Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
Vom Netzwerk:
ging zur südlichen Vorhalle und stieg die Treppe hinauf.
    Wenn Saf überrascht war, als die Königin auf der anderen Seite seines Fensters auftauchte, ließ er es sich nicht anmerken. Er verzog allerdings den Mund gerade so weit, dass Bitterblue die Unverschämtheit durch die Scheibe spüren konnte, dann öffnete er das Fenster. Mit fragend hochgezogenen Augenbrauen sah er zu ihr herein.
    Sie sagte seinen Namen, »Saf«, dann wurde ihr bewusst, dass sie nichts weiter gefahrlos sagen konnte. Er wartete, aber sie fand keine Worte. Als er einen Schritt zurücktrat, nahm sie an, er würde wieder an die Arbeit gehen, aber stattdessen rief er Fox über die Plattform hinweg zu: »Ich komme gleich wieder raus.«
    Ohne Bitterblue anzusehen, kletterte er durchs Fenster. Dann hakte er ein Seil aus, das an einem breiten Gürtel um seine Taille befestigt war. Nachdem er das Seil hinausgeworfen hatte, zog er das Fenster zu, immer noch, ohne sie anzusehen. Eine Strickmütze bedeckte seine Haare und ließ seine Gesichtszüge prägnanter erscheinen – und noch hinreißender. Der Herbst hatte seine Sommersprossen verblassen lassen.
    »Komm mit«, sagte er und ging von den Fenstern weg auf das Ende des leeren Raumes zu. Bitterblue folgte ihm. Fox warf ihnen durchs Fenster einen Blick zu und machte sich dann wieder an die Arbeit.
    Sie standen in einem langen, schmalen Raum mit Schießscharten, aus denen man die Zugbrücke und den Schlossgraben überblicken konnte, der im Fall einer Belagerung voller Bogenschützen wäre. Von der Stelle aus, zu der Saf ging, konnten sie die Türen an beiden Enden und die Falltüren in der Decke sehen. Bitterblue wünschte jetzt, sie hätte sich einen Moment Zeit genommen, um herauszufinden, wie dieser Raum genutzt wurde. Was, wenn oben auf dem Dach Wachleute postiert waren? Was, wenn sie beim Wachwechsel durch die Falltüren hereinkämen? Es würde komisch aussehen, wenn die zitternde Königin mit ihrem Fensterabdichter hier in diesem dunklen Raum stand.
    »Was willst du?«, fragte Saf kurz angebunden.
    »Der Hauptmann der Monsea-Wache ist verschwunden«, presste sie hervor und verwünschte ihre dumme Traurigkeit in seiner Anwesenheit. »Nachdem er mir tagelang überhaupt keine Neuigkeiten gebracht hat, hat er mir erklärt, er glaube, das Runnemood allein für all die Verbrechen gegen die Wahrheitssucher verantwortlich sei, und dann ist er verschwunden. Alle sagen, er sei in irgendeiner wichtigen Angelegenheit, die mit Piraten zu tun hat, zu den Silberminen gereist. Aber irgendetwas stimmt da nicht, Saf. Hast du was darüber gehört?«
    »Nein«, sagte er. »Und wenn das stimmt, ist Runnemood gesund und munter in der Oststadt unterwegs, denn letzte Nacht wurde in einer Wohnung, wo wir Schmuggelware lagern, Feuer gelegt, und ein Freund ist in den Flammen umgekommen.«
    Bo , dachte Bitterblue atemlos, ich weiß, dass du bald abreist und sicher steckst du bis zum Hals in Vorbereitungen. Aber hättest du vor deiner Abreise noch Zeit für einen letzten Gang durch die Oststadt, um nach Runnemood Ausschau zu halten? Es ist wirklich wichtig.
    Laut sagte sie: »Das tut mir leid.«
    Er machte eine ärgerliche Handbewegung.
    »Es gibt auch Gerüchte über die Krone«, fuhr sie fort und versuchte, sich von der Zurückweisung ihres Mitleids nicht getroffen zu fühlen. »Hast du sie gehört? Sobald sie der Monsea-Wache zu Ohren kommen, werde ich nicht länger verbergen können, dass ich sie nicht habe, Saf.«
    »Gray versucht dich nur nervös zu machen«, sagte Saf. »Damit du in Panik gerätst – wie es jetzt der Fall ist – und tust, was er will.«
    »Was will er denn?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Saf achselzuckend. »Wenn er will, dass du es weißt, wirst du es schon erfahren.«
    »Ich sitze hier fest«, klagte Bitterblue. »Nutzlos, machtlos. Ich weiß nicht, wie ich Runnemood finden soll, oder auch nur, wonach ich eigentlich suche. Ich weiß nicht, was ich wegen Gray unternehmen soll. Meine Freunde haben ihre eigenen Prioritäten und meine Ratgeber scheinen nicht zu verstehen, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. Ich weiß nicht, was ich tun soll, Saf, und du hilfst mir auch nicht, weil ich früher meine Macht vor dir verborgen habe und das für dich jetzt alles ist, was zählt. Ich glaube, dir ist nicht klar, was du für eine Macht über mich hast. Ich weiß es seit dem Mal, als wir uns berührt haben. Ich …« Ihr brach die Stimme. »Wir könnten irgendwie zu einem Gleichgewicht finden, wenn

Weitere Kostenlose Bücher