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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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»Ich habe ihn bemerkt, als ich in der Bibliothek war. Und da gehen wir jetzt auch hin.«
    »Ist dadrinnen eine Treppe?«
    »Ja. Eine Wendeltreppe.«
    Ich hasse Wendeltreppen.
    Bo, der immer noch in der Badewanne stand, streckte ihr eine Hand entgegen. »Ich gehe vor dir«, sagte er, »und Katsa hinter dir.«
    Mehrere Minuten voller Spinnweben, Staub und Niesanfällen später krabbelte Bitterblue durch eine kleine Tür in der Wand, schob einen Wandbehang zur Seite und betrat die königliche Bibliothek. Sie befand sich in irgendeiner abgelegenen Nische. Die Bücherregale aus dunklem schweren Holz waren so hoch wie Bäume und rochen so muffig, lebendig und modrig wie ein Wald. Die kupferfarbenen, braunen und orangefarbenen Bücher waren wie Blätter; die Decken waren hoch und blau.
    Bitterblue drehte sich im Kreis. Sie war zum ersten Mal seit langem wieder in der Bibliothek und es sah genauso aus, wie sie es in Erinnerung hatte.

Eine merkwürdige kleine Ansammlung aus Schlossbewohnern hatte sich zu dem Treffen eingefunden. Helda, natürlich, was Bitterblue nicht überraschte; außerdem Ornik der Schwertschmied, der, wenn er nicht rußverschmiert war, jung und ernsthaft aussah; eine ältere Frau mit wettergegerbtem Gesicht namens Dyan, die Bitterblue als ihre oberste Gärtnerin vorgestellt wurde; und Anna, eine große Frau mit kurzen dunklen Haaren und ausgeprägten Gesichtszügen, die offensichtlich ihre oberste Bäckerin in der Küche war. In meiner imaginären Welt ist sie meine Chefin , dachte Bitterblue.
    Das Überraschendste war, dass auch einer der Richter ihres Obersten Gerichts anwesend war. »Lord Piper«, sagte Bitterblue ruhig, »ich wusste gar nicht, dass sie ein Faible dafür haben, Monarchen zu stürzen.«
    »Königin«, erwiderte er, wischte sich mit einem Taschentuch über den kahlen Schädel, schluckte unbehaglich und sah ganz so aus, als wäre die Anwesenheit eines sprechenden Pferdes bei dem Treffen weniger erschreckend gewesen als die der Königin. Alle vier Schlossbewohner schienen irritiert über ihre Teilnahme zu sein.
    »Einige von Ihnen werden überrascht sein, dass Königin Bitterblue sich zu uns gesellt hat«, sagte Bo zu der Gruppe. »Sie müssen wissen, dass der Rat aus ihren Familienmitgliedern und Freunden besteht. Dies ist das erste Mal, dass wir ein Treffen in Monsea abhalten und Bewohner von Monsea dazu einladen. Es ist nicht nötig, dass sich die Königin direkt an unseren Aktivitäten beteiligt, aber wir werden natürlich kaum ohne ihr Wissen oder ihre Erlaubnis an ihrem Hof tätig werden können.«
    Seine Worte schienen niemanden in der Gruppe zu beruhigen. Bo kratzte sich am Kopf und grinste, dann legte er einen Arm um Bitterblue und warf Giddon einen vielsagenden Blick zu. Während Giddon alle anderen zwischen einer Reihe Bücherregale hindurch in eine dunkle Ecke führte, flüsterte Bo Bitterblue ins Ohr: »Der Rat ist eine Organisation von Gesetzesbrechern, Bitterblue, und du verkörperst für die Bewohner aus Monsea das Gesetz. Sie haben sich alle heimlich hier hergeschlichen, nur um dann ihrer Königin gegenüberzustehen. Sie werden eine Weile brauchen, um sich an dich zu gewöhnen.«
    »Ich verstehe vollkommen«, sagte Bitterblue ausdruckslos.
    Bo schnaubte. »Ja. Also, hör auf, Piper absichtlich nervös zu machen, nur weil du ihn nicht leiden kannst.«
    Der grüne Teppich hier war dick und flauschig. Als Giddon sich direkt auf den Boden setzte und Bitterblue ein Zeichen gab, es ihm nachzutun, bildeten die anderen nach kurzem Zögern einen lockeren Kreis und setzten sich ebenfalls. Selbst Helda ließ sich zu Boden plumpsen, holte Stricknadeln und Wolle aus einer Tasche und machte sich an die Arbeit.
    »Fangen wir mit dem Grundlegenden an«, begann Giddon ohne Vorrede. »Im Unterschied zu Nander, wo Drowdens Sturz mit der Unzufriedenheit des Adels begann, haben wir es in Estill mit einem Volksaufstand zu tun. Die Menschen dort sind am Verhungern. Sie zahlen die höchsten Steuern der ganzen Welt an König Thigpen und seine Lords. Zum Glück für die Rebellen machen unsere Erfolge mit Deserteuren in Nander Thigpen Angst. Er hat bei seinen Soldaten die Daumenschrauben fest angezogen, und eine unzufriedene Armee ist etwas, wo Rebellen ansetzen können. Ich glaube, und Bo stimmt darin mit mir überein, dass es genug verzweifelte Menschen in Estill gibt – und genug besonnene, umsichtige Menschen –, mit denen man was anfangen könnte.«
    »Mich beunruhigt, dass sie nicht

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