Die Königliche (German Edition)
Oligarchien und Dyarchien, aber nichts davon blieb hängen.
Sie hatte keine Ahnung, wer Saf jetzt war, und dass er sie mit ihrem Titel angeredet hatte, hatte sie tief verletzt.
Als Bitterblue am nächsten Morgen ihre Schlafzimmertür öffnete, stand Madlen mit gezückter Säge vor ihr.
»Das ist ja kein besonders erbaulicher Anblick, Madlen«, sagte sie.
»Wir brauchen nur eine ebene Oberfläche, Königin«, entgegnete Madlen, »und alles wird glattgehen.«
»Madlen?«
»Ja?«
»Was ist in Silverhart mit Saf passiert?«
»Was meinen Sie damit, was soll passiert sein?«
»Als er gestern mit mir geredet hat, kam er mir verändert vor.«
»Ah«, sagte Madlen nachdenklich. »Ich bin mir nicht sicher, Königin. Er war sehr still und ich glaube, die Knochen haben ihn zur Vernunft gebracht. Vielleicht haben sie ihn dazu gebracht, zu erkennen, wer Sie sind, Königin, und was auf Ihren Schultern lastet.«
»Ja, vielleicht«, sagte Bitterblue und seufzte. »Sollen wir ins Badezimmer gehen?«
Eins von Lecks Tagebüchern lag aufgeschlagen am Fußende des Bettes, wo Bitterblue darüber gerätselt hatte. Als Madlen daran vorbeiging, stutzte sie verblüfft.
»Kennen Sie sich mit Chiffren aus, Madlen?«, fragte Bitterblue.
»Chiffren?«, fragte Madlen offensichtlich erstaunt.
»Sie dürfen keiner Menschenseele davon erzählen – nicht einer, verstehen Sie? Das ist ein chiffrierter Text von Leck und es gelingt uns einfach nicht, ihn zu entschlüsseln.«
»So«, sagte Madlen, »eine Chiffre.«
»Ja«, sagte Bitterblue geduldig. »Bisher ist es uns nicht gelungen, die Bedeutung auch nur eines Zeichens zu bestimmen.«
»Aha«, sagte Madlen und warf einen genaueren Blick auf die Seite. »Ich verstehe, was Sie meinen. Es ist eine Chiffre und Sie glauben, jedes Zeichen entspricht einem Buchstaben.«
Bitterblue vermutete, dass Madlen sich nicht besonders gut mit Chiffren auskannte. »Sollen wir es hinter uns bringen?«, fragte sie.
»Wie viele Zeichen werden denn benutzt, Königin?«, fragte Madlen.
»Zweiunddreißig«, sagte Bitterblue. »Kommen Sie.«
Den Gips los zu sein war wunderbar. Bitterblue konnte ihren Arm wieder berühren. Sie konnte ihn kratzen, sie konnte ihn reiben, sie konnte ihn waschen. »Ich werde mir nie wieder einen Knochen brechen«, verkündete sie, als Madlen ihr eine Reihe neuer Übungen zeigte. »Ich liebe meinen Arm.«
»Eines Tages werden Sie wieder angegriffen werden, Königin«, sagte Madlen streng. »Machen Sie sorgfältig Ihre Übungen, damit Sie dann stark sind.«
Als Bitterblue und Madlen gemeinsam aus dem Badezimmer traten, stießen sie auf Fox, die am Fußende des Bettes stand, Lecks chiffriertes Buch anstarrte und eins von Ashens Laken in der Hand hielt.
Bitterblue traf sofort eine Entscheidung.
»Fox«, sagte sie freundlich, »ich bin sicher, du weißt, dass du nicht einfach in meinen Sachen herumkramen kannst, wenn ich nicht da bin. Leg das hin und komm vom Bett weg.«
»Es tut mir so leid, Königin«, sagte Fox und ließ die Laken fallen, als stünden sie in Flammen. »Ich schäme mich zutiefst. Ich konnte Helda nicht finden, wissen Sie.«
»Komm mit«, sagte Bitterblue.
»Ihre Schlafzimmertür stand offen, Königin«, fuhr Fox im Gehen eifrig fort. »Ich hörte ihre Stimme, deshalb habe ich den Kopf reingesteckt. Die Laken lagen in einem Haufen auf dem Boden und das oberste war so schön bestickt, dass ich es mir näher ansehen wollte. Ich konnte nicht widerstehen, Königin. Entschuldigen Sie. Ich habe einen Bericht für Sie.«
Bitterblue geleitete Madlen hinaus und führte Fox dann ins Wohnzimmer. »Also«, sagte sie ruhig, »was ist das für ein Bericht? Hast du Gray gefunden?«
»Nein, Königin. Aber ich habe in den Erzählstuben noch mehr Gerüchte darüber gehört, dass Gray die Krone hat und dass Sapphire der Dieb ist.«
»Hmm«, sagte Bitterblue, der es nicht schwerfiel, Besorgnis zu simulieren, denn ihre Sorgen waren echt, obwohl ihr hundert andere Sachen im Kopf herumgingen. Fox, die immer in der Nähe war, wenn heikle Dinge passierten. Fox, die eine Menge von Bitterblues Geheimnissen kannte, aber über die Bitterblue so gut wie nichts wusste. Wo wohnte Fox, wenn sie nicht im Schloss war? Was für Stadtbewohner hielten ihre Tochter dazu an, zu solch merkwürdigen Zeiten zu arbeiten, mit Dietrichen in der Tasche herumzulaufen, herumzuschnüffeln und sich einzuschmeicheln?
»Wie bist du Dienerin im Schloss geworden, Fox, ohne im Schloss zu wohnen?«, fragte
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