Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
Vom Netzwerk:
wissen, was sie wollen«, sagte Katsa. »In Nander haben wir praktisch nur den König für sie entführt und dann hat ein Bündnis aus Adligen, das sie vorher ausgewählt hatten, seinen Platz eingenommen …«
    »Ganz so einfach war es nun auch wieder nicht«, sagte Giddon.
    »Ich weiß. Worauf ich hinauswill, ist, dass dort Menschen, die über Macht verfügten, einen Plan hatten«, sagte Katsa. »In Estill wissen Menschen, die über keinerlei Macht verfügen, dass sie König Thigpen nicht wollen, aber was wollen sie stattdessen? Thigpens Sohn? Oder einen umfassenderen Wandel? Eine Republik? Aber wie? Sie haben nichts anzubieten, keine Organisation, die die Macht übernehmen könnte, sobald Thigpen weg ist. Wenn sie nicht aufpassen, wird König Murgon von Sunder dort einmarschieren und Estill heißt in Zukunft Ost-Sunder. Und Murgon wird ein noch üblerer Schinder, als er jetzt schon ist. Macht euch das keine Angst?«
    »Doch«, sagte Giddon kühl. »Weshalb ich dafür stimme, auf ihre Bitte um unsere Hilfe einzugehen. Seid ihr einverstanden?«
    »Voll und ganz«, sagte Katsa mit wütendem Blick.
    »Ist es nicht schön, dass wir alle wieder beieinander sind?«, sagte Raffin und schlang einen Arm um Bo und den anderen um Bann. »Ich stimme mit Ja.«
    »Ich auch«, sagte Bann lächelnd.
    »Genau wie ich«, sagte Bo.
    »Dein Gesicht wird irgendwann einfach so stehenbleiben, Kat«, sagte Raffin hilfreicherweise zu Katsa.
    »Vielleicht sollte ich dein Gesicht mal neu gestalten, Raff«, entgegnete Katsa.
    »Ich hätte gerne kleinere Ohren«, schlug Raffin vor.
    »Prinz Raffin hat sehr hübsche Ohren«, sagte Helda, ohne von ihrem Strickzeug aufzusehen. »Genau wie seine Kinder sie einmal haben werden. Ihre Kinder dagegen werden überhaupt keine Ohren haben, Mylady«, sagte sie streng zu Katsa.
    Katsa starrte sie sprachlos an.
    »Ich glaube, man müsste eher sagen, dass ihre Ohren keine Kinder haben werden«, hob Raffin an, »das klingt nicht ganz so …«
    »Sehr gut«, unterbrach Giddon ihn so laut, wie die Umstände es rechtfertigten. »In Abwesenheit von Oll beschließen wir einstimmig: Der Rat wird sich am Sturz des Königs durch das Volk von Estill beteiligen.«
    Das war ein Beschluss, den Bitterblue als Königin erst einmal verdauen musste. Die anderen gingen zum Wer, Wann und Wie über, aber Bitterblue gehörte nicht zu denen, die ein Schwert nach Estill tragen oder König Thigpen fröhlich in einen Sack stecken würden oder was auch immer sie vorhatten. Da sie vermutete, dass Ornik der Schmied, Dyan die Gärtnerin, Anna die Bäckerin und Piper der Richter weniger zurückhaltend mit ihren Beiträgen wären, wenn sie nicht mit im Kreis saß, erhob sie sich. Sie winkte ab, als die vier hastig versuchten sich zu erheben, und ging zwischen den Regalen hindurch auf den Wandteppich zu, der über der Öffnung hing, durch die sie gekommen war. Geistesabwesend nahm sie wahr, dass die Frau auf dem Wandbehang, die in weiße Felle gehüllt und von einem dichten weißen Wald umgeben war, moosgrüne Augen hatte und leuchtende, wilde Haare wie ein Sonnenuntergang, oder wie Feuer. Sie war zu strahlend, zu eigenartig, um menschlich zu sein. Nur ein weiterer von Lecks merkwürdigen Ziergegenständen.
    Bitterblue musste nachdenken.
    Ein Monarch war für das Wohlergehen des Volkes, das er regierte, verantwortlich. Wenn er seinen Untertanen bewusst schadete, sollte er das Privileg der Herrschaft verlieren. Aber was war mit einer Monarchin, die zwar ihren Untertanen schadete, aber nicht bewusst? Wenn sie ihnen schadete, indem sie ihnen nicht half? Ihre Häuser nicht in Ordnung brachte? Ihre Verluste nicht ersetzte? Ihnen nicht beistand, wenn sie ihre Kinder betrauerten? Nicht zögerte, die Verrückten und Verwirrten hinrichten zu lassen?
    Eins weiß ich , dachte sie, während sie die traurigen Augen der Frau auf dem Wandbehang betrachtete. Ich würde ungern entthront werden. Es würde so sehr schmerzen, wie gehäutet oder gevierteilt zu werden. Aber was tauge ich als Königin? Meine Mutter hat gesagt, ich sei stark und mutig genug für diese Aufgabe. Doch das bin ich nicht, ich bin zu nichts nütze. Mama? Was ist mit uns geschehen? Wie ist es möglich, dass du tot bist und ich die Königin eines Königreichs, das ich noch nicht mal fassen kann?
    Vor dem Wandbehang stand eine Marmorskulptur. Sie stellte ein vielleicht fünf- oder sechsjähriges Mädchen dar, dessen Röcke sich in Reihen aus Ziegelsteinen verwandelten: Das Mädchen wurde

Weitere Kostenlose Bücher