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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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noch vom Wasser aus dem Härtebecken und glühte wie ein Blitz.
    »Oh, Ornik«, sagte Giddon und trat zu dem Schmied, eine Spur aus Löwenmäulchen und Schlamm hinter sich herziehend. »Gute Arbeit.« Er nahm dem Mann das Schwert vorsichtig ab, wog es in den Händen und hielt Bitterblue das Heft hin. »Königin?«
    Das Schwert war fast so groß wie Bitterblue und so schwer, dass sie auch Schultern und Beine einsetzen musste, um es hochzuheben. Sie hievte es tapfer empor und bewunderte es. Sein fein gearbeitetes, einfaches Heft und der gleichmäßige Glanz gefielen ihr ebenso wie sein massives Gewicht, das sie zu Boden drückte. »Es ist schön, Ornik«, sagte sie. Und dann: »Wir machen es ganz matschig, was für eine Schande.« Und schließlich: »Helfen Sie mir, Giddon«, weil sie sich nicht zutraute es zu senken, ohne dass die Spitze auf den Steinboden knallte. »Ornik, wir sind wegen eines Schwertes für mich hergekommen.«
    Ornik trat mit in die Hüften gestemmten Händen einen Schritt zurück und musterte ihre kleine Gestalt von oben bis unten, wie es sonst nur Helda tat, und auch nur, wenn Bitterblue ein neues Kleid anprobierte.
    Trotzig sagte sie: »Es darf ruhig etwas wiegen, ich bin nicht schwach.«
    »Das habe ich gesehen, Königin«, sagte Ornik. »Gestatten Sie mir, Ihnen ein paar Vorschläge zu machen. Wenn wir nichts haben, das zu Ihnen passt, entwerfen wir etwas für Sie. Entschuldigen Sie mich.«
    Ornik verbeugte sich und ging hinein. Wieder allein mit Giddon, betrachtete Bitterblue ihn genauer. Die Schlammspritzer in seinem Gesicht gefielen ihr. Er sah aus wie ein hübsches gesunkenes Ruderboot. »Wie kommt es, dass Sie meinen Schmied beim Namen kennen, Giddon? Haben Sie Schwerter bestellt?«
    Giddon warf einen Blick auf die Tür, die zum Innenraum der Schmiede führte. Er senkte die Stimme. »Hat Bo schon mit Ihnen über die Lage in Estill gesprochen, Königin?«
    Bitterblue kniff die Augen zusammen. »Über Nander ja, aber über Estill nicht. Was ist da los?«
    »Ich glaube, es wird Zeit, dass Sie an einem Ratstreffen teilnehmen. Vielleicht morgen, wenn Ihr Zeitplan das zulässt.«
    »Wann findet es statt?«
    »Um Mitternacht.«
    »Wo muss ich hinkommen?«
    »In Katsas Räume, glaube ich, jetzt, wo sie hier ist.«
    »Sehr gut. Wie ist die Situation in Estill?«
    Giddon warf erneut einen Blick auf die Tür und senkte seine Stimme noch weiter. »Der Rat sieht einen Volksaufstand gegen König Thigpen voraus, Königin.«
    Sie starrte ihn erstaunt an. »So wie in Nander?«
    »So wie in Nander«, antwortete er, »und die Rebellen haben den Rat um Hilfe gebeten.«

Als sie in dieser Nacht durch den großen Schlosshof trottete, kämpfte Bitterblue mit ihrem Unbehagen.
    Sie vertraute ihren Freunden, was deren Arbeit anging. Aber für eine Gruppe von Leuten, die behaupteten, sich um ihre Sicherheit zu sorgen, schienen sie in letzter Zeit eine auffällige Gewohnheit entwickelt zu haben, Aufstände gegen Monarchen anzuzetteln. Nun, morgen um Mitternacht würde sie erfahren, was es damit auf sich hatte.
    Als sie an die Tür in der Tinker Street klopfte, hatte sich der Regen in Nebel verwandelt, und winzige Tröpfchen überzogen so dicht ihre Kleidung und ihre Haare, dass sie troff wie ein ganzer Wald. Es dauerte eine Weile, bis jemand auf ihr Klopfen reagierte – Saf, der sie an einem Arm durch die Druckerei zerrte. »He! Hände weg!«, rief sie und versuchte sich im Raum umzusehen, der so hell erleuchtet war, dass es in den Augen wehtat. Genauso hatte er sie auch heute Morgen durch den Raum nach draußen gescheucht. Heute Nacht erspähte sie überall Papier, Rollen und Blätter; hohe Tische, auf denen seltsame Gegenstände verstreut lagen; eine Reihe Tiegel, die vermutlich Tinte enthielten; und diese große, seltsam geformte Konstruktion in der Mitte des Raumes, die quietschte, hämmerte, nach Schmiere und Metall roch und so spannend war, dass Bitterblue nach Saf trat – wenn auch nicht fest –, damit er sie nicht wegzog.
    »Au!«, schrie er. »Alle misshandeln mich!«
    »Ich will mir die Druckerpresse ansehen«, sagte sie.
    »Du darfst sie dir nicht ansehen«, erwiderte er. »Und wehe, du trittst mich noch mal, dann trete ich zurück.«
    Tilda und Bren arbeiteten nebeneinander an der Druckerpresse. Sie drehten gleichzeitig den Kopf, um zu sehen, was die Aufregung zu bedeuten hatte; dann warfen sie sich einen Blick zu und verdrehten die Augen.
    Einen Moment später hatte Saf Bitterblue ins Hinterzimmer

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