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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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genügend Sellerie?«
    Seqen lächelte.
    »Glaubst du, das habe ich nötig, um dir mein Begehren zu beweisen? Ein einziger Tag ohne dich, und schon verzehre ich mich nach dir!«
    »Ich will noch einen Jungen.«
    »Das wäre ein großes Glück, aber sollten wir die Entscheidung der Götter nicht akzeptieren?«
    »Kamose wird einen Bruder haben, das weiß ich!«
    Seqen wagte es nicht, einen weiteren Einwand vorzubringen. Die Zärtlichkeiten seiner Frau ließen ihn in Leidenschaft zu diesem herrlichen Körper entbrennen, der für die Liebe bestimmt schien.
    Der kleine Kamose mochte es, sich mit seinem Vater zu balgen, mit Lächler, dem Hund, spazieren zu gehen und sich von seiner Mutter verwöhnen zu lassen, und er liebte all die schönen Geschichten, die man ihm erzählte und in denen stets die Gerechtigkeit obsiegte. Doch was er am meisten liebte, war, mit seiner Großmutter zu spielen. Wenn er ihr Streiche spielte, schimpfte Teti die Kleine ihn nicht aus; sie versuchte vielmehr, ihn ihrerseits in die Falle zu locken, und das neckende Hin und Her endete schließlich in einem großen Heiterkeitsausbruch. Bei solchen Gelegenheiten servierte die Königinmutter der ganzen Familie wohlschmeckende Kuchen, die sie mit unnachahmlichem Können selbst zuzubereiten pflegte.
    Im Kontakt mit diesem kleinen Schlingel, einem Ausbund an Lebenskraft, erlebte Teti die Kleine eine zweite Jugend. Ihr Appetit erstaunte den Palastkoch, einen der Agenten Herays, umso mehr, als sie trotz all der Speisen, die sie neuerdings aß, kein Gramm zulegte.
    Noch immer voller Stolz und Eleganz zeigte sie sich regelmäßig einmal im Monat auf dem Markt – zur größten Freude des Volkes, das endlich daran zu glauben begann, dass die Stadt der Zerstörung entkommen würde.
    Die Körbe, die Teti die Kleine in den Palast mitnahm, waren immer noch leer.
    Das von Heray ins Leben gerufene Überwachungssystem erwies sich als äußerst wirkungsvoll; aber die Königinmutter legte auch besonderen Wert darauf, immer wieder an die notwendige Ehrfurcht zu erinnern, die man den Seelen der Verstorbenen in ihrer Nekropole am Westufer schuldete. Teti und Qaris verbreiteten schreckliche Geschichten von Dämonen und Wiedergängern, die jene Unvorsichtigen verschlingen würden, die so tollkühn waren, sich dorthin zu wagen, wo die Toten ruhten.
    Nur die Dienerschaft des Palasts – allesamt Anhänger des Widerstands – wusste um Seqens häufige Abwesenheit. Die von Teti und ihrem Haushofmeister fleißig gestreuten Gerüchte festigten den Ruf des jungen Gatten als eines ziemlich leichtsinnigen Menschen, den es nicht im Palast hielt und der sich viel lieber seinen eigentlichen Leidenschaften – der Jagd und dem Fischfang – hingab.
    Für die Anhänger der Kollaboration war die Sache klar: In der Herrscherfamilie gab es jedenfalls keinen Mann, der auf Krieg erpicht war, und alle gehorchten ohne Murren den Befehlen der Hyksos. Noch besser: Seit Ahotep das Regierungsgeschäft übernommen hatte, war das Leben für jeden Thebaner besser geworden, und darüber konnte sich niemand beklagen.
    Dennoch war der Keramikhändler Chomu unzufrieden. Von gemischter Herkunft, einem ägyptischen Vater und einer kanaanäischen Mutter, hatte er es schwer gehabt, die Anerkennung seiner Mitbürger zu gewinnen, die sich ihm gegenüber immer eher argwöhnisch und reserviert zeigten. Das Verschwinden seines einflussreichsten Feindes, des Ministers für Landwirtschaft, hatte es Chomu erlaubt, Kontakte zu anderen Händlern zu knüpfen, die ähnlich dachten wie er selbst: Die thebanische Dynastie hatte keinerlei Zukunft, und die südliche Provinz musste endlich ganz und gar dem Hyksoskönig zufallen. Wer sollte der Stadt Amuns neuen Wohlstand bringen, wenn nicht Apophis?
    Das Verhalten Ahoteps hatte Chomu und seine Freunde überrascht. Er war davon überzeugt gewesen, dass diese leidenschaftliche, zu tollkühnen Handlungen neigende Frau den Zorn des Königs auf sich ziehen würde, doch die Tatsachen hatten das Gegenteil bewiesen. Nach der Gründung ihrer Familie schien sich die junge Frau in der Tugend der Unterwerfung zu üben.
    Außerdem hatten es diejenigen, die sich gegen die Allgewalt der Hyksos empörten, vorgezogen, Theben zu verlassen, wo kein Kollaborateur für seine Äußerungen bestraft wurde. Und weder die alte Königinmutter noch der geisterhafte Seqen würde je die Kraft haben, die Stadt zum Kampf anzustacheln.
    Nichts deutete darauf hin, dass in der Asche noch Feuer glimmte.

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