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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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Decke war hoch und dunkelblau wie in ihrem Wohnzimmer, mit goldenen und scharlachroten Sternen gesprenkelt. Die Fliesen des Badezimmers schimmerten golden durch die Tür ihr gegenüber. Es war ein Zimmer wie ein Sonnenaufgang. Als sie ihr Nachthemd auszog, erblickte sie ihr Spiegelbild in dem hohen Spiegel und hielt inne. Sie betrachtete sich und musste plötzlich an zwei völlig unvereinbare Menschen denken: an Danzhol, der sie geküsst hatte, und an Saf.
    Ich passe nicht in dieses umwerfende Zimmer , dachte sie. Meine Augen sind groß und glanzlos. Meine Haare sind schwer und mein Kinn spitz. Ich bin so klein, dass mich mein Ehemann im Bett kaum finden wird. Und wenn doch, wird er feststellen, dass meine Brüste verschieden groß sind und mein Körper die Form einer Aubergine hat.
    Sie prustete, lachte sich selbst aus; dann war sie plötzlich den Tränen nahe und kniete nackt vor dem Spiegel. Meine Mutter war so hübsch.
    Kann eine Aubergine hübsch sein?
    Nichts drang bis in den Kern ihres Bewusstseins vor, das diese Frage beantworten konnte.
    Sie erinnerte sich an jede Stelle ihres Körpers, die Danzhol berührt hatte. Wie wenig hatte sein Kuss mit ihrer Vorstellung vom Küssen zu tun gehabt. Sie wusste, dass es sich so nicht anfühlen sollte. Sie hatte gesehen, wie sich Katsa und Bo küssten, sie war einmal in den Ställen auf sie gestoßen, als einer den anderen gegen einen Berg aus Heu drückte, und ein anderes Mal am Ende eines Flurs spät in der Nacht, wo sie nicht viel mehr als dunkle Umrisse und Goldglitzern gewesen waren, kleine Geräusche von sich gegeben hatten, fast ohne sich zu bewegen, und nichts um sich herum wahrnahmen. Sie hatten es ganz offensichtlich genossen.
    Aber Bo und Katsa sind auch so schön , dachte Bitterblue. Natürlich wissen sie, wie man das richtig macht.
    Sie hatte Fantasie und keine Berührungsängste ihrem Körper gegenüber; sie hatte Entdeckungen gemacht. Und sie wusste, was zwischen zwei Menschen passierte. Helda hatte es ihr erklärt und sie war sich ziemlich sicher, dass ihre Mutter das vor langer Zeit auch schon getan hatte. Aber zu verstehen, was man wollte, und zu verstehen, wie es ging, bedeutete noch lange nicht, dass man wusste, wie man jemanden dazu bringen sollte, sich mit einem zu treffen und einen auf diese Art zu berühren.
    Sie hoffte nicht, dass sie alle Küsse ihres Lebens und alles, was danach kam, nur mit Lords erleben würde, die es auf ihr Geld abgesehen hatten. Wie einfach wäre alles, wenn sie wirklich ein Bäckermädchen wäre. Bäckermädchen lernten Küchenjungen kennen, es gab keine Lords, die hinter dem Geld einer Königin her waren, und vielleicht war es nicht so schlimm, gewöhnlich auszusehen.
    Sie schlang die Arme um sich.
    Dann stand sie auf, weil sie sich dafür schämte, sich so intensiv mit diesen Dingen zu beschäftigen, wo es so viel anderes gab, um das sie sich kümmern musste.
    Prinz Raffin, König Randas Sohn und der Erbe des Throns der Middluns, und sein Gefährte Bann waren auch beim Schwerttraining und sahen noch nicht ganz wach aus.
    »Königin«, sagte Raffin und beugte sich von weit oben herunter, um Bitterblue die Hand zu küssen. »Wie geht es Ihnen?«
    »Ich bin so froh, dass Sie gekommen sind«, sagte Bitterblue. »Sie beide.«
    »Wir auch«, sagte Raffin. »Ich fürchte allerdings, wir hatten keine andere Wahl, Königin. Wir sind von Feinden des Rats aus Nander angegriffen worden. Katsa hat uns davon überzeugt, dass wir sicherer wären, wenn wir sie begleiteten, wo immer sie auch hinginge.« Dann strahlte der blonde Prinz auf Bitterblue herab, als hätte er keinerlei Sorgen.
    Bann, der Bitterblues andere Hand nahm, war genau wie Raffin einer der Anführer des Rats und ein Heilkundiger, der Ruhe ausstrahlte – ein mächtiger Trumm von einem Mann mit Augen wie das graue Meer. »Königin, es ist schön, Sie zu sehen. Ich fürchte, unsere Labors sind zerstört worden.«
    »Wir haben fast ein Jahr an diesem Übelkeitstrank gearbeitet«, sagte Raffin mürrisch. »Monatelang haben wir uns übergeben – und jetzt war alles umsonst.«
    »Ich weiß nicht, aber es klingt so, als wärt ihr ziemlich erfolgreich gewesen«, sagte Katsa.
    »Es sollte ein Trank werden, der gegen Übelkeit hilft!«, erklärte Raffin. »Und sie nicht hervorruft. Ich bin sicher, dass wir ganz nah dran waren.«
    »Von der letzten Version musstest du fast gar nicht mehr erbrechen«, sagte Bann.
    »Moment mal«, warf Katsa misstrauisch ein. »Habt ihr mich

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