Die Königin von Theben
Gesandte, der trotz der totalen Unterwerfung seines Landes Repressalien fürchtete. Er kannte sowohl Apophis wie Khamudi und Jannas und hatte seinen König davon überzeugt, dass es besser sei, nichts mehr gegen die Hyksos zu unternehmen und alle Bedingungen anzunehmen, die Apophis der Insel diktiert hatte.
Als sein Schiff den Hafen verließ, dachte er etwas wehmütig an den nubischen Diplomaten, der zu Apophis zitiert worden war.
Zweifellos würde er ihn nie wiedersehen.
»Du bist schweigsam gewesen«, sagte Apophis zum Gesandten Nubiens, der trotz all seiner diplomatischen Erfahrung eine trockene Kehle hatte und hin und wieder krampfartig aufstoßen musste.
»Die Zeremonie war unanfechtbar, Majestät, und die Darlegungen waren klar und fehlerlos.«
»Da das Reich jetzt befriedet ist, gedenke ich, mich etwas mehr mit Ägypten und Nubien zu beschäftigen. Ich habe Admiral Jannas und Großschatzmeister Khamudi deshalb mit einer neuen Mission betraut.«
Der Gesandte fuhr zusammen. Hatte die raue Stimme des Königs nicht soeben die Auslöschung des nubischen Volkes verkündet?
»Täusche dich nicht über meine Absichten«, fuhr Apophis fort. »Da mein Freund und getreuer Untergebener Nedjeh sich loyal verhält und keinen falschen Schritt tut – weshalb sollte ich ihn bestrafen?«
Der Schweiß lief dem Gesandten in großen Tropfen über die Stirn.
In weniger als einem Monat wollte Nedjeh Edfu angreifen, dann Theben nehmen und den König vor vollendete Tatsachen stellen. Er sollte den Norden behalten, die Nubier aber würden den Süden besetzen.
»Die Verwaltung eines Reiches ist eine heikle Kunst«, nahm Apophis den Faden wieder auf. »Trotz des guten Willens der lokalen Behörden kommt es immer wieder zu Unregelmäßigkeiten, oder sogar zu ärgerlichen Akten der Pflichtvergessenheit. Khamudi widmet sich seiner Sache mit ganzem Herzen, und er erträgt diese Unregelmäßigkeiten nicht länger. Eine Volkszählung ist unabdingbar geworden.«
»Eine Volkszählung …«, stotterte der Gesandte.
»Die Truppen von Admiral Jannas werden sich morgen nach Elephantine auf den Weg machen, wo sie Menschen und Tiere zählen werden, Kopf für Kopf. Danach werden sie dasselbe in Nubien tun, während weitere Soldaten sich um die südlichen Provinzen kümmern. Ich zähle auf die unbedingte Unterstützung meines Dieners Nedjeh.«
»Selbstverständlich könnt Ihr auf mich zählen«, antwortete der Gesandte.
42
E in Schiff der Hyksos, mein Fürst.«
»Nur eins?«, fragte Emheb verwundert.
»Ja, und nicht sehr groß. Ein Offizier und ein Dutzend Männer sind an Land gegangen. Sie kommen auf uns zu. Wann sollen wir sie töten?«
»Wir rühren sie nicht an, bevor wir nicht wissen, was sie wollen. Wenn ein Schiff vermisst wird, wird Jannas mit äußerster Härte reagieren.«
Emheb war verblüfft. Offensichtlich waren die Hyksos von den Absichten der Nubier unterrichtet worden. Warum schickten sie nicht mehr Verstärkung?
Vielleicht war das hier nur die Vorhut.
Emheb würde es unter Umständen gelingen, sie irrezuführen, indem er ihnen garantierte, dass Edfu sich ihnen unterwarf und ihnen als Basis für die Sperrung der Route nach Nubien dienen würde, aber damit wäre das Problem nur aufgeschoben. Diese Abgesandten kündigten notwendigerweise die Ankunft Jannas' an.
»Der Offizier fragt nach Euch, mein Fürst.«
»Führt ihn zu mir.«
Mehr als zwanzig Hyksoskriegsschiffe mit voller Besatzung waren nilaufwärts an Theben vorbeigesegelt.
Die Straßen der Stadt waren verlassen. Im Palast gelang es keinem, seine Angst zu verbergen. Teti die Kleine spielte noch mit Kamose, aber ohne ihre übliche Begeisterung. Selbst Lächler, der Hund, war nervös.
»Apophis ist immer einen Schritt voraus«, stellte Qaris fest. »Die Nubier hätten ihn nicht herausfordern sollen.«
»Und Theben wird ihren Wahnsinn büßen müssen!«, rief Ahotep.
»Ihr müsst Euch schützen, Majestät«, bat der Haushofmeister. »Geht zum König ans Westufer.«
»Sobald Seqen und seine Männer den Nil überqueren können, werden sie kommen und uns verteidigen.«
Heray platzte keuchend in diese Unterhaltung im Audienzsaal. »Die Hyksos gehen an Land … Sie werden bald hier sein!«
»Ich werde sie empfangen«, verkündete Teti die Kleine, indem sie den kleinen Kamose auf den Arm nahm. »Sie werden es nicht wagen, einer Großmutter und ihrem Enkel etwas zuleide zu tun.«
»Nein, Mutter. Es ist meine Aufgabe, ihnen gegenüberzutreten.«
Die junge
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