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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Teti der Kleinen, die jeder Thebaner verehrt, und sie sorgt für Leben in der Kaserne, wo jetzt viele Bauern dienen, die gestern noch für Euch gearbeitet haben. Sicher, es ist nur eine Armee von Elenden, aber sie werden besser bezahlt als auf Euren Ländereien, und sie gehorchen ihr.«
    »Es tut mir Leid, dass ich Euch schon verlassen muss«, sagte der Minister für Wirtschaft, »doch ich soll mich mittags im Palast einfinden, und Ahotep mag es nicht, wenn man sie warten lässt.«
    Die anderen Würdenträger brachten ähnliche Entschuldigungen vor; jeder hatte irgendeine dringende Pflicht.
    »Feige Bande! Zum Glück bleibst du, mein Sekretär, mir treu. Lass uns gemeinsam eine Gegenoffensive entwerfen.«
    »Bedaure, aber ich bin Schreiber, und die Aufzucht von Hühnern ist gar nicht nach meinem Geschmack. Heray hat mir einen Posten versprochen, der mir mehr liegt.«
    »Hinaus, du Miststück!«
    Am Rand des Nervenzusammenbruchs leerte der Minister einen halben Tonkrug voll Dattellikör.
    Wie hatte es diese Göre so schnell geschafft, ihn seines angestammten Besitzes zu berauben und die Gunst von erfahrenen Männern zu erlangen, die ihre Laufbahn ihm verdankten?
    Als er wieder klar denken konnte, kam er zu einem beunruhigenden Schluss: Diese junge Königin war wirklich gefährlich und daher fähig zu weiteren Heldentaten.
    Deshalb musste er so schnell wie möglich seine Freunde bei den Hyksos unterrichten, die er schon lange über alles informierte, was in Theben geschah. Theben war nicht länger seine Heimat; die Vernichtung der Stadt würde er mit dem größten Vergnügen mit ansehen.
    Mit offensichtlicher Erleichterung nahm der Minister für Wirtschaft die Nachricht von der Abschaffung seines Amtes zur Kenntnis. Der alte Mann wünschte nichts mehr als einen friedlichen Ruhestand und dankte der Königin, dass sie ihm diesen gewährte.
    In weniger als einer Woche war es Ahotep gelungen, die Marionettenregierung zu zerschlagen und die Macht auf den engen Kreis zu konzentrieren, der aus ihrer Mutter, ihrem Mann, Qaris und Heray bestand. Letzteren hatte sie nicht zufällig gewählt: Von Anfang an hatte er gegen die Besatzer protestiert, und Qaris hatte ihn als Assistenten angenommen.
    Blieb das Problem des Oberbefehlshabers der thebanischen Armee, die ein Phantom war wie die morgendlichen Nebelbänke im Herbst, rasch aufgelöst von der höher steigenden Sonne.
    Obwohl er der älteste unter den Würdenträgern war, legte der Stabsoffizier doch noch eine tadellose Haltung an den Tag.
    »Zu Euren Diensten, Majestät.«
    »Über wie viele Männer verfügen wir?«
    »Theoretisch sind es fünfhundert. In Wirklichkeit nicht mehr als vierzig richtige Soldaten. Warum hätte ich noch mehr einziehen sollen, da Theben nicht die Absicht hatte, sich den Hyksos zu widersetzen?«
    »Das ist heute anders«, sagte Ahotep.
    »Umso besser, Majestät! Darf ich Euch einen Rat geben?«
    »Ich höre.«
    »Eine Schar von Unfähigen, die sich offiziell Armee nennt, sollte für alle Welt sichtbar bleiben. Über diesen Köder werden die Hyksos weiterhin lachen. Schafft parallel dazu eine geheime Einheit aus echten Kriegern, die alle Arten von Waffen zu führen wissen. Es wird lang dauern, aber wirkungsvoll sein. Und ich sehe kein anderes Mittel, um eine wirkliche Befreiungsarmee zu bilden.«
    »Willst du diese Aufgabe übernehmen?«
    »Dazu habe ich nicht mehr die Kraft, Majestät. Die Krankheit nagt an mir, und ich widerstehe ihr nur, weil ich die verwegene Hoffnung hege, dass irgendjemand Theben seinen verlorenen Stolz zurückgibt. Aber jetzt seid Ihr da, und ich kann beruhigt sterben.«
    Am gleichen Abend hauchte der alte General seine Seele aus, und Seqen wurde zum obersten Befehlshaber der Armee ernannt.
    Nach langem Zögern hatte sich der ehemalige Minister für Landwirtschaft dazu entschlossen, das zu tun, was geboten war: sich persönlich nach Auaris zu begeben, um den König zu unterrichten. Der lächerliche thebanische Aufstand würde sicher nicht sehr weit führen, doch Apophis würde ihm Dank zollen für den Beweis seiner uneingeschränkten Treue.
    Nach seinem Fall war der vormalige Minister von all seinen Getreuen verlassen worden, und er vertraute keinem mehr. Ein Kundschafter – und wäre er noch so gut bezahlt – wäre zu gefährlich. Theben verlassen zu müssen, seine Ländereien und seine Besitztümer, erbitterte ihn, doch bald würde er mit der Hyksosarmee zurückkehren, und dann würde seine Rache so grausam sein, wie es

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