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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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verhindern können. Nicht ohne Ihre Grundsätze zu verraten.«
    »Sie haben mir versprochen, mich nie zu belügen, Königin«, sagte Giddon.
    Giddons Augen waren feucht und glänzten. Erschöpfung begann an seinen Zügen zu zehren, als wäre ihm alles – Hände, Arme, Haut – zu schwer. Bitterblue fragte sich, ob das Taubheitsgefühl bereits nachließ. »Ich lüge nicht, Giddon«, sagte sie. »Ich glaube, dass Sie den richtigen Weg gewählt haben, als Sie dem Rat Ihr Herz schenkten.«
    Am Morgen kamen Bann und Raffin zum Frühstück. Bitterblue sah ihnen bedrückt und im Halbschlaf beim Essen zu. Banns Haare waren nass und wellten sich an den Spitzen und er schien angestrengt über etwas nachzudenken. Raffin seufzte die ganze Zeit. Er würde morgen mit Bo nach Estill aufbrechen.
    Nach einer Weile sagte sie: »Kann der Rat wegen Giddon denn gar nichts unternehmen? Hat Randas Benehmen ihn nicht auf das Niveau der schlimmsten Könige sinken lassen?«
    »Das ist kompliziert, Königin«, sagte Bann nach einer Weile und räusperte sich. »Giddon hat den Rat ja tatsächlich mit dem Vermögen seines adligen Grundbesitzes unterstützt, genau wie Bo und Raffin, und damit hat er ein Verbrechen begangen, das man als Hochverrat auffassen könnte. Ein König hat das Recht, den Besitz eines Lords, der Hochverrat begangen hat, einzuziehen. Randas Benehmen war extrem, aber es entsprach den Vorschriften.« Bann ließ seinen Blick auf Raffin ruhen, der dasaß wie eine hölzerne Statue. »Was vielleicht eine noch größere Rolle spielt, Königin«, fuhr Bann leise fort, »ist, dass Randa Raffins Vater ist. Selbst Giddon ist gegen jegliche Handlung unsererseits, die Raffin und seinen Vater zu direkten Gegnern machen würde. Giddon hat alles verloren, was ihm wichtig war. Nichts, was wir tun, könnte daran etwas ändern.«
    Schweigend setzten sie ihre Mahlzeit fort. Dann sagte Raffin, als träfe er eine Entscheidung: »Ich habe auch etwas Wichtiges verloren. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er das getan hat. Er hat sich zu meinem Feind gemacht.«
    »Er war schon immer unser Feind, Raffin«, sagte Bann sanft.
    »Das ist was anderes«, entgegnete Raffin. »Ich habe ihn bisher nie als Vater abgelehnt. Ich wollte nie König werden, damit er nicht mehr König ist.«
    »Du wolltest sowieso nie König werden.«
    »Das will ich immer noch nicht«, sagte Raffin mit unvermittelter Bitterkeit. »Aber er sollte es auch nicht sein. Ich werde als König vollkommen überfordert sein, aber wenigstens werde ich kein verdammt grausamer Mann sein«, fügte er hinzu und betonte dabei jedes Wort.
    »Raffin«, sagte Bitterblue, deren Herz vor Verständnis anschwoll. »Ich verspreche Ihnen, wenn es so weit ist, sind Sie nicht allein. Ich werde bei Ihnen sein, und alle Leute, die mir helfen, auch. Mein Onkel wird zu Ihnen kommen, wenn Sie das wollen. Sie beide werden lernen, König zu sein«, fügte sie hinzu und schloss damit natürlich Bann ein, für dessen Bodenständigkeit, die ein Gegengewicht zu Raffins Abgehobenheit darstellte, sie dankbarer war denn je. Vielleicht konnten sie zusammen ein König sein.
    Helda betrat das Zimmer und wollte gerade etwas sagen; dann hielt sie inne, weil knarrend die äußere Tür aufging. Kurz darauf überraschte Giddon sie alle, als er Saf an einem Arm in den Raum zerrte. Giddon sah verschlafen und zerknittert aus.
    »Was hat er denn jetzt wieder gemacht?«, fragte Bitterblue mit scharfer Stimme.
    »Ich habe ihn im Labyrinth Ihres Vaters gefunden, Königin«, erwiderte Giddon.
    »Saf«, sagte Bitterblue, »was hattest du in dem Labyrinth zu suchen?«
    »Es ist nicht verboten, durch das Schloss zu laufen«, sagte Saf, »und überhaupt, was hatte er dort zu suchen?«
    Giddon schlug Saf mit dem Handrücken auf den Mund, packte ihn am Kragen, blickte ihm direkt in die erstaunten Augen und sagte: »Sprich die Königin respektvoll an oder du wirst auf keinen Fall mit dem Rat zusammenarbeiten.«
    Safs Lippe blutete. Er fuhr sich mit der Zunge darüber, dann grinste er Giddon an, der ihn abrupt losließ. Saf wandte sich wieder an Bitterblue. »Nette Freunde hast du.«
    Bitterblue wusste, dass Giddon ziemlich sicher deshalb im Labyrinth gewesen war, weil Bo ihn dort hingeschickt hatte, um herauszufinden, was Saf vorhatte. »Genug«, sagte sie, wütend auf beide. »Giddon, keine weiteren Schläge. Saf, sag mir, warum du im Labyrinth warst.«
    Saf griff in die Tasche und zog einen Ring mit drei Schlüsseln heraus, gefolgt

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