ausbilden!«
    Auf dem Markt von Theben, der aussah wie irgendein Markt in einem Provinzflecken, waren die fröhlichen Palaver schon lange verstummt. Aus alter Gewohnheit erörterte man zwar noch die Preise, doch vor allem sorgten die Gerüchte für Aufregung, die von einem baldigen Angriff der Hyksos wissen wollten. Einige behaupteten, dass Memphis dem Erdboden gleichgemacht worden sei und dass auch die Stadt Amuns dieses Schicksal

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