Die Königin von Theben
Königin verließ den Palast, um die Abordnung der Hyksos zu empfangen.
Sie würde den Kommandanten bitten, Theben zu verschonen. Was konnte sie im Gegenzug anbieten, außer sich selbst? Zweifellos würde es dem Hyksoskönig gefallen, sie zur Sklavin zu machen. Wenn sie ihn von Angesicht zu Angesicht sah, würden ihr die richtigen Worte einfallen, um ihm zu sagen, was für ein Ungeheuer und Feigling er war.
Es würde sein letzter Kampf werden.
Unerbittlich kamen die Soldaten näher.
Ahotep stand aufrecht im hellen Sonnenschein und versuchte, ihre Angst im Zaum zu halten. Dann fragte sie sich, ob ihre Augen sie trogen. Nein, er war es tatsächlich!
»Fürst Emheb!«
»Ihr habt nichts zu befürchten, Majestät«, murmelte er. »Weder die Nubier noch die Hyksos werden Euch angreifen. Apophis hat eine allgemeine Volkszählung angeordnet, die auch in Nubien durchgeführt werden soll, und Jannas persönlich ist damit beauftragt worden, an der Spitze seiner Truppen. Nedjeh kann ihm den Gehorsam nicht verweigern. Er sitzt in seiner Hauptstadt fest und muss sich als treuer Untertan seines Herrschers zeigen. Ausgeschlossen, dass er jetzt Edfu und Theben angreift, seine Eroberungsgelüste sind im Keim erstickt. Apophis wird die genaue Zahl der schwarzen Krieger erfahren und ihren König so besser einschätzen können. Was Theben betrifft, so ist es jetzt an mir, diesem unbedeutenden Marktflecken mit der angemessenen Strenge zu begegnen.«
Ahotep wäre Emheb am liebsten um den Hals gefallen, aber sie wusste, dass Dutzende Augenpaare die Szene beobachteten.
»Meine Stadt ist unabhängig!«, rief sie. »Wie konntet Ihr als Ägypter nur so zum Verräter Eures Landes und zum Gefolgsmann der Hyksos werden?«
»Apophis ist unser Pharao, Majestät, und wir alle schulden ihm Gehorsam«, antwortete Emheb mit fester Stimme. »Ich bin nur mit wenigen Soldaten gekommen, die jetzt zur Zählung der Bevölkerung Thebens schreiten werden. Wenn Ihr Euch weigert, uns zu unterstützen, wird sich ein ganzes Regiment mit dieser Aufgabe beschäftigen, nachdem man Euch festgenommen und diejenigen, die sich nicht zählen lassen wollen, deportiert hat.«
Ahotep drehte ihm den Rücken zu. »Die königliche Familie umfasst vier Personen«, erklärte sie voller Verachtung. »Die Königinmutter Teti die Kleine, mein Gemahl Seqen, mein Sohn Kamose und mich selbst. Nach dem Personal im Palast müsst Ihr Qaris fragen, den Haushofmeister. Und mit dem Rest der Bevölkerung müsst Ihr selbst zurechtkommen.«
Hinter einem halb geschlossenen Fensterladen versteckt, hatte Chomu die ganze Auseinandersetzung mitangehört. Sobald die Königin verschwunden war, lief er zu Emheb.
»Ich heiße die ruhmvollen Hyksos willkommen! Mein Name ist Chomu, ich bin Kaufmann und repräsentiere zahlreiche Thebaner, die den Hyksoskönig verehren und bewundern. Wir sind bereit, Euren Soldaten bei der Zählung zu helfen.«
Seinen Abscheu mit Mühe überwindend, deutete Emheb ein Lächeln an. »Ich ernenne dich hiermit zum örtlichen Helfer der Volkszählung. Du bekommst ein Büro mit zwei Hyksosschreibern, du wirst die offiziellen Erklärungen sammeln und ordnen, und du wirst mir jeden anzeigen, der zu betrügen versucht.«
»Ihr werdet bald die genaue Zahl der Bewohner dieser Stadt erhalten, mein Fürst!«
Mit vor Aufregung glänzenden Lippen wagte Chomu die entscheidende Frage zu stellen: »Werde ich dazu autorisiert sein, den endgültigen Bericht zu unterzeichnen, auf Grund meiner Ergebenheit für den König?«
»Wenn ich mit deiner Arbeit zufrieden bin, warum nicht?«
Nie in seinem Leben hatte Chomu einen Zustand von so reinem Entzücken genossen. Er, der kleine Keramikhändler, nun als offizieller Volkszähler im Dienste des Königs! Hier war endlich die erste Stufe der Treppe erreicht, die zur Stadtverwaltung hinaufführte, aus der er die königliche Familie verjagen würde, damit Theben zu einer wahren Hyksosstadt wurde!
Die Bauern des Deltas erkannten ihre Region nicht wieder. An allen möglichen Stellen waren Soldatenunterkünfte gebaut worden, die die Hütten der Hirten verdrängten, und ein bisher unbekanntes Tier hatte sich breit gemacht: das Wollschaf. Die Hyksos machten es sich als Fleischlieferant zunutze – anders als die Ägypter, die Schweinefleisch schätzten –, wie sie auch wollene Kleidung bevorzugten, statt der ägyptischen Leinwand.
Jeden Tag, stellte der Schnauzbart fest, wurde der Graben zwischen Besatzern und Besetzten größer. Obwohl
Weitere Kostenlose Bücher