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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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Sparks«, sagte Saf, »außer um sie davon abzuhalten, mich abzustechen.«
    »Gut«, sagte sie erleichtert und mit schwacher Stimme. »Ich auch nicht.«
    Daraufhin fing Saf an zu lachen, ein leises Kichern, das anschwoll, bis auch Bitterblue lächelte. Graues Licht sickerte an den Rändern der Fensterläden herein. Umrisse im Raum nahmen Gestalt an: Tische, auf denen hohe Papierstapel lagen; senkrechte Gestelle mit eigenartigen zylindrischen Aufsätzen; eine riesige Konstruktion mitten im Raum, die aussah wie ein nächtliches Schiff, das aus dem Wasser aufstieg, und an manchen Stellen schwach glänzte, als wären Teile davon aus Metall. »Was ist das?«, fragte sie und zeigte darauf. »Ist das Teddys Druckerpresse?«
    »Bäcker fangen vor Sonnenaufgang an zu arbeiten«, sagte Saf, ohne auf ihre Frage einzugehen. »Du kommst heute zu spät zur Arbeit, Sparks, und die Königin wird auf ihr weiches morgendliches Brot verzichten müssen.«
    »Ein bisschen langweilig für dich, so ehrliche Arbeit nach einem Leben auf See, oder?«
    »Du musst müde sein«, entgegnete er ausdruckslos. »Ich bringe dich nach Hause.«
    Sein Mangel an Vertrauen war für Bitterblue auf absurde Weise tröstlich. »Ist gut«, sagte sie. »Aber lass uns vorher noch mal nach Teddy sehen.«
    Sie stieß sich von der Wand ab und folgte Saf mit schweren Beinen durch die Tür, wobei sie ein Gähnen unterdrückte. Es würde ein langer Tag werden.
    Als sie durch die Straßen Richtung Schloss wanderten, war Bitterblue erleichtert, dass Saf kein Gespräch zu erwarten schien. Im zunehmenden Licht war sein Gesicht wachsam, seine Arme schwangen an starken, geraden Schultern. Wahrscheinlich bekommt er in einer Nacht mehr Schlaf als ich in einer ganzen Woche , dachte Bitterblue verstimmt. Wahrscheinlich kommt er nach seinen langen Nächten nach Hause und schläft bis zum nächsten Sonnenuntergang. Verbrecher müssen nicht um sechs Uhr aufstehen, damit sie um sieben irgendwelche Urkunden unterschreiben können.
    Er rubbelte sich heftig über den Kopf, bis seine Haare abstanden wie die Federn eines verwirrten Flussvogels, und murmelte leise etwas, das gleichzeitig verzweifelt und wütend klang. Ihr Ärger verschwand. Teddy hatte nur wenig besser als tot ausgesehen, als sie nach ihm geschaut hatten, das Gesicht maskenhaft, die Lippen blau. Madlen hatte mit ernster Miene neben ihm gesessen.
    »Saf«, sagte Bitterblue und fasste nach seinem Arm, um ihn zum Stehenbleiben zu bewegen. »Versuch dich heute so gut es geht auszuruhen, ja? Du musst auf dich aufpassen, wenn du Teddy helfen willst.«
    Sein einer Mundwinkel hob sich. »Ich habe ja nur begrenzte Erfahrung mit Müttern, Sparks, aber das klingt mir nach einem ziemlich mütterlichen Rat.«
    Im Tageslicht war eins seiner Augen von einem warmen rötlichen Violett. Das andere, genauso warm und intensiv, war von einem rotstichigen Blau.
    Ihr Onkel hatte ihr eine Kette mit einem Edelstein in dieser violettblauen Schattierung geschenkt. Im Tageslicht oder Feuerschein erstrahlte das Juwel in einem Glanz, der sich immer wieder veränderte. Es war ein Saphir aus Lienid.
    »Du hast deinen Namen bekommen, nachdem deine Augen sich verändert hatten«, sagte sie, »und zwar von den Lienid.«
    »Ja«, erwiderte er einfach. »Ich habe natürlich auch einen Monsea-Namen, den mir meine leibliche Familie bei meiner Geburt gegeben hat. Aber Sapphire ist der Name, den ich immer gekannt habe.«
    Seine Augen waren fast zu schön, dachte sie, seine ganze sommersprossige unschuldige Erscheinung war zu schön für einen Menschen, dem sie nie etwas anvertrauen würde, das sie noch mal wiederzusehen hoffte. Er war nicht wie seine Augen. »Saf, was ist deine Gabe?«
    Er grinste. »Es hat eine gute Woche gedauert, bis du mit dieser Frage rausrückst, Sparks.«
    »Ich bin ein geduldiger Mensch.«
    »Abgesehen davon, dass du ohnehin nur glaubst, was du selbst herausgefunden hast.«
    Sie schnaubte. »Das sollte man auch, wenn es um dich geht.«
    »Ich weiß nicht, was meine Gabe ist.«
    Das brachte ihm einen skeptischen Blick ein. »Was soll das heißen?«
    »Genau das, was ich gesagt habe. Ich weiß es nicht.«
    »Unsinn. Manifestieren sich Gaben nicht schon in der Kindheit?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Was immer es ist, es muss etwas sein, für das ich noch keine Verwendung hatte. Wie zum Beispiel, hm, ich weiß nicht, eine Torte von der Größe eines Fasses essen zu können, ohne mir den Magen zu verderben, nur dass es das nicht ist,

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