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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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deshalb beide vollgekotzt, als ich euch gerettet habe? Ihr habt euren eigenen Trank in euch reingekippt? Warum macht sich eigentlich überhaupt jemand die Mühe, euch umbringen zu wollen?«, fragte sie und warf die Hände in die Luft. »Warum nicht einfach darauf warten, dass ihr das selbst erledigt? Hier, nimm.« Sie knallte Raffin ein Holzschwert so fest gegen die Brust, dass er nach Luft schnappte. »Wenn’s nach mir geht, bist du das nächste Mal vorbereitet, wenn jemand daherkommt und dich umbringen will.«
    Bitterblue hatte vergessen, wie viel Spaß das machen konnte: ein Projekt mit direkten, klar erkennbaren und körperlichen Zielen. Eine Trainerin, deren Vertrauen in Bitterblues Fähigkeiten grenzenlos war – selbst wenn man mit dem Schwert in seinen Röcken hängenblieb, stolperte und auf die Nase fiel.
    »Röcke sind eine blödsinnige Erfindung«, sagte Katsa, die immer Hosen trug und das Haar kurz geschnitten hatte. Dann hob sie Bitterblue so schnell hoch und stellte sie wieder auf die Füße, dass diese nicht mehr sicher war, ob sie überhaupt auf dem Boden gelegen hatte. »Ich schätze, das hat sich ein Mann ausgedacht. Hast du keine Trainingshose?«
    Bitterblues einzige Trainingshose war gleichzeitig ihre nächtliche Fluchthose und daher momentan matschig und klitschnass. Sie trocknete gerade so gut es ging auf dem Boden des Ankleidezimmers, wo Helda sie hoffentlich nicht finden würde. Wahrscheinlich konnte Bitterblue Helda mit dem Vorwand des Trainings um weitere Hosen bitten. »Ich dachte, ich sollte in den Kleidern trainieren, die ich wahrscheinlich bei einem Angriff anhaben werde«, improvisierte sie.
    »Das ist sinnvoll. Hast du dir den Kopf gestoßen?«, fragte Katsa und strich Bitterblue über die Haare.
    »Ja«, log Bitterblue, damit Katsa sie weiter berührte.
    »Du machst das gut«, sagte Katsa. »Du hast eine gute Reaktionsfähigkeit – hattest du schon immer. Nicht wie dieser Trottel da«, fügte sie mit einem Augenrollen hinzu und sah zu Raffin hinüber, der am anderen Ende der Trainingshalle unbeholfen gegen Bann kämpfte.
    Raffin und Bann waren alles andere als ebenbürtige Gegner. Bann war nicht nur größer, er war auch schneller und stärker. Der geduckte Prinz, der mühsam mit seinem Schwert hantierte, als wäre es ein Hindernis, schien einen Angriff nie kommen zu sehen, selbst wenn man ihm genau gesagt hätte, wann damit zu rechnen war.
    »Raff«, sagte Katsa, »du bist nicht mit dem Herzen bei der Sache. Wir müssen irgendwas finden, womit wir deinen Verteidigungswillen stärken können. Wie wär’s, wenn du dir vorstellst, er wollte deine Lieblingsheilpflanze zermalmen?«
    »Den seltenen blauen Saflor«, schlug Bann vor.
    »Ja«, feuerte Katsa ihn an, »stell dir vor, er ist hinter deinem Saftrohr her.«
    »Bann hätte es nie auf meinen seltenen blauen Saflor abgesehen«, sagte Raffin deutlich. »Allein die Annahme ist absurd.«
    »Dann stell dir vor, es wäre nicht Bann. Stell dir vor, es wäre dein Vater«, sagte Katsa.
    Das schien eine gewisse Wirkung zu zeigen, wenn schon nicht auf Raffins Tempo, so doch wenigstens auf seinen Elan. Bitterblue konzentrierte sich auf ihre eigenen Übungen, von den Trainingsgeräuschen in ihrer Nähe besänftigt, was ihr half, den Kopf frei zu bekommen. Keine Erinnerungen, keine Fragen, kein Saf; nur Schwert und Scheide, Geschwindigkeit und Atem.
    Sie schrieb wegen der Entschädigungen einen verschlüsselten Brief an Ror und vertraute ihn Thiel an, der ihn ernst zu seinem Stehpult trug. Es war schwer vorherzusagen, wie lange ein Brief bis nach Ror City brauchen würde. Das hing vom Schiff ab und vom Wetter. Wenn die Bedingungen günstig waren, konnte sie vielleicht in zwei Monaten mit einer Antwort rechnen – Anfang November.
    In der Zwischenzeit musste etwas wegen Ivan in der Oststadt unternommen werden. Aber Bitterblue konnte nicht behaupten, auch von ihm durch ihre Spione erfahren zu haben, darunter würde ihre Glaubwürdigkeit leiden. Wenn ihr vielleicht gestattet wäre, täglich etwas im Schloss umherzustreifen, könnte sie überzeugend vorgeben, Gespräche mit angehört zu haben. Sie könnte mit allen möglichen Angelegenheiten etwas vertrauter sein, ohne dass es auffiel.
    »Thiel«, sagte sie, »könnte ich nicht jeden Tag eine Aufgabe bekommen, die mich aus diesem Turm hinausführt? Selbst wenn es nur ein paar Minuten sind.«
    »Sind Sie unruhig, Königin?«, fragte Thiel liebenswürdig.
    Ja, und außerdem war sie abgelenkt und

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