Die Königliche (German Edition)
Strahlen, das er früher am Tag an sich gehabt hatte.
Er reichte ihr ein kleines, in Leder gebundenes Bündel Papier. »Bitte schön, ich überlasse es Ihnen, Königin«, sagte er grimmig.
»Oh,« Bitterblue verstand, »also keine Festvorbereitungen?«
»Nein, Königin.«
»Todd, es tut mir leid. Sie wissen, dass Sie das nicht tun müssen.«
»Doch, Königin«, entgegnete er und wandte sich zum Gehen. »Sie müssen es ja auch.«
Kurz darauf schlossen sich die Außentüren hinter ihm. Als Bitterblue das Leder in ihrer Hand betrachtete, wünschte sie, er wäre nicht so schnell wieder gegangen.
Nun, nichts würde je zu einem Ende kommen, wenn sie zu ängstlich war, anzufangen. Sie zog an dem Lederband, klappte den Umschlag auf und las die erste Zeile.
Kleine Mädchen sind sogar noch perfekter, wenn sie bluten.
Bitterblue schlug den Umschlag wieder zu. Einen Moment saß sie einfach nur da. Dann richtete sie nacheinander den Blick auf jeden ihrer Freunde und sagte: »Bleibt ihr bei mir, während ich das hier lese?«
»Ja, natürlich« war die Antwort.
Sie trug die Seiten zum Sofa, setzte sich und las.
Kleine Mädchen sind sogar noch perfekter, wenn sie bluten. Sie sind mir ein solcher Trost, wenn meine anderen Experimente misslingen.
Ich versuche herauszufinden, ob die Gabe der Beschenkten in ihren Augen liegt. Ich habe Kämpfer und Gedankenleser und es geht einfach darum, ihre Augen zu vertauschen und dann zu sehen, ob sich ihre Gabe verändert hat. Aber sie sterben dauernd. Und die Gedankenleser sind so schwierig, weil sie oft verstehen, was los ist, so dass ich sie knebeln und fesseln muss, bevor sie den anderen verraten, was sie wissen. Weibliche Beschenkte mit der Gabe des Kämpfens sind nicht leicht zu finden, und es macht mich wütend, dass ich sie auf diese Art verschwenden muss. Meine Heiler sagen, es sei der Blutverlust. Sie sagen, ich solle nicht so viele Experimente gleichzeitig an einer Person durchführen. Aber wenn eine Frau in all ihrer Perfektion auf einem Tisch liegt, wie soll ich da nicht experimentieren?
Manchmal habe ich das Gefühl, ich mache alles falsch. Ich habe das Königreich nicht zu dem gemacht, was es sein könnte.
Wenn man mir meine Kunst zugestehen würde, hätte ich nicht diese Kopfschmerzen, die sich anfühlen, als zerplatzte mir der Schädel. Ich will doch nichts weiter als mich mit den schönen Dingen umgeben, die ich verloren habe, aber meine Künstler lassen sich nicht so kontrollieren wie die anderen. Ich sage ihnen, was sie tun wollen, und die Hälfte von ihnen verliert ihr Talent ganz, liefert mir Werke, die nichts taugen, und steht dann stolz und leer da, in der festen Überzeugung, ein Meisterwerk hervorgebracht zu haben. Die andere Hälfte kann gar nicht arbeiten und wird verrückt und damit nutzlos. Und dann sind da die ganz wenigen, diese ein, zwei, die genau das tun, was ich ihnen sage, aber es mit einer gewissen Genialität ausfüllen, einer schrecklichen Wahrheit, so dass es schöner ist, als ich verlangt oder mir vorgestellt habe, und mich untergräbt. Gadd hat einen Wandbehang mit Monstern geschaffen, die einen Mann töten, und ich könnte schwören, dass der Mann auf dem Wandbehang ich bin. Gadd sagt Nein, aber ich weiß, was ich beim Anblick des Behangs fühle. Wie hat er das gemacht? Bellamew ist eine ganze Welt aus Problemen für sich; sie lässt sich überhaupt nichts sagen. Ich habe ihr erklärt, sie solle eine Skulptur meiner feuerhaarigen Schönheit anfertigen, und es begann auch als solche, wurde dann aber zu einer Skulptur von Ashen mit viel zu viel Stärke und Gefühl. Sie hat eine Skulptur meiner Tochter gemacht, und wenn sie mich ansieht, bin ich überzeugt, dass sie mich bemitleidet. Bellamew hört nicht auf, diese ärgerlichen Verwandlungen zu schaffen. Ihr Werk verhöhnt meine Unzulänglichkeit. Aber ich kann mich nicht davon abwenden, weil es so schön ist.
Ein neues Jahr ist angebrochen. Vielleicht bringe ich Gadd dieses Jahr um. Ein Jahreswechsel ist eine Zeit der Reflexion, und das, worum ich bitte, ist doch so einfach. Aber Bellamew kann ich noch nicht töten. Da ist etwas in ihrem Bewusstsein, das ich haben will, und meine Experimente haben gezeigt, dass das Bewusstsein nicht ohne Körper leben kann. Sie belügt mich. Das weiß ich. Irgendwoher nimmt sie die Stärke, mich anzulügen; und solange ich nicht weiß, was das für eine Lüge ist, kann ich mich nicht von ihr trennen.
Meine Künstler machen mir mehr Kummer, als sie es wert
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