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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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sein!«
    »Königin«, sagte Todd, der immer noch neben ihr kniete, feierlich, »es wird die größte geistige Herausforderung sein, der ich mich je gestellt habe, und die wichtigste.«
    Bitterblue hob den Blick und sah ihn an. Sein gesamtes Wesen strahlte und plötzlich verstand sie ihn; sie verstand seine Hingabe an schwierige, aber wichtige Aufgaben. Sie sagte: »Haben Sie die andere Sprache wirklich schon gelernt?«
    »Nein«, antwortete er. »Ich habe gerade erst begonnen. Es wird ein langsamer und schwieriger Prozess sein.«
    »Das ist zu viel für mich, Todd. Ich könnte vielleicht ein paar Wörter lernen, aber ich glaube nicht, dass mein Verstand in der Lage ist, Ihrem bei der Entschlüsselung zu folgen. Ich kann Ihnen dabei nicht behilflich sein. Oh, es macht mir Angst, dass Sie ganz allein so große Verantwortung tragen. Etwas so Großes sollte nicht gänzlich auf einem Einzelnen lasten. Niemand darf erfahren, was Sie tun, sonst sind Sie in Gefahr. Gibt es etwas, das Sie von mir wollen oder brauchen, um Ihnen die Arbeit zu erleichtern?«
    »Königin«, sagte er, »Sie haben mir alles gegeben, was ich will. Sie sind genau die Königin, von der jeder Bibliothekar träumt.«
    Wenn sie doch auch lernen könnte, genau die Königin zu sein, von der die Leute mit etwas praktischeren Überlegungen träumten.
    Endlich erhielt sie einen chiffrierten Brief von ihrem Onkel Ror, der sich leicht mürrisch bereit erklärte, mit einem großzügigen Aufgebot der Marine von Lienid nach Monsea zu reisen. Ich bin nicht glücklich darüber, Bitterblue , schrieb er. Du weißt, dass ich es möglichst vermeide, mich in die Angelegenheiten der fünf übrigen Königreiche zu mischen. Ich kann Dir nicht eindringlich genug empfehlen, dasselbe zu tun, und es gefällt mir nicht, dass Du mir keine andere Wahl gelassen hast, als Dir meine Marine als Schutz vor ihren verrückten Ideen anzubieten. Darüber werden wir uns ernsthaft unterhalten müssen, wenn ich komme.
    Ihr Cousin Skye hatte wie immer ebenfalls einen chiffrierten Brief beigelegt, denn die neunzehnten Buchstaben jedes Satzes in Skyes entschlüsseltem Text bildeten das Schlüsselwort für Rors nächsten Brief. Vater würde fast alles für Dich tun, Cousine, aber das hier hat ihn wirklich aufgebracht. Ich habe ausgedehnte Ferien im Norden gemacht, nur um dem Gebrüll zu entgehen. Ich bin ziemlich beeindruckt von Dir, weiter so. Wir wollen schließlich nicht, dass er im Alter noch selbstgefällig wird. Wie geht es meinem kleinen Bruder?
    So schlimm konnte es nicht sein, wenn Skye Witze darüber machte. Und es erleichterte Bitterblue sehr, dass sie einerseits in einer Position war, Ror zu beeinflussen, und dass Ror andererseits willensstark genug war, um sich zu beklagen. Das ließ darauf schließen, dass eines Tages zwischen ihnen möglicherweise ein Kräftegleichgewicht herrschen würde – wenn sie ihn je davon überzeugen konnte, dass sie jetzt erwachsen war und manchmal auch Recht hatte.
    Bitterblue glaubte, dass er sich in einigen Dingen irrte. Lienids Abschottung gegenüber den fünf übrigen Königreichen war der Luxus eines Inselkönigreichs, aber sie fand es auch ein bisschen unaufrichtig von Ror. Rors Nichte war die Königin von Monsea und sein Sohn ein Anführer des Rats, Rors Königreich war das wohlhabendste und gerechteste der sieben Königreiche, und zu einer Zeit, wo Könige entthront wurden und sich auf wackligen Beinen neue Königreiche erhoben, hatte Ror das Potenzial, ein mächtiges Vorbild für die übrige Welt zu sein.
    Bitterblue wollte zusammen mit ihm ein mächtiges Vorbild sein. Sie wollte einen Weg finden, eine Nation zu gründen, die andere Nationen gerne imitieren würden.
    Wie seltsam, dass Ror in seinem Brief die Sache mit den Entschädigungen gar nicht erwähnte, denn Bitterblue hatte den Brief, in dem sie um Rat wegen der Entschädigungen fragte, vor dem Brief abgeschickt, in dem sie Ror um seine Marine bat. Vielleicht hatte er sich so über den Marinebrief geärgert, dass er die andere Sache vergessen hatte? Vielleicht … vielleicht konnte Bitterblue ohne seinen Rat anfangen. Vielleicht war es etwas, das sie selbst planen konnte, mit Hilfe der wenigen Freunde, denen sie vertraute. Was, wenn sie Ratgeber, Schreiber und Minister hätte, die auf sie hörten? Was, wenn sie Ratgeber hätte, die keine Angst vor ihrem Schmerz hätten, keine Angst vor den unverheilten Wunden des Königreichs? Was, wenn sie nicht dauernd gegen diejenigen ankämpfen

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