Die Königliche (German Edition)
Bitterblue.
»Meine Familie dient schon seit Generationen adligen Familien«, sagte Fox. »Wir haben immer außerhalb der Häuser unserer Herren gelebt; das war einfach unsere Art.«
Als Fox weg war, suchte Bitterblue Helda. Sie fand sie in ihrem Schlafzimmer strickend in einem grünen Sessel. »Helda«, sagte sie. »Was hältst du davon, wenn wir Fox beschatten lassen?«
»Gute Güte, Königin«, sagte Helda, während ihre Nadeln ruhig klapperten. »Ist es jetzt so weit gekommen?«
»Ich … ich traue ihr einfach nicht über den Weg, Helda.«
»Was bringt Sie dazu?«
Bitterblue schwieg einen Moment. »Dass mir die Nackenhaare zu Berge stehen.«
Am nächsten Tag war Bitterblue gerade in der königlichen Backstube und bearbeitete mit ihrem geschwächten Arm energisch einen Klumpen Teig, als sie aufsah, weil Todd vor ihr hin und her zappelte.
»Todd«, sagte sie überrascht. »Was bei allen blauen Himmeln …«
Er hatte irre Augen. Eine Feder, die hinter seinem Ohr steckte, tropfte auf sein Hemd, und er hatte Spinnweben im Haar. »Ich habe ein Buch gefunden«, flüsterte er.
Sie wischte sich die Hände ab, führte ihn von Anna und den Bäckern weg, die sich Mühe gaben, nicht allzu neugierig auszusehen, und fragte leise: »Sie haben noch ein chiffriertes Buch gefunden?«
»Nein«, sagte Todd. »Ich habe ein ganz neues Buch gefunden. Ein Buch, das die Chiffre entschlüsseln wird.«
»Ist es ein Buch über Chiffren?«
»Es ist das herrlichste Buch der Welt!«, rief er aus. »Ich weiß nicht, wo es herkommt! Es ist ein magisches Buch!«
»Schon gut, schon gut«, sagte Bitterblue und zog ihn durch das Klappern in der Küche auf die Tür zu. Dabei versuchte sie ihn zu besänftigen und zu beruhigen und ihn davon abzuhalten, zu singen und zu tanzen. Sie machte sich keine Sorgen über seine Zurechnungsfähigkeit, zumindest nicht mehr als über die Zurechnungsfähigkeit jedes anderen Schlossbewohners. Sie verstand, dass Bücher magisch sein konnten. »Zeigen Sie mir dieses Buch.«
Das Buch war groß, dick und rot, und es war atemberaubend. »Ich verstehe«, sagte Bitterblue, als sie es durchblätterte, und konnte Todds Aufregung nachvollziehen.
»Nein, das tun Sie nicht«, sagte Todd. »Es ist nicht, was Sie denken.«
Sie dachte, dass dieses Buch eine Art enormer, ausführlicher Schlüssel war, der aufzeigte, was jedes einzelne von Lecks Zeichenwörtern wirklich bedeutete. Der Grund, weshalb sie das dachte, war, dass die erste Hälfte des Buches Seite um Seite von Wörtern aufführte, die Bitterblue kannte, gefolgt von einem Zeichenwort.
Die zweite Hälfte des Buches schien dann dieselbe Information zu enthalten, nur umgekehrt: Zeichenwörter, gefolgt von den echten Wörtern, für die sie standen. Und es war interessant, dass die Schreibweise der Zeichen völlig willkürlich zu sein schien. Einem Wort aus sieben Buchstaben wie kämpfen entsprachen vielleicht nur drei Zeichen, und ein anderes Wort, das ebenfalls mit den Buchstaben k , ä und m anfing wie kämmen , wurde in seiner Zeichenversion mit völlig anderen Symbolen geschrieben als kämpfen .
Interessant war auch, dass jemand ein solches Risiko mit einer Chiffre einging, indem er zuließ, dass dieses Buch existierte. Lecks Chiffre war in der Tat nicht zu entschlüsseln, aber nur, solange dieses Buch unauffindbar war. »Wo haben Sie das her?«, fragte Bitterblue und hatte plötzlich Angst, es könne sich in nichts auflösen. Feuer fangen. Gestohlen werden. »Gibt es noch weitere Exemplare?«
»Das ist nicht der Schlüssel zu dieser Chiffre, Königin«, sagte Todd. »Ich weiß, dass Sie das glauben, aber Sie irren sich. Ich habe es ausprobiert. Es funktioniert nicht.«
»Das muss es aber sein«, sagte Bitterblue. »Was sollte es sonst sein?«
»Es ist ein Wörterbuch, mit dessen Hilfe man unsere Sprache in eine ganz andere Sprache übersetzen kann und umgekehrt, Königin.«
»Was meinen Sie damit?« Bitterblue ließ das Buch neben Lovejoy auf den Tisch plumpsen. Es war riesig und ihre Arme schmerzten, außerdem wurde sie langsam gereizt.
»Ich meine, was ich gesagt habe, Königin. Lecks Zeichen sind die Buchstaben einer ganz eigenen Sprache. Dies ist das Lexikon der beiden Sprachen: alle Wörter unserer Sprache in die andere Sprache übersetzt, und alle Wörter ihrer Sprache in unsere Sprache übersetzt. Sehen Sie, hier«, sagte er und schlug eine Seite ganz vorne im Buch auf, wo alle zweiunddreißig Symbole in Spalten aufgelistet waren. Neben
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