Die Königliche (German Edition)
werde euch Arzneien dalassen, die Infektionen verhindern und durch die er wieder zu Kräften kommt. Er muss sie regelmäßig einnehmen. Wenn nicht, kann ich euch versichern, dass er sterben wird.«
Teddys Schwester, die während der Operation so beherrscht gewesen war, sprach jetzt mit einer Heftigkeit, die Bitterblue erschreckte. »Er ist unvorsichtig. Er redet zu viel; er freundet sich mit den falschen Leuten an. Das hat er schon immer getan und ich habe ihn gewarnt, ihn angefleht. Wenn er stirbt, ist er selbst schuld und ich werde ihm das nie verzeihen.« Tränen strömten ihr übers Gesicht und Safs besorgte Schwester nahm sie in den Arm. Die verzweifelte Frau schluchzte an der Brust ihrer Freundin.
Bitterblue, die sich plötzlich wie ein Eindringling vorkam, durchquerte das Zimmer, betrat die Druckerei und zog die Tür hinter sich zu. Dort drückte sie sich flach gegen die Wand und atmete behutsam durch. Verblüfft stellte sie fest, dass die Tränen von Teddys Schwester sie selbst fast zum Weinen brachten.
Die Tür neben ihr ging auf und Saf stand im Dämmerlicht. Er war jetzt ganz angezogen, hatte das Blut von der Haut gewaschen und hielt einen tropfenden weißen Lappen in der Hand.
»Kommst du nachsehen, ob ich hier herumschnüffele?«, fragte Bitterblue schroff.
Saf wischte das Blut vom Türknopf. Dann ging er zum Eingang der Druckerei und wischte auch dort den Türgriff ab. Als er sich zurück in Richtung Licht drehte, konnte sie seinen Gesichtsausdruck deutlich sehen, wusste jedoch nicht, wie sie ihn deuten sollte, denn Saf wirkte gleichzeitig wütend, glücklich und verwirrt. Er blieb neben ihr stehen und schloss die Tür zum Hinterzimmer, wodurch er das Licht aussperrte.
Bitterblue machte es nervös, allein mit ihm im Dunkeln zu stehen, unabhängig von seinem Gesichtsausdruck. Ihre Hände tasteten sich zu den Messern in ihren Ärmeln und sie trat einen Schritt zurück, wobei sie gegen etwas Spitzes stieß und aufschrie.
Dann sprach er, offensichtlich ohne ihren Schmerz zu bemerken. »Sie hatte eine Salbe, die seine Blutung verlangsamt hat«, sagte er staunend. »Sie hat ihn aufgeschnitten, einen Teil von ihm rausgeholt, in Ordnung gebracht und dann wieder reingesteckt. Sie hat uns so viele Arzneien gegeben, dass ich gar nicht weiß, wofür die alle sind, und als Tilda versucht hat, sie zu bezahlen, wollte sie nur ein paar Kupfermünzen annehmen.«
Ja, Bitterblue teilte Safs Verwunderung. Und sie war froh, dass Madlen die Kupfermünzen angenommen hatte, schließlich war sie die Heilerin der Königin. Wenn sie die Annahme verweigert hätte, hätte es möglicherweise so ausgesehen, als hätte sie die Behandlung im Auftrag der Königin durchgeführt.
»Sparks«, sagte Saf und die Heftigkeit seiner Stimme überraschte sie. »Das, was Madlen getan hat, hätte Roke nie fertiggebracht. Als ich dich zu Roke geschickt habe, wusste ich eigentlich, dass Roke Teddy nicht würde retten können. Ich dachte, das könne kein Heiler.«
»Wir wissen noch nicht, ob er gerettet ist«, erinnerte sie ihn sanft.
»Tilda hat Recht«, sagte er. »Teddy ist unvorsichtig und zu vertrauensselig. Du bist das beste Beispiel dafür. Ich konnte nicht glauben, wie er sich dir geöffnet hat, ohne irgendetwas über dich zu wissen – und als wir erfuhren, dass du aus dem Schloss bist, haben wir uns fürchterlich gestritten. Es war natürlich sinnlos; er hat dich ausgeguckt, wie er es immer tut. Und wenn er das nicht getan hätte, wäre er jetzt tot. Die Beschenkte aus deinem Schloss hat ihm das Leben gerettet.«
Nach einer langen Nacht erzwungener Schlaflosigkeit und voller Sorgen war die Vorstellung, dass diese Freunde Feinde der Königin waren, äußerst deprimierend. Sie wünschte, sie könnte ihre Spione auf sie ansetzen, ohne dass Helda Fragen stellen würde, wie sie sie kennengelernt hatte.
Sie erklärte: »Ich muss dir vermutlich nicht sagen, dass Madlens Anwesenheit heute Nacht hier geheim gehalten werden muss. Sorge dafür, dass niemand sie bemerkt, wenn sie geht.«
»Du bist mir ein Rätsel, Sparks.«
»Das musst du gerade sagen. Warum sollte jemand einen Wasserspeierdieb umbringen wollen?«
Safs Mund verhärtete sich. »Woher weißt du …«
»Ich habe euch dabei beobachtet.«
»Du bist eine Schnüfflerin.«
»Und du bist Kämpfen nicht abgeneigt. Ich habe es selbst gesehen. Du wirst doch nicht aus Rache irgendetwas Dummes tun, oder? Wenn du anfängst, Leute abzustechen …«
»Ich steche keine Leute ab,
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