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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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gestritten, nicht nur wegen Pferden; sie hätten sich wahrscheinlich auch um den väterlichen Landsitz gestritten, würde Arlend noch leben. Jetzt wünschte Giddon, Arlend wäre am Leben und hätte gewonnen. Arlend wäre vielleicht kein gerechter Gutsherr gewesen, aber er hätte wenigstens den König nicht herausgefordert. »Er war mein Zwillingsbruder, Königin. Ich glaube, nach seinem Tod hat meine Mutter jedes Mal, wenn sie mich ansah, gedacht, sie sehe einen Geist. Sie versicherte mir, das sei nicht der Fall, und gab mir niemals offen die Schuld. Aber ich konnte es an ihrem Gesicht ablesen. Sie lebte danach nicht mehr lange.«
    So erfuhr Bitterblue auch, dass Giddon noch nicht wusste, ob alle rausgekommen waren.
    »Raus?«, fragte sie und begriff dann. Oh. O nein. »Randa wollte sie bestimmt nicht umbringen. Die Leute wurden sicher vorgewarnt, um das Haus verlassen zu können. Er ist nicht Thigpen oder Drowden.«
    »Ich befürchte, dass sie – törichterweise – versucht haben könnten, einige der Familienandenken zu retten. Meine Haushälterin hat bestimmt versucht, die Hunde zu retten, und mein Stallmeister die Pferde. Ich …« Giddon schüttelte benommen den Kopf. »Wenn irgendjemand umgekommen ist, Königin …«
    »Ich werde jemanden hinschicken, um das herauszufinden«, sagte sie.
    »Danke, Königin, aber ich bin sicher, dass die Nachricht schon unterwegs ist.«
    »Ich …« Es war unerträglich, nicht in der Lage zu sein, irgendetwas besser zu machen. Sie hielt inne, bevor sie etwas Voreiliges aussprechen konnte, wie zum Beispiel das Angebot einer Lordschaft in Monsea, was ihr nach kurzer Überlegung alles andere als tröstlich und wahrscheinlich sogar anmaßend erschien. Wenn sie entthront und ihr Schloss dem Erdboden gleichgemacht würde, wie würde sie sich dann fühlen, wenn man ihr die Königsherrschaft über ein anderes Volk anbot, von dem sie nichts wusste, an einem anderen Ort, der nicht Monsea war? Es war undenkbar.
    »Wie viele Menschen standen unter Ihrem Schutz, Giddon?«
    »Neunundneunzig im Haus und auf dem Landsitz selbst, die jetzt ohne Heim und Beschäftigung sind. Fünfhundertdreiundachtzig in der Stadt und auf den Bauernhöfen, die in Randa keinen besonders fürsorglichen Gutsbesitzer finden werden.« Er vergrub das Gesicht in den Händen. »Und doch weiß ich nicht, was ich anders gemacht hätte, Königin, selbst wenn ich die Folgen gekannt hätte. Ich hätte niemals weiter für Randa arbeiten können. Ich habe so viel Unglück angerichtet. Arlend hätte überleben sollen.«
    »Giddon. Das war Randas Werk, nicht Ihrs.«
    Giddon hob den Kopf und warf ihr einen bösen, ironischen und zutreffenden Blick zu.
    »Also gut«, räumte sie ein und schwieg dann, während sie darüber nachdachte, was sie sagen wollte. »Zum Teil war es auch Ihr Werk. Dass Sie sich gegen Randa aufgelehnt haben, hat diejenigen, für die Sie verantwortlich sind, angreifbar gemacht. Aber ich glaube nicht, dass daraus folgt, dass Sie es hätten vermeiden können oder vorhersehen müssen. Randa hat mit dieser Tat alle entsetzt. Seine leeren Gesten sind noch nie so extrem gewesen und niemand konnte ahnen, dass sich die Gesamtheit der Konsequenzen über Ihnen entladen würde.« Denn das war noch etwas, das Giddon ihr erzählt hatte: Oll, der immer noch in Nander weilte, war zwar seiner Funktion als Hauptmann enthoben worden, aber er hatte ohnehin bereits vor Jahren Randas Vertrauen verloren, so dass das kaum eine Rolle spielte. Katsa war erneut verbannt und für mittellos erklärt worden, aber Katsa war schon seit Ewigkeiten verbannt und mittellos. Es hatte sie nie davon abgehalten, in die Middluns zu reisen, wann immer sie wollte, oder verhindert, dass Raffin ihr Geld vorstreckte, wann immer sie es brauchte. Randa schimpfte über Raffin, bedrohte ihn, drohte damit, ihn zu verstoßen, drohte damit, ihm seinen Namen zu entziehen, tat all das jedoch nie. Raffin schien Randas wunder Punkt zu sein; Randa war unfähig, seinen eigenen Sohn ernsthaft zu verletzen. Und Bann? Randa hatte die außergewöhnliche Gabe, so zu tun, als existierte Bann gar nicht.
    Giddon dagegen war die perfekte Zielscheibe für einen feigen König: ein Adliger mit einem beträchtlichen Vermögen, vor dem Randa keine Angst hatte und dessen Vernichtung Spaß machte.
    »Vielleicht hätten wir es vorhersehen können, wenn wir nicht tausend andere Dinge im Kopf hätten«, räumte Bitterblue ein. »Aber ich bezweifle trotzdem, dass Sie es hätten

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