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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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die Zahl der Kollaborateure immer noch stieg, waren nur wenige von ihnen ehrlich und glaubten wirklich, dass die neue Ordnung der Hyksos für sie tauge. Die meisten versuchten nur, ihr Leben zu retten, und gaben deshalb vor, einen Tyrannen zu verehren, dem offenbar keine Macht der Welt mehr seinen Thron streitig machen konnte.
    In diesem Klima der Hoffnungslosigkeit war es nicht leicht, neue Mitglieder des Widerstands zu rekrutieren. Andererseits waren jene, die sich bereit fanden, Apophis zu bekämpfen, zu jedem Opfer bereit und würden vor keiner Gefahr zurückweichen.
    Heute hatte der Schnauzbart einen weiteren Misserfolg eingeheimst. Nachdem er einen Monat lang unter Schweinezüchtern gearbeitet hatte, von denen er nicht mehr Lohn erbeten hatte als ein wenig Nahrung, hatte er sich zu erkennen gegeben in der Hoffnung, mindestens einen von ihnen für sich gewinnen zu können. Die fünf Männer hatten ihn zwar ihrer Sympathie versichert, aber sie hatten sich nicht in der Lage gesehen, sich auf ein so tollkühnes Abenteuer einzulassen.
    Als sie an dem verlassenen Schuppen vorbeikamen, wo sich der Afghane versteckt hielt, der auf das Ergebnis des neuen Rekrutierungsversuchs seines Freundes wartete, hielt einer der Schweinezüchter plötzlich inne.
    »Hyksos sind hier!«
    Tatsächlich traten etwa zehn Fußsoldaten im schwarzen Harnisch aus dem Hof, wo die Bauern mit ihren Familien wohnten.
    Der Schnauzbart konnte weder fliehen noch den Afghanen warnen. Die Soldaten hatten sie schon ausgemacht und kamen auf sie zu. Er konnte nur noch hoffen, dass man ihn nicht verriet.
    »Wir führen die Volkszählung durch«, verkündete der Offizier, ein kräftiger Anatolier. »Eure Namen und die genaue Zahl eurer Tiere. Ach, und noch etwas. Der Verkaufspreis für eure Schweine ist um die Hälfte gefallen, und die Steuern sind um fünfzig Prozent gestiegen.«
    »Ihr wollt uns ruinieren!«
    »Das ist nicht mein Problem, mein Guter. Du brauchst es nur so zu machen wie wir und kein Schweinefleisch mehr essen. Sag mal … Du hast doch in dem Schuppen da drüben nicht etwa jemanden versteckt?«
    »Nein, da ist schon lange nichts mehr drin.«
    »Wir werden trotzdem nachsehen, nur um sicherzugehen, dass du uns nicht anlügst. Wenn sich das nämlich herausstellen sollte, mein Lieber, wirst du ganz große Schwierigkeiten kriegen.«
    »Verteidigt euch, sie wollen euch töten!«, schrie der Schnauzbart in diesem Augenblick. Er hatte sich auf einen Soldaten geworfen und ihm das Genick gebrochen, entriss ihm das Schwert und stieß es seinem nächsten Kameraden in die Brust.
    Wutentbrannt holte der Anatolier aus und rammte seine Lanze in den Leib eines Bauern, der noch versucht hatte, ihn zu besänftigen. Mit nichts als ihren Fäusten bewaffnet, stellten die Schweinezüchter für die Hyksos keine ernsthaften Gegner dar. Doch der Kampf dauerte lange genug, dass der Afghane Zeit hatte, sich mit einer Mistgabel zu bewaffnen und wie ein wildes Tier zwischen sie zu fahren.
    Er stieß seine Waffe in die Eingeweide des Anatoliers.
    Die Soldaten erstarrten vor Verblüffung und reagierten nicht schnell genug. Die beiden Aufständischen, erfahren im Nahkampf, ließen ihnen keine Chance.
    Die blutbefleckten Hände des Schnauzbarts zitterten. Der Afghane rang um Atem.
    Von den Schweinezüchtern hatte keiner überlebt. Der Afghane tötete den letzten verletzten Hyksos. In blindem Zorn gab der Schnauzbart den Leichen Fußtritte, bis die feindlichen Gesichter kaum mehr zu erkennen waren.

43
    S eit er in seiner neuen prunkvollen Amtsstube in Auaris residierte, wo er täglich die Berichte der Volkszähler entgegennahm, hatte Großschatzmeister Khamudi an Leibesumfang beträchtlich zugelegt. Dieser Mann, den seine Untergebenen heimlich ›Fürst Dünkel‹ oder ›Raffzahn‹ nannten, war schwerreich geworden. Er kontrollierte die Produktion der Skarabäen und des Papyrus, zweigte mit Apophis' Einverständnis regelmäßig hohe Summen aus den Steuereinnahmen für seinen privaten Bedarf ab und tat seiner Habgier – die mit einer soliden Portion Geiz gepaart war – überhaupt in keiner Weise Zwang an.
    Am Ende von drei mühevollen Jahren kam die Volkszählung allmählich zum Ende. Gemäß Apophis' Weisungen hatten die Hyksossoldaten die entferntesten Winkel Ägyptens und Nubiens aufgesucht, hatten die dicht bevölkerten Gebiete zu wiederholten Malen durchkämmt, sodass ihnen kein Mensch und kein Tier entschlüpft war. Und das Resultat ließ sich sehen: Kein

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